Pinguine: Die Fronten scheinen verhärtet
Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Jörg Hellwig bringt gleichzeitig einige atmosphärische Störung ans Licht.
Krefeld. Eilig entfernten die Krefeld Pinguine am Dienstag das Gruppenfoto von der Homepage, auf dem sich vor einem Monat der neue Aufsichtsrat voller Optimismus vorgestellt hatte. Doch selbst diese Korrektur missglückte, denn die Tatsache des Amtsantrittes schaffte auch der plötzliche Rücktritt — übrigens noch nicht offiziell bestätigt — des Vorsitzenden Jörg Hellwig ja nicht aus der Welt. Auch wenn sich wohl manche dies wünschen. Zwar kann man bis zur Rückkehr Hellwigs aus China am Wochenende über die offizielle Begründung nur spekulieren, aber der Scherbenhaufen ist schon jetzt groß, die Fronten scheinen verhärtet.
Beispiel Nachwuchs: Bleibt Hellwig Vorsitzender des Krefelder, dürfte die Kooperation mit den Pinguinen mindestens atmosphärisch schwieriger werden. Denn Hellwig soll eine Ablösung von Geschäftsführer Robert Haake sowie dem Sportlichen Berater Rüdiger Noack geplant haben. Haake bestritt zwar am Dienstag gegenüber der WZ einen Zwist mit Hellwig, betonte den guten Kontakt, aber die Position des Geschäftsführers wurde zuletzt immer wackliger. Dass Hellwig schon bei seiner Vorstellung unüberhörbar Kritik an Haake äußerte, war ein deutlicher Hinweis.
Man habe trotz vieler Zuschauer und Sponsoren nicht den im Etat angesetzten Ertrag erwirtschaftet. Mehr Umsatz, weniger Gewinn — da gerät ein Geschäftsführer in Erklärungsnot, hat der doch die zur Erklärung herangezogenen Rabatte und Aktionen eingeführt. Folgt man Hellwigs Argumentation, hätten die Pinguine auch ohne die verletzungsbedingten Nachverpflichtungen „Miese“ gemacht — trotz eines Schnitts von 4486 Zuschauern je Heimspiel.
Berater Rüdiger Noack ist vielen beim Nachwuchs ein Dorn im Auge. Dort bewertet man die eigenen Leistungen und Erfolge viel höher als die DDR-Eishockeylegende. Noack seinerseits legt die Messlatte höher und internationaler. Sein großes Plus: Deutschlandweit und international genießt niemand in Krefeld ein ähnliches hohes Renommee als Kenner der Eishockey-Szene.
Vor einer Zerreißprobe dürfte auch die Fan-Gruppierung Pinguine Supporters stehen. Die hatten nach eigenem Bekunden viele der Aktionen angeregt, die Haake ins Schussfeld des 30-Tage-Vorsitzenden Hellwig rückten. Und gleichzeitig lobte Hellwig den Supporters-Vorstand als für ihn “wichtige Autoren“ des „Konzeptes KEV 2015“.
Dass die Nachricht vom Rücktritt Hellwigs in dessen Abwesenheit ausgerechnet aus dem Kreis der Altgesellschafter nach außen getragen wurde, dürfte kein Zufall gewesen sein. Zum einen „erschreckten“ Hellwigs Tempo und Führungsanspruch, zum anderen dürfte es durch die Schrammen und Verletzungen der früheren Machtkämpfe innerhalb der Gesellschafter eine gehörige Portion Schadenfreude gegeben haben. Denn der zurückgetretene Hellwig und seine Stellvertreterin Kirsten Schubert waren Personalvorschläge des machtbewussten Aufsichtsrates Wolfgang Schulz.