Pinguine: Trotz der Neuzugänge fehlen Spieler

Die Krefelder benötigen einen zusätzlichen Verteidiger. Der ist nicht zu bekommen.

Krefeld. So mancher KEV-Fan geriet bei dieser Aussage ins Stutzen. „Wir mussten ja zum Schluss mit dreieinhalb Verteidigern spielen“, sagte Trainer Rick Adduono nach der 2:3-Niederlage der Krefeld Pinguine gegen den Angstgegner in der Deutschen Eishockey Liga, die Straubing Tigers.

Personalmangel, obwohl die Pinguine ihren Kader so aufgestockt haben, dass sie mit elf „Ausländern“ zwei mehr auf der Lohnliste haben, als pro Spiel eingesetzt werden dürfen?

Doch nachgerüstet wurden in Tomas Kurka und Kevin Clark zwei Außenstürmer, der dringend benötigte zusätzliche Verteidiger oder ersatzweise ein Mittelstürmer waren nicht zu bekommen. „Der Markt ist leergefegt“, kommentierte Berater Rüdiger Noack die erfolglose Suche.

Die Entwicklung ist eine Folge der Verwerfungen auf dem europäischen Spielermarkt. „Mein Agent hat mit Klubs in Skandinavien und Tschechien verhandelt, aber dann kamen die Lockout-Spieler und ich musste nach Weißrussland“, erlebte Pinguine-Zugang Tomas Kurka die Auswirkungen am eigenen Leib.

Für die kommende Saison droht neues Ungemach: Im traditionsbewussten Schweden wird die Ausländerbeschränkung ersatzlos gestrichen; die Finnen werden wohl in den nächsten Tagen folgen. Damit entstünde für die ohnehin immer spärlicher werdenden europatauglichen Nordamerikaner ein höchst lukrativer Arbeitsmarkt. „Was gibt es besseres, als dort in sechs Monaten richtig Geld zu verdienen“, verdeutlicht Mannheims Manager Teal Fowler die Vorteile der dortigen Saisonarbeitsgesetze.

Warum man im Norden, wo man so stolz auf seine eigenen Eishockeyspieler ist, nun den Markt für Ausländer öffnet? Weil man für die nicht NHL-fähigen mittelmäßigen einheimischen Spieler so viel bezahlen muss, dass die Klubs finanziell überfordert sind. Keine Ausländerbeschränkung, größeres Spielerangebot und dadurch sinkende Preise für die überteuerte Mittelklasse — das genau war 1995 bei Gründung der DEL ein Kernargument. Und eines, das die Klub-Manager hinter vorgehaltener Hand heute wieder anbringen.

Kein Wunder: Es mangelt an einheimischen Spielern mit nachdrücklicher DEL-Qualität. Die sind entsprechend begehrt und teuer, treiben aber im Kielwasser auch die übrigen Gehälter nach oben. „Einige können kaum geradeaus laufen, und wollen 30 000 Euro haben. Das ist doch Wahnsinn“, meint Noack.

Vor allem, weil dadurch das Geld für qualitativ hochwertige Ausländer fehlt — was ja in den vergangenen DEL-Jahren deutlich sichtbar wurde. „Aber nur wenn die jungen deutschen Spieler täglich von richtig guten Ausländern lernen können, werden sie auch besser“, so Mannheims Teal Fowler.

Bei dieser Marktlage wundert es nicht, dass ligaweit selbst ältere Spieler wie Pinguine-Kapitän Herberts Vasiljevs (36) derzeit heftig umworben werden.