Pinguine-Geschäftsführer Matthias Roos „Vielleicht nehme ich einen Job, in dem ich am Wochenende frei habe“

Krefeld · Matthias Roos kam als Geschäftsstellenleiter zu den Krefeld Pinguinen, rettet sie vor Wochen vor der Insolvenz – jetzt geht er.

Verlässt nach zuletzt aufreibenden Wochen die Krefeld Pinguine: Matthias Roos.

Foto: City-Press GbR/City-Press

Jetzt ist Urlaub. Darauf freut sich Matthias Roos nach fordernden Monaten bei den Krefeld Pinguinen. Der Geschäftsführer wendete mit den Gesellschaftern die monatelang drohende Insolvenz des Klubs aus der Deutschen Eishockey Liga ab, geht jetzt aber von Bord. An einer Abrechnung mit Ex-Gesellschafter und Kontrahent Mikhail Ponomarev ist ihm offenbar nicht gelegen.

Wie ist der aktuelle Stand, Herr Roos, ist Ihr Arbeitsverhältnis offiziell beendet?

Matthias Roos: „Der Wechsel in der Geschäftsführung wurde bereits im Mai vollzogen, meinen letzten offiziellen Arbeitstag hatte ich vergangenen Montag. Ich war aber auch am Dienstag und Donnerstag noch kurz in der Geschäftsstelle und bin gewissermaßen noch auf Abruf. Solange das Lizenzierungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist, stehe ich mit der neuen Führung weiter im Austausch.“

Konnten Sie nach den aufreibenden Wochen in diesem Jahr schon ein wenig loslassen?

Roos: „Ich glaube, dass ab dem Moment, als das Geld von der neuen Hauptgesellschafterin auf dem Konto war und zum 30. April alles bezahlt werden konnte, ab dann ist der Druck von Tag zu Tag weniger geworden. Deswegen würde ich schon sagen, dass ich mittlerweile entspannt bin.“

War die Situation sehr belastend?

Roos: „Ja, das war schon heftig, das wünsche ich so niemandem. Es waren letztendlich zwölf, 13 Monate, die sich die ganze Problematik hingezogen hat. Es fing im Februar letzten Jahres an, im April hatte Herr Schulz dann die Lizenzierung noch alleine gestemmt, und als es dann im September öffentlich wurde, lief es auch sportlich nicht mehr. Wir hatten damals einen guten Saisonstart und waren nach vier Spieltagen Vierter. Dann kamen neun Niederlagen, die mit Sicherheit auch etwas mit den Geschehnissen drumherum zu tun hatten, und wenn es sportlich nicht läuft, dann wird der Druck ohnehin größer. Es war defintiv nicht schön, und das möchte ich so nicht mehr erleben. Ich habe aber von der Geschäftsstelle und allen Leuten, mit denen ich zusammengearbeitet habe, immer volle Rückendeckung bekommen, und da möchte ich mich auch nochmal bei allen Leuten bedanken.

Sie haben immer dafür gekämpft, die Pinguine vor der Insolvenz zu bewahren. Fühlen Sie sich also ein stückweit als ein Sieger?

Roos: „Man könnte jetzt sagen, ich bin der Sieger, weil ich den Machtkampf mit Herrn Ponomarev gewonnen habe, weil er früher als ich ’raus war und weil es jetzt weitergeht. Aber das fühle ich jetzt nicht. Ich könnte auch genauso argumentieren, dass es nur Verlierer gibt, weil wir ja irgendwo eine Saison weggeworfen haben. Deswegen würde ich es nicht so bewerten, ob es jetzt einen Sieger oder einen Verlierer gibt. Die Rettung durch Herrn Ansaldi war die letzte Ausfahrt vor der Insolvenz. Der Insolvenzantrag war bereits fertig, und ich war kurz davor, ihn abzugeben. Deswegen ist es jetzt vor allem wichtig, dass die Krefeld Pinguine immer noch da sind und dass wir guter Dinge sind, das Lizenzprüfungsverfahren zu bestehen.“

Gab es irgendwann noch einmal Kontakt zu Herrn Ponomarev?

Roos: „Nein, das gab es nicht. Um etwas abschließend bewerten zu können und vielleicht auch irgendwo etwas für sich selber zu lernen, warum etwas schiefgelaufen ist, hätte mich schon interessiert, wann es für ihn zum Bruch mit mir kam. Andere sagen, dass ich da gar nicht drüber nachdenken soll, weil er ohnehin nicht zahlen wollte und nur nach Ausreden gesucht hat. Aber er hatte und hat seine Gründe, wie er Dinge tut oder wie er sie eben nicht tut, und so ist es eben.“

Ist es schade, dass Ihre Amtszeit rückblickend unter diesem Überlebenskampf stand?

Roos: „Grundsätzlich ist es schade, aber auch nicht nur für mich, sondern insgesamt für die Krefeld Pinguine. Wir haben sportlich nicht das geschafft, was wir uns vorgenommen haben, und das ist bitter. Rein von den Fakten her haben wir unter mir dreimal die Play-offs verpasst, aber das Leben ist für mich nicht immer Schwarz oder Weiß. Es wurden viele gute Entscheidungen getroffen, wir hatten viele gute Spieler hier, mit denen man die Ziele erreichen konnte. Es ist halt so, dass man für die Spieler Bedingungen schaffen muss, unter denen sie sich zu 100 Prozent auf Eishockey konzentrieren können, und das war in der letzten Saison 40 Spiele nicht der Fall. Deswegen kann man die sportliche Leistungsfähigkeit nicht bewerten.“

Spieler wie Chad Costello, Daniel Pietta oder Oskar Östlund müssen gehen – in wie weit können Sie die Personalplanung der neuen Führung nachvollziehen?

Roos: „Es ist halt immer die Frage, welchen Ansatz man wählt, um welche Idee umzusetzen. Mein Ansatz war, dass ich von der Arbeit von Pierre Beaulieu überzeugt bin und man im Team eigentlich gar nicht viel hätte austauschen müssen. Natürlich hätte ich Daniel und Chad behalten, und Oskar Östlund habe ich einen Zweijahresvertrag gegeben, weil ich große Stücke auf ihn halte. Wenn man drei, vier neue Importspieler holt, für die Spieler, die letztes Jahr eben nicht ihre Leistung gebracht haben, dann hätte man meiner Meinung nach schon einen großen Schritt nach vorne machen können. Jetzt ist aber in Glen Hanlon ein neuer Trainer da, der einen anderen Ansatz hat, und dementsprechend muss dann auch die Mannschaft angepasst werden.“

Und der neue Ansatz sieht vor, noch mehr auf junge Spieler, am besten aus der eigenen Jugend, zu setzen.

Roos: „Es braucht halt Zeit. Der Ansatz ist ja kein neuer und ähnelt schon dem, den wir auch befolgt haben. Krefeld war immer ein Standort, der auf den eigenen Nachwuchs gesetzt und der einen guten Nachwuchs hatte. In der letzten Saison haben wir auf erfahrene Importspieler gesetzt, das hat nicht so funktioniert, die neue Führung will auch da verjüngen. Am Ende ist es in Krefeld aber immer irgendwo ein Risiko, das wir eingehen müssen, weil wir einfach nicht die finanziellen Mittel besitzen, um abzuwarten, wie sich ein junger Spieler in der DEL entwickelt, um ihn dann abzugreifen.

Haben Sie ein gutes Gefühl dabei, den Verein jetzt so zu übergeben?

Roos: „Rein wirtschaftlich steht die GmbH so gut da wie seit vielen Jahren nicht mehr. Die Alt-Gesellschafter haben auf 6,2 Millionen Euro Darlehen verzichtet, aktuell stecken deutlich unter eine Millionen Euro Darlehen in der GmbH. Damit sind wir wahrscheinlich der gesündeste Klub der Liga.“

Wie geht es für Sie jetzt weiter?

Roos: „Erst einmal geht es jetzt für zwölf Tage in die Berge. Danach bin ich mit Sicherheit nochmal ein paar Tage hier in Krefeld, ich werde meine Wohnung hier auch zunächst behalten. Ich denke, Ende Juli fliege ich dann in die USA.“

Sehen wir Sie bald in der DEL wieder?

Roos: „Das weiß ich noch nicht. Ich bin seit Januar im Austausch mit potenziellen Arbeitgebern, und da waren auch DEL-Vereine dabei. Aber ich muss für mich jetzt auch erstmal die Grundsatzfrage stellen, ob ich im Eishockey oder im Sport bleiben möchte. Auch in anderen Sportarten gibt es interessante Jobs, aber vielleicht wünsche ich mir auch mal einen Job, in dem man von Montag bis Freitag arbeitet und am Wochenenende frei hat. Der Zeitpunkt wird kommen, wenn ich für mich sagen kann, jetzt sind meine Akkus wieder voll, und ich habe die Energie für etwas Neues.“