Aufräumer in DEB-Abwehr Tragende WM-Rolle von Dennis Seidenberg

Köln (dpa) - Dennis Seidenberg allein genügt nicht. Gegen Eishockey-Rekordweltmeister Russland am Montag muss vor allem von der deutschen Abwehr mehr kommen, um eine Chance auf eine WM-Sensation zu haben.

Der 35 Jahre alte NHL-Routinier ist bei der Heim-WM bislang der einzige Verteidiger, der in der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes höchsten Ansprüchen genügt. „Ich weiß genau, was ich von ihm bekomme. Und das ist genau das Richtige und das Tolle an Dennis, weil er ein sehr solider Verteidiger ist, der sehr wenige Fehler macht“, lobte Bundestrainer Marco Sturm seinen auch beim 2:7 am Samstag gegen Titelfavorit Schweden besten Mann.

Der Stanley-Cup-Sieger von 2011 ist bislang Stabilitätsfaktor der nicht immer sicheren deutschen Abwehr. Sein früherer Mitspieler und aktueller Coach Sturm hat sich in den bisherigen zwei WM-Spielen voll auf ihn als Führungsfigur verlassen können. Der Profi der New York Islanders, seit 15 Jahren in der nordamerikanischen Profiliga NHL aktiv, überzeugt bei der WM in Köln und Paris als Aufräumer.

Fehlerlos erledigte der ältere Bruder von Stürmer Yannic Seidenberg in Köln beim gefeierten 2:1 gegen die USA und selbst bei der Lehrstunde gegen Schweden seinen Job. Auch im Offensiv-Spiel verleiht Seidenberg Sicherheit und bereitete bereits zwei deutsche Tore vor. Mit seinem Schuss ermöglichte der Routinier gegen die US-Boys den Siegtreffer von Patrick Hager.

Auch abseits des Eises wirkt der Millionär deutlich lockerer und professioneller als so mancher DEL-Profi. Ausgeglichen und geduldig bezieht der Aushilfs-Kapitän für den verletzten Christian Ehrhoff stets Stellung. „Wir sind nicht abgehoben. Wir wissen schon, dass wir gegen die USA viel Glück hatten“, bilanzierte er.

Seidenbergs tragende Rolle und seine starken Leistungen bislang sind allerdings durch die Fehler seiner Nebenleute umso auffälliger. Vor allem Ehrhoff fehlt. „Man vermisst ihn schon sehr. Jede Sekunde im Spiel wünscht man ihn herbei“, räumte Seidenberg ein. Er hofft, dass der ehemalige NHL-Verteidiger bald in die Mannschaft rückt. „Ich weiß, dass es ihm etwas besser geht“, sagte Seidenberg. Sturm verneinte dies nach dem Schweden-Spiel allerdings.

Neben Goalie Thomas Greiss, dem Matchwinner gegen die USA, und Stürmer Tobias Rieder ist Seidenberg aktuell einer von drei deutschen NHL-Profis im WM-Kader. Weitere Hilfe aus der stärksten Liga der Welt lässt noch länger auf sich warten. Vor allem Shootingstar Leon Draisaitl von Edmonton wünschen sich Seidenberg und Sturm herbei.

Frühestens in der Nacht zum Dienstag könnte zudem die Saison für Torhüter Philipp Grubauer mit Washington enden. Am Montag gegen den 27-maligen Weltmeister Russland wird Greiss voraussichtlich wieder im Tor stehen. Gegen die Schweden war Seidenbergs Teamkollege von den Islanders von seinen Vorderleuten im Stich gelassen worden und an seine Grenzen gestoßen. „Wir müssen gegen die Russen aggressiver spielen“, forderte Seidenberg.