Borussia gegen Fortuna Als Fohlen-Legende Wolfgang Kleff Gladbach die Meisterschaft kostete

Mönchengladbach · Ausgerechnet im Trikot von Fortuna Düsseldorf verhinderte Ur-Borusse Wolfgang Kleff in der Saison 83/84 den sechsten Titelgewinn der Fohlen. Jupp Heynckes hatte damals keine Verwendung mehr für "Otto".

 Der ehemalige Torwart von Borussia Mönchengladbach Wolfgang Kleff im Jahr 2016 in Mönchengladbach.

Der ehemalige Torwart von Borussia Mönchengladbach Wolfgang Kleff im Jahr 2016 in Mönchengladbach.

Foto: picture alliance/dpa/Roland Weihrauch

Wenn am Samstag mal wieder das Niederrhein-Derby zwischen Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengladbach auf dem Spielplan der Fußball-Bundesliga steht, dann macht es sich Wolfgang Kleff auf dem heimischen Sofa gemütlich. „Ich schaue mir die Partie im Fernsehen an. Bei dem Verkehr rund ums Stadion müsste ich ja bereits um acht Uhr morgens losfahren", meinte Kleff im Gespräch mit der WZ auf seine bekannt humorige Art. Der 73-Jährige wird seine Daumen für Gladbach drücken. „Die sportliche Heimat verleugnet man nicht. Die Borussia ist tief in meinem Herzen verwurzelt", sagte Kleff.

Doch ausgerechnet einer der Ur-Borussen verhinderte einst, dass auf dem Briefbogen nun sechs statt fünf deutsche Meisterschaften stehen. Nicht, dass er gravierend gepatzt hätte. Kleff trug in jener Saison 1983/84 gar nicht mehr das Trikot der "Fohlenelf", er war bereits ein Jahr vorher zu Fortuna Düsseldorf gewechselt. „Jupp Heynckes hatte mir seinerzeit gesagt, dass er in Uli Sude einen jüngeren bevorzugen möchte. Ich wollte dennoch bleiben und habe gesagt, dass ich mit meinen 35 Jahren schon ein ruhiger zweiter Mann sein würde. Jupp aber meinte, dass die Fans nach mir rufen könnten und dies Sude verunsichern könnte."

0:4 nach 37 Minuten - Gladbachs Winterstarre in Düsseldorf ließ wertvolle Punkte liegen

Gleich im ersten Aufeinandertreffen schenkten die Gladbacher ihrem ehemaligen Torhüter mit einem 5:0 kräftig ein, doch schon beim Rückspiel verhalf Kleff den Düsseldorfern zu einem 2:1. Richtig unangenehm wurde es für die Borussia dann aber erst in der folgenden Saison. An deren Ende lief das Team von Trainer Jupp Heynckes punktgleich hinter dem VfB Stuttgart sowie dem Hamburger SV auf Platz drei ein. Der Bökelberg war bei 15 Siegen und zwei Remis eine Festung. Dass der Titel ein Traum blieb, lag an der Fortuna sowie Kleff. Unter anderem seine Paraden kosteten Gladbach drei wichtige Punkte.

Neben Eintracht Frankfurt nämlich schaffte es nur der Nachbar, einen Punkt vom Bökelberg zu entführen. Am ersten Spieltag konnte Kurt Pinkall erst in der 79. Minute den Rückstand durch Atli Edvaldsson egalisieren. Noch bitterer wurde es im Rückspiel. An einem kalten Freitag Abend im Januar lagen die "Fohlen" nach Treffern von Edvaldsson, Bockenfeld, Bommer und Thiele schon nach 37 Minuten mit 0:4 zurück. Uwe Rahn gelang im Rheinstadion nach der Pause nicht mehr als der Ehrentreffer. „Und zwei Wochen später haben wir dann auch die Bayern mit 4:1 nach Hause geschickt", sagte Wolfgang Kleff.

„Absteigen konnten wir nicht, schließlich stand ja ich im Tor"

Dass Fortuna danach trotz ihres Torhüters in 14 Spielen nur noch vier weitere Punkte aufs Konto packen konnte und bis auf Rang 14 durchgereicht wurde, hat Kleff nicht ins Schwitzen gebracht. „Absteigen konnten wir ja nicht, schließlich stand ja ich im Tor", sagte er mit einem Grinsen. Für Gladbach aber bedeuteten seine Paraden am Ende die fehlenden Punkte zum Titel. Doch da war Kleff trotz seiner Liebe zur Borussia durch und durch Profi. „Wenn ich aufs Spielfeld gehe, will ich auch gewinnen. Da ist dann kein Platz für Sentimentalitäten. Und ehrlich gesagt, war es auch eine kleine Genugtuung. Ich glaube, der Jupp war überrascht."

Am Samstag allerdings sind für den ob seiner Ähnlichkeit zum Komiker Otto Waalkes bis heute "Otto" gerufenen Wolfgang Kleff die Sympathien klar verteilt. „Ich hoffe, die Fortuna hält die Klasse. Aber ich war natürlich viel länger bei der Borussia, da ist das Hemd einfach näher als der Frack", meinte der gebürtige Schwerter. Seine Hoffnung ist, dass die sechste Meisterschaft vielleicht doch noch auf den Briefkopf kommt. „Wenn man die Strecke von 34 Spieltagen zu Grunde legt, dann müsste man eigentlich nein sagen. Aber die Chance ist dieses Jahr da. Eventuell lässt sie sich ja doch wahrnehmen." 1984 ist sie an Kleff abgeprallt.