Aufregung um Nürnberger „Phantomtor“

Mönchengladbach (dpa) - Gertjan Verbeek konnte es kaum fassen und auch seine Nürnberger Spieler fühlten sich wegen eines vermeintlich regulären Treffers, der bei der Niederlage in Mönchengladbach nicht anerkannt wurde, benachteiligt.

„Das kann nicht sein, dass wir am Ende zu kurz kommen und deshalb vielleicht absteigen müssen. Selbst in Australien haben sie einen Video-Schiedsrichter. Wir brauchen eine Technologie“, forderte der Trainer des 1. FC Nürnberg, nachdem seinem Team beim 1:3 (1:0) im Spiel bei Borussia Mönchengladbach das vermeintlich klare Tor verwehrt wurde.

Die Szene in der 81. Minute war der große Aufreger und womöglich spielentscheidend dazu. Nachdem Gladbach durch ein Tor von Juan Arango (72.) und ein Eigentor von Niklas Stark (75.) den 0:1-Rückstand gerade gedreht hatte, landete ein Schuss von Josip Drmic zuerst am Querbalken und dann scheinbar hinter der Linie. Aber hat der Ball die Torlinie wirklich komplett überschritten?

FIFA-Schiedsrichter Christian Dingert sah es nicht so. „Der Ball muss mit vollem Durchmesser über der Linie sein. Das war er nicht“, sagte der Referee. Die Nürnberger hielten dagegen und fühlten sich um den Lohn gebracht. „Das ist sehr bitter und wäre ein wichtiges Tor für uns gewesen“, sagte Torhüter Raphael Schäfer nach der wohl unglücklichsten Niederlage der Saison und Verteidiger Emanuel Pogatetz ergänzte: „Wir hätten heute einen Punkt verdient.“

Selbst die Gladbacher Spieler stützten die Forderung des Nürnberger Trainers. „Wir haben i-pads, i-phones, aber wir haben keine Torlinientechnik. Heute haben wir ein bisschen Glück gehabt“, sagte Verteidiger Tony Jantschke.

Der vermeintliche Tor-Klau war dabei nicht das einzige Pech der Nürnberger. Zuvor hatte den sieglosen Tabellenletzten ein Eigentor aus der Bahn geworfen und ein möglicher Elfmeter blieb ihnen auch verwehrt. Zwar traf Granit Xhaka im Duell mit seinem Schweizer Nationalmannschaftskollegen Drmic zuerst den Ball, doch dann auch den Mann. Trainer Verbeek regte sich darüber fast mehr auf als über das nicht gegebene Tor. „Das Phantomtor nehme ich dem Schiedsrichter nicht übel, das hat er nicht gesehen. Aber das kann doch nicht wahr sein, dass das kein Elfmeter ist“, meinte Verbeek.

Mit einem möglichen 2:0 hätten die Nürnberger, die durch Drmic in Führung gegangen waren (21.), dann wohl ihre Negativserie beenden können. Stattdessen gelang Patrick Herrmann kurz vor Schluss sogar noch das 3:1 für die Borussia (87.).

Trotz des erneuten Rückschlages sind die Fortschritte im Spiel der Nürnberger unter ihrem neuen Coach unübersehbar. „Wir sehen, was er vorhat. Wir spielen einen ganz anderen Fußball“, befand Manager Martin Bader. Tatsächlich waren die Gäste über weite Strecken im fast ausverkauften Borussia-Park die bessere Mannschaft. „Der Prozess stimmt mich zufrieden. Wir sind auf einem guten Weg“, sagte auch Verbeek, obwohl sein Team seit 12 Spielen auf einen Sieg wartet.

Die Gladbacher feierten ihren sechsten Sieg im sechsten Heimspiel und konnten damit den Vereinsrekord aus dem Jahre 1987 einstellen. Zudem schaffte der Tabellenvierte erstmals seit fast zwei Jahren wieder drei Siege in Serie. „Das war heute ein Sieg der Moral, aber man hat auch gesehen, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen“, sagte Manager Max Eberl.

Profitiert hat sein Team dabei einmal mehr von einem der magischen Momente Juan Arangos. Der Venezolaner traf mit seinem feinen linken Fuß aus knapp 20 Metern zum Ausgleich. Der Freistoß, der zum Eigentor und dem 2:1 führte, kam auch von Arango. „Er war heute unser Dosenöffner“, meinte Eberl. Dennoch scheint fraglich, ob der zum Saisonende auslaufende Vertrag des 33-Jährigen verlängert wird.

Trainer Lucien Favre schwärmte fast poetisch von der hohen Kunst des Mittelfeldspielers. „Es ist seine Periode, wenn das Wetter nicht so gut ist, der Boden tief. Dann macht er seine Tore. Man kann das nicht glauben mit ihm.“