„Leben kann brutal sein“ Augsburg und Gladbach müssen rechnen
Mönchengladbach (dpa) - Die Profis vom FC Augsburg konnten es nicht glauben. Da führten sie fast bis zur letzten Sekunde, waren dem wichtigen Dreier in Mönchengladbach so nah - und dann gelang ausgerechnet einem ehemaligen Augsburger in der vierten Minute der Nachspielzeit der Treffer zum 1:1 (0:0).
„Das Leben kann brutal sein“, kommentierte Augsburgs Österreicher Martin Hinteregger das Ausgleichstor von André Hahn. In der Tat. Zumindest im Fußball. Denn hätten die Schwaben das 1:0 durch den Isländer Alfred Finnbogason (57. Minute) vor den 52 362 Zuschauern im Borussia-Park über die Zeit gerettet, stünden statt 36 nun 38 Zähler in der Bilanz. Hinteregger sprach die negativen Folgen der Defensiv-Fehlerkette, die zum 1:1 führte, klar an: „Der Abstiegskampf geht in die nächste Runde.“
Und dieses Aufbegehren hat es in sich. Am Samstag gastiert Dortmund in der Fugger-Stadt, am 20. Mai kommt es zum möglichen Showdown bei 1899 Hoffenheim. Manager Stefan Reuter, der ehemalige BVB-Profi, setzt zumindest im Heimspiel gegen seine einstigen Schwarzgelben nicht nur auf fußballerische Augsburger Qualitäten, sondern auch auf die Leidenschaft der Fans: „Die Dortmunder müssen spüren, dass sie nicht gegen elf, sondern gegen ein ganzes Stadion spielen.“
Immerhin blieb die kleine FCA-Serie nicht verlorener Spiele erhalten. Aber es ist eben nur eine Mini-Serie nach dem 4:0 gegen den Hamburger SV und dem Remis von Mönchengladbach. „Drei Punkte heute wären extrem wichtig gewesen“, sagte Finnbogason, für den die Nachspielphase nahezu eine psychische Tortur war. „Das Schlimmste ist, dass wir den Ball haben und Zeit von der Uhr nehmen können“, schilderte der Isländer die Sekunden vor Hahns 1:1.
FCA-Trainer Manuel Baum war sauer - aber nur kurz: „Natürlich bin ich verärgert, wenn man führt und so spät den Ausgleich bekommt.“ Dann erkannte er aber auch den Wert des Unentschiedens an, als er festhielt, es sei ja nicht unbedingt selbstverständlich, bei einem Europa-League-Kandidaten einen Punkt zu holen. „Ein, zwei Tage ist das sicher bitter, aber wir haben alles in der eigenen Hand“ - Finnbogason fasste es mit Blick zurück auf den Hahn-Treffer und mit Blick nach vorn auf den 13. und 20. Mai am trefflichsten zusammen.
Rechnen müssen beide Vereine bis zum Schluss. „Der Punkt könnte nichts, aber auch eine ganze Menge wert sein am Ende“, sagte Weltmeister Christoph Kramer zu den 43 Zählern, mit denen die Borussia noch immer an eine Europacupteilnahme denken kann.
Bei Trainer Dieter Heckings früherem Arbeitgeber Wolfsburg und gegen Absteiger Darmstadt soll die Teilnahme am internationalen Wettbewerb noch möglich gemacht werden. Sportdirektor Max Eberl schränkte die Aussichten verbal allerdings schon erheblich ein: Nur „ein Stück weit“ bleibe man im Rennen um die Europa-League-Plätze.