Bundesliga Borussia Mönchengladbach - Erfolg eine Frage des Systems?

Mönchengladbach · Gegen Bochum stellte Gladbachs Trainer Seoane personalbedingt von 3-5-2 auf 4-3-3 um. Für die Stärken einiger Spieler war das unübersehbar von Vorteil.

Frank Honorat, hier Duell mit Jamal Musiala, erzielte nach seiner Einwechslung das 5:2 gegen Bochum.

Frank Honorat, hier Duell mit Jamal Musiala, erzielte nach seiner Einwechslung das 5:2 gegen Bochum.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Borussia Mönchengladbach ist Spitzenreiter, erst auf Platz elf steht Bayer 04 Leverkusen. Was sich nach einer Tabelle aus den frühen 80er-Jahren anhört, ist die aktuelle Rangliste in Sachen Chancenverwertung. 32,5 Prozent seiner Möglichkeiten hat das Team von Trainer Gerardo Seoane genutzt, bei der Werkself sind es 29,6. Die Krux dieser Statistik ist jedoch, dass die Fohlen mit 126 Chancen 73 weniger herausgespielt haben als die Mannschaft von Xabi Alonso - pro Partie also mehr als drei weniger.

Beim 5:2 gegen den VfL Bochum erspielte sich die Borussia satte zehn Chancen und jede zweite ergab dann auch einen Treffer. Doch nicht nur das - in N'Goumou, Weigl, Reitz, Jordan und Honorat gab es überdies fünf verschiedene Torschützen. So etwas hatte es seit über 13 Jahren nicht mehr gegeben. Am 29. August 2010 trafen beim 6:3 in Leverkusen Herrmann (2), Brouwers, Arango, Idrissou und Reus.

Damals setzte Trainer Michael Frontzeck auf ein 4-2-3-1-System, gegen Bochum ließ Seoane in einem 4-3-3 agieren und plötzlich waren einige Knoten geplatzt. Schließlich hatte sich die Borussia in ihrem meist praktizierten 3-5-2 bei den fünf sieglosen Partien zuvor mit mageren zwei Punkten und nur zwei Treffern äußerst harmlos präsentiert. Nun waren präziser Aufbau, spielerische Ideen sowie offensiver Witz zu sehen. „Es hat sich auf dem Weg nach vorne von Anfang an gut angefühlt", sagte Florian Neuhaus.

Vor der Partie beim FSV Mainz 05 ergibt sich daher die Frage, ob Seoane das 4-3-3 beibehält. Gegen Bochum stellte er auf Grund der Sperren von Itakura und Elvedi sowie der Erkrankung von Netz personalbedingt um. Das Trio steht in Rheinhessen wieder zur Verfügung, doch warum sollte dies auch zurück zum alten System führen? Instabil hat sich die drittschlechteste Defensive der Liga stets gezeigt, offensiv aber sind Varianten vor einer Viererkette den Stärken einiger Akteure im Kader deutlich zuträglicher.

Franck Honorat ist im 3-5-2 überlastet und verschenkt

So kann im Mittelfeld Florian Neuhaus seine Stärken viel besser einbringen. Gegen Bochum kurbelte der 26-Jährige an, löste Dinge fantasievoll auf und drang auch immer wieder dynamisch in den Strafraum ein. „Flo hat sich gegen und mit dem Ball sehr intelligent verhalten. Systembedingt hat er jüngst weniger Einsatzzeiten gehabt", meinte Seoane und gab zudem auch zu: „Sicherlich ist der Gedanke an defensive Stabilität zu Lasten unserer Flügelspieler gegangen."

Als da wäre Nathan N'Goumou. Der 23-jährige Franzose wirbelte gegen Bochum erst auf dem rechten sowie später auf dem linken Flügel wie selten, erzielte das 1:0 und bereitete das 3:0 vor. „Wir haben heute vertikal schneller agiert und den Ball vorne öfter festmachen können. Wenn so etwas gelingt, dann kommt eine Mannschaft auch besser ins Fußballspielen", erklärte Sportdirektor Roland Virkus.

Dieses Fußballspielen beherrscht besonders Franck Honorat, doch das 3-5-2 hat keinem im Kader so sehr seine Stärken genommen wie dem 27-Jährigen. Als auch nach hinten arbeitender Außenbahnspieler musste er viel zu viel Defensivarbeit übernehmen, zudem kosteten die weiten Wege Kraft. Jüngst wirkte Honorat vielleicht auch deshalb überspielt und musste auf der Bank Platz nehmen. Gegen Bochum aber war er nach seiner Einwechslung im 4-3-3 an allen drei Treffern nach der Pause beteiligt.

Insgesamt erzielte der Mann aus Toulon zwar erst zwei Treffer, er bereitete jedoch schon neun vor und leitete weitere sechs mit dem sogenannten vorletzten Pass ein. Damit ist Honarat an 17 der bisher 41 Gladbacher Treffer direkt beteiligt gewesen. Im 4-3-3 kann er seine Stärken Tempo, exakte Pässe sowie präzise Flanken definitiv besser einbringen und genau dafür wurde er ja schließlich auch für acht Millionen Euro Ablöse von Stade Brest gekauft. Spannend, wie Seoane in Mainz spielen lässt.