Borussia Mönchengladbach Neuer Druck für Florian Neuhaus

MÖNCHENGLADBACH · Borussia Mönchengladbachs Sportchef Roland Virkus warnt vor einer möglicherweise zu schnellen Nationalmannschaftsberufung von Senkrechtstarter Rocco Reitz. Für Florian Neuhaus entsteht neuer Druck.

Ungewisse Zukunft: Bei Florian Neuhaus kommen Erwartung und Realität noch nicht überein.

Foto: dpa/Federico Gambarini

. Borussia Mönchengladbachs Sportchef Roland Virkus warnt vor einer möglicherweise zu schnellen Nationalmannschaftsberufung von Senkrechtstarter Rocco Reitz. „Das geht mir alles ein bisschen zu schnell“, sagte Virkus in einem Interview der „Sport Bild“ zu einer möglichen EM-Teilnahme des Gladbacher Mittelfeldspielers.

Der 21 Jahre alte Reitz hat sich in der bisherigen Hinserie überraschend bei der Borussia durchgesetzt, ist unumstrittener Stammspieler und Leistungsträger. „Rocco hat seine Chance eindrucksvoll genutzt und eine super Entwicklung hingelegt“, lobte Virkus, befand aber: „Zunächst muss er seine Leistungen in der Rückrunde bestätigen, über alles Weitere entscheiden dann andere.“ In den Gladbacher Foren kam die Zurückhaltung des Gladbacher Sport-Geschäftsführers ob manchen euphorischen Fans nicht nur gut an. „Ich wäre froh, wir hätten mehrere der Sorte Rocco Reitz“, schrieb einer. Virkus aber hat sein Urteil sicher nicht unbedacht gefällt. Jahrelange Arbeit in der Jugend und im Nachwuchsinternat von Borussia haben sein Auge geschärft, was unvollendete Karrieren angeht. Und das Wissen, ob jemand Zuckerbrot oder auch mal Peitsche benötigt. Und: Der Wert des Spielers Reitz, der seinen Vertrag im Herbst bis 2026 verlängert hat in Mönchengladbach, wird sicher auch noch weiter zu steigern sein, ohne dass er sofort übermäßig interessant für andere Vereine zu werden droht.

Klar ist: Reitz hat eigentlich jene Rolle übernommen, die Florian Neuhaus im Gladbacher Trikot annehmen sollte. Unverzichtbarer Teil im Mittelfeld zu sein, eine Art Spielmacher, mindestens Taktgeber. Zwar läuft Neuhaus viel und erinnert in besten Zeiten mit etwas längerem Haar und vereinzelt filigranen Weitpässen potenziell an Zeiten von Günter Netzer. Aber dann crasht er zu oft auf ein Niveau herab, das Netzer fern lag. Physis und Durchsetzungsstärke werden zum echten Mangel bei dem zehnmaligen Nationalspieler, dem auch Virkus vor der Saison eine besondere Rolle zugedacht und ihn mehrfach öffentlich gestärkt hatte. Aber: Trainer Gerardo Seoane ließ ihn mehrfach lange warmlaufen ohne Einwechslung. Einen Transfer von Neuhaus nach dessen enttäuschender Hinserie – Rom oder Sevilla wurden als Zielorte genannt – lehnt Virkus derweil ab. „Denn wir erwarten von Flo, dass er sich der Situation stellt und mit Leistung überzeugt“, sagte Virkus über den Vize-Kapitän, der zuletzt keine Stammkraft mehr war und auch bei DFB-Trainer Julian Nagelsmann wohl nicht mehr auf der EM-Liste steht. Dabei hatte er vor dieser Saison einen Vierjahresvertrag ohne Ausstiegsklausel unterschrieben. Ob Seoane den Kampf um Neuhaus, den Virkus mindestens öffentlich eröffnet hat, überhaupt mitgehen will?