Borussia Mönchengladbach Gladbachs Christoph Kramer – Ein Weltmeister im Wartestand

Mönchengladbach · Dass Christoph Kramer immer wieder tatenlos zusehen, passt ihm mutmaßlich überhaupt nicht. Aber er ist Realist.

Gladbachs Christoph Kramer wird mit dem Alter geduldiger.

Foto: dpa/Marius Becker

Wieder nur ein Minuteneinsatz, erneut wenige Ballkontakte und abermals kein Einfluss aufs Spiel: Stattdessen musste Christoph Kramer tatenlos zusehen, wie seiner Mannschaft mit der letzten großen Szene der Partie in Freiburg, einem verwandelten Foulelfmeter der Gastgeber, zwei Punkte entglitten waren. Kramers Miene sagte dann auch mehr als 1000 Worte, als er vors Mikrofon der Reporterlegende Ulli Potofski trat. „Über das gesamte Spiel gesehen ist das Unentschieden verdient, aber wenn du bis zur Nachspielzeit führst und dann durch einen Elfmeter den Ausgleich bekommst, ist es natürlich sehr bitter. In der zweiten Hälfte haben wir viel zu wenig für die Offensive getan“, sagte Kramer. Dass sich der Weltmeister von 2014 momentan mit Kurzeinsätzen begnügen muss und wohl auch am Freitagabend das Spiel gegen den VfL Wolfsburg (20.30 Uhr Borussia-Park, live auf DAZN) zunächst von der Bank aus beobachten wird, passt ihm mutmaßlich überhaupt nicht. Aber Kramer ist Realist und weiß, dass er die kleinen Schritte akzeptieren muss. „Ich komme aus einer langwierigen Verletzung, da ist Geduld gefragt. Es dauert halt. Ich nehme, was ich kriegen kann, und Spaß macht das Bundesliga-Leben sowieso nach wie vor.“

Weigl spielt auf Kramers Platz
einen soliden Part

233 Bundesligaspiele (zehn Tore, elf Vorlagen) hat Kramer für die Niederrhein-Elf bisher absolviert, dazu kommen 60 weitere nationale und internationale Begegnungen (DFB-Pokal plus Europapokal). Und nicht zu vergessen die zwölf Länderspiele unter Bundestrainer Jogi Löw, auf die der gebürtige Solinger mit Stolz zurückblicken kann. Als erfahrener Haudegen tut sich Kramer naturgemäß schwer mit geringen Einsatzzahlen. Lediglich 50 Minuten hat ihm Cheftrainer Gerardo Seoane bis dato zugebilligt. Zudem erweist sich Julian Weigl auf Kramers Parade-Platz bis dato als durchaus zuverlässige Kraft. Ohne groß aufzufallen, erfüllt der 28-jährige hochkarätige Zugang von Benfica Lissabon die Ansprüche seines Trainers in der Rolle des Strategen vor der Abwehr.

Zurück zum Spiel gegen Wolfsburg: Auf die „neue Entdeckung“ im Angriff des Tabellenelften, Jordan Siebatcheu, muss der Klub wegen einer Verletzung des Franzosen verzichten. Immerhin steht Manu Koné nach seiner Sperre als Antreiber im Mittelfeld wieder zur Verfügung. Die entscheidende Frage aber ist, ob die Flaute bei Mittelstürmer Tomas Cvancara, Gladbachs-Top-Einkauf (rund elf Millionen Euro Ablöse), nach Verletzung und Erkrankung anhält – oder ob er wieder an seine Top-Form zu Beginn wird anknüpfen können. Die Gäste aus Niedersachsen haben auswärts in dieser Saison noch wenig bewirkt. Lediglich aus Köln brachten die „Wölfe“ drei Punkte mit. „Deshalb müssen wir jetzt gegen Wolfsburg so engagiert und mutig auftreten wie in der ersten Hälfte in Freiburg“, lautet die Forderung von Borussias Abwehr-Routinier Maximilian Wöber.

Mönchengladbach hat die vergangenen sieben Partien gegen das Team von Niko Kovac nicht verloren. Auch Christoph Kramers Bilanz gegen die Elf aus der Autostadt ist positiv. Er verpasste im Gladbach-Trikot aus Verletzungsgründen nur zwei Spiele in den vergangenen Jahren. In 16 Spielen gab es für ihn und seine Fohlen sechs Siege, neben vier Niederlagen und sechs Remis. Zudem glückten ihm zwei seiner zehn Bundesliga-Tore gegen den heutigen Gegner, der schon bald wiederkommt: zum DFB-Pokal-Achtelfinale (Dienstag, 5. Dezember, 20.45 Uhr).