Die Abwehr macht Meyer Kummer
Gladbachs Trainer spricht nach der Schlappe auf Schalke von Lichtblicken und leidvollen Momenten.
Gelsenkirchen. Fragen zu beantworten gehört im Trainer-Alltag zum tagtäglichen Geschäft. Eine Pressekonferenz aber unterhaltsam zu gestalten, will erst einmal gelernt sein oder man hat es halt mit der Muttermilch aufgesogen. Wie Hans Meyer zum Beispiel. Der Gladbacher Coach beherrscht die Kunst des leichten Entertainments wie kein Zweiter.
Als ihm ein Journalist nach der 1:3-Niederlage der Borussen "auf Schalke" eine Prognose für das nächste Spiel in der Bundesliga-Hinrunde und die restlichen Begegnungen abverlangen wollte, wies ihn Meyer schroff-charmant in die Schranken: "Ich bin kein Hellseher. Das überlasse ich Zockern, Fans und Präsidiumsmitgliedern." Um wenig später im kleineren Kreis Schalke abzuhaken und auf Cottbus hinüberzuschwenken. "Der Nervendruck am Samstag wird ungleich größer sein", sagte Meyer, "es würde uns schon tief ins Mark treffen, wenn wir im Borussia-Park Punkte liegen ließen."
Die Borussen wissen, was in fünf Tagen auf sie zukommt - insbesondere auf die Kreativabteilung des VfL, die, wie in den Wochen zuvor, auch in der Veltins-Arena sehenswerten Fußball zeigte. Marko Marin (19) und Alexander Baumjohann (21) sorgten für Schwung und setzten spielerische Akzente. Gladbachs junge Hüpfer agierten pfiffig, couragiert, geschickt und entlarvten des Öfteren Schalker Defizite im Mittelfeld. "Immer, wenn wir in Ballbesitz waren, hatte ich ein gutes Gefühl", sagte Gladbachs Trainer später, "wir haben prima mitgespielt und ein wunderschönes Tor erzielt." Ein Tor, das Baumjohann mit einem tollen Pass vorbereitet und Rob Friend mit seinem fünften Saisontor zum 1:2 eiskalt abgeschlossen hatte.
Die Kehrseite der Medaille aber sah so aus: Die Defensiv-Abteilung der Borussia zeigte bei ihrer neunten Niederlage im 14. Saisonspiel zu viele Blößen. Allen voran Tobias Levels, der an seinem 22. Geburtstag mit etlichen Stellungsfehlern "glänzte" und dem Gegner mit einem überflüssigen Foul ein Elfmetergeschenk bereitete. "Überhaupt, was für blöde Tore", zeigte sich der St. Töniser, der kämpferisch immer auf höchstem Niveau agiert, einsichtig. Levels wurde zur Pause ausgewechselt. Doch der rechte Verteidiger war nicht der allein Schuldige, auch Steve Gohouri oder Gal Alberman wirkten unsicher, wenn die Schalker wie so oft die Bälle einfallslos nach vorne schlugen.
Das Defensivverhalten bereitet den Borussen großen Kummer, und das 27. Gegentor in dieser Saison spricht Bände. Meyers tadelte: "Taktisch und als Gruppe haben wir nicht gut gearbeitet und unnötigerweise zu viele Chancen zugelassen." Er vermisste zu recht die Stabilität in seinen Reihen. Bei den wenigen Schalker Attacken ließ sich Gladbachs Abwehr leicht überrumpeln. Glück für den Gast, dass der unglückselige Kevin Kuranyi im Angriff der Knappen zweimal jämmerlich versagte.
Eine höhere Niederlage wäre dem Spielverlauf bei der 71. Bundesliga-Begegnung der Westklubs allerdings nicht gerecht geworden und erst recht hätten das Borussias Youngster Marin und Baumjohann nicht verdient gehabt, die sich neben Daems, Paauwe und Friend besonders hervorgetan hatten.