Die Suche nach dem Erfolg
Borussia Mönchengladbach will gegen Bremen das „Unmögliche“ möglich machen.
Mönchengladbach. Jan Schindelmeiser, Manager von Liga-Primus 1899 Hoffenheim, weiß durchaus, wie er den Spitzenplatz der Fußball-Emporkömmlinge aus dem Kraichgau einzuschätzen hat. "Die Tabellenführung", sagt er, "ist nur eine schöne Begleiterscheinung. Die sechs Punkte kann uns niemand mehr nehmen. Aber der ganze Rummel lässt uns kalt. Sollen doch die Zeitungen voll sein mit Hoffenheim. Hier auf dem Land flippt keiner aus."
Mit einer Melange aus Selbstbewusstsein, Gelassenheit und Understatement hat ein "Dorf" mitten in Deutschland auf den Blitzstart seiner Fußballer in der Bundesliga reagiert. Ach, könnte doch auch der Mitaufsteiger aus Mönchengladbach ein Bad in der Menge genießen. Aber Gladbach ist - derzeit jedenfalls - das krasse Gegenteil von Hoffenheim. 0 Punkte, 1:4 Tore. Letzter in der Tabelle - es hagelte Kritik nach der Niederlage im Carl-Benz-Stadion zu Mannheim.
Wie "ernst" ist die Lage bei der Gladbacher Borussia nach zwei Spieltagen? Ist der Tabellenstand nur eine Momentaufnahme ohne gravierenden Hintergrund - oder zeichnet sich bereits jetzt eine äußerst schwierige Spielzeit ab, die nur in das Erreichen des Klassenerhalts münden kann? Überhaupt: Wie sehr hat die Stimmung darunter gelitten, dass die Borussen schon früh einen gewissen Druck verspüren, dem sie erst recht morgen gegen die offensivstarken, auf Europas Fußballbühnen erprobten Bremer ausgeliefert sind.
Der SV Werder - mit Wiese und Naldo, mit Baumann und Jensen, Frings und Pizarro, ja, und mit Diego, der nach seinem olympischen Intermezzo mit der brasilianischen Nationalmannschaft - Bronze in Peking - morgen sein Saisondebüt im Borussia-Park feiern wird. Beim 3:1-Testspielsieg der Werderaner am Mittwoch in Leipzig gegen den Oberligisten 1. FC Lokomotive kam Diego 45 Minuten zum Einsatz. Seinem Auftritt in Mönchengladbach steht nichts im Wege.
"Wir müssen jetzt zeigen, dass wir eine Mannschaft sind und uns nicht unterkriegen lassen", sagte Gladbachs Mittelfeldspieler Sascha Rösler im Vorfeld der Begegnung. Gerade von ihm, dem aggressiven Anführer beim VfL, der die Liga kennt, der erfahren ist und schon für so manche Initialzündung gesorgt hat, muss nach den beiden ersten bitteren Lektionen im Fußball-Oberhaus mehr kommen. Das sieht auch Cheftrainer Jos Luhukay so. "Sascha ist im Moment zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Bisher hat er unser Spiel noch nicht so optimal lenken können." Nicht ausgeschlossen also, dass morgen der junge Baumjohann das Spiel der Borussen ankurbelt.
"Er ist jemand, der einen Mitspieler gut in Szene setzen kann", sagt Luhukay. Baumjohann stand gestern beim internen Testspiel auf dem Trainingsplatz in der "A-Mannschaft" (ohne Levels, Neuville, Rösler). Von Bremen spricht der Gladbacher Trainer in den höchsten Tönen: "Werder hat eine unglaublich gute Mannschaft. Wenn wir gegen sie eine Chance haben wollen, dann muss alles stimmen. Wir dürfen uns keine Schnitzer erlauben und sind selbst hoch motiviert."
Auch Gladbachs Sportdirektor Christian Ziege ist die Ruhe in Person. "Natürlich hätte ich jetzt auch lieber sechs Punkte. Aber deswegen stellen wird hier nach zwei Niederlagen nicht alles in Frage. Außerdem sind wir nicht aus einem Traum aufgewacht. Unsere Zielsetzung ist unverändert. Es geht einzig und allein um den Klassenerhalt."