Unsanfte Landung für Mönchengladbachs Marko Marin
Der 19-Jährige ist frustriert. Hoffenheim behauptet die Bundesliga-Spitze durch das 1:0 gegen Mönchengladbach.
Mannheim. Am vergangenen Mittwoch im Länderspiel gegen Belgien war er noch der kleine, freche Irrwisch, der nach einem famosen Doppelpass mit Philipp Lahm und genialem Torschuss die Fußball-Fans landauf-landab verzückte. Drei Tage später trottete Marko Marin nach einer äußerst bescheidenen Darbietung bedröppelt vom Platz.
"Das war nicht mein Tag und erst recht nicht unser Tag", sagte der 19-Jährige leise wispernd. Viele Worte waren dem unbekümmerten "Straßenfußballer" von Borussia Mönchengladbach in Mannheim nicht zu entlocken.
Zu heftig war innerhalb von knapp drei Tagen der Absturz für ihn ausgefallen, zu schwach der Auftritt des Aufsteigers im Carl-Benz-Stadion insgesamt gewesen. Der "Lausbub" aus der ersten Reihe des Gladbacher Fußball-Kollektivs bedurfte nach dem 0:1 des Trostes.
"Auch das ist Bestandteil des Lernprozesses, den ein 19-Jähriger durchmachen muss", sagte Cheftrainer Jos Luhukay, dem der Frust nach der "unsanften Landung" im Fußball-Oberhaus ins Gesicht geschrieben stand.
Nicht dem Traditionsverein vom Niederrhein, dessen Spieler ob der ruhmreichen Vergangenheit mit fünf Deutschen Meisterschaften zwei goldene Sterne auf ihrem Nostalgie-Trikot tragen, widmen die Gazetten in diesen ersten Minuten der neuen Saison die Geschichten - nein, es sind die Notizen aus der Provinz, die momentan den Bundesliga-Alltag auf den Kopf stellen. 1899 Hoffenheim an der Spitze? Ein Dorfverein schnurstracks auf dem Weg in noch unbekannte Sphären?
Cheftrainer Ralf Rangnick hat sich inzwischen daran gewöhnt, das "Modell" Hoffenheim mit Milliardär Dietmar Hopp als Imperator Rex immer wieder zu erklären - und erntet für sein auch perspektivisch durchdachtes System zunehmend Anerkennung. Rangnick: "Unser Durchschnittsalter gegen Gladbach lag knapp unter 23 Jahren. Das sagt doch einiges aus."
Wie Gladbachs Anhänger auf den Hoffenheim Höhenflug reagierten, war allerdings beschämend. "Hopp, Du Hure", sollen einige unter den Augen von DFB-Präsident Theo Zwanziger gerufen haben.
Der neue Untermieter im Mannheimer Carl-Benz-Stadions, das 1994 eigentlich für den SV Waldhof - jetzt Regionalliga - gebaut wurde, hat die Herzen der Region erst einmal im Sturm erobert. Bevor die Mannschaft aus dem Kraichgau im kommenden Jahr wieder umzieht und in ihrer neuen Heimstätte an der A 6 residiert, will sie im 50 Kilometer entfernten Mannheim noch so manches "Ding drehen". Dass die Gladbacher nicht ein Debakel erlebten, lag am diesmal tadellos haltenden Torwart Christofer Heimeroth.
Hoffenheim:
Überragend: Nilsson
Gut: Ba, Ibisevic, Beck, Eduardo, Weis
Zufriedenstellend: Salihovic, Özcan, Jaissie, Compper, Dias
Enttäuschend: keiner
Borussia:
Überragend: keiner
Gut: Heimeroth, Daems
Zufriedenstellend: Levels, Callsen-Bracker, Matmour, Colautti, Svärd, Jaurès
Enttäuschend: Neuville, Friend, Rösler, Marin, Paauwe