Eberl sucht den neuen Reus

Viel Geld steht für neue Spieler bereit. Oder kommt der neue Star aus den eigenen Reihen?

Mönchengladbach. Es gibt sicherlich unangenehmere Arbeitsbedingungen, als mit einem prall gefüllten Bankkonto einkaufen gehen zu können. Max Eberl, Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, darf durch den Wechsel von Marco Reus zu Borussia Dortmund (die Europapokal-Qualifikation vorausgesetzt) im Sommer mehr als 20 Millionen Euro in neues Personal stecken.

In dieser Woche bekräftigte Eberl: „Das Geld wird in die Mannschaft gesteckt. Das, was sich der Verein durch Transfererlöse und durch sportlichen Erfolg erwirtschaftet, wird in den Kader fließen. Das ist eine große Aufgabe, aber wir wollen die Chance nutzen, Borussia damit auf eine neue Stufe zu heben.“ Die neue Stufe heißt für den Sportdirektor, sich dauerhaft in der Tabelle in der Region um Platz sieben bis neun zu etablieren. Die Ausgangslage dafür sei „fantastisch“, betonte Eberl mehrfach.

Klar ist, dass nicht das gesamte Geld in einen Spieler fließen wird, drei bis fünf Neue werden es sein, eine Mischung aus gestandenen und jungen Spielern. Eberl kann Spieler ansprechen, die sich der Verein bisher nicht leisten konnte. Doch es lohnt sich auch, auf das bereits vorhandene Personal zu schauen.

Amin Younes wirkt wie ein junger Marco Marin: 1,68 Meter klein, enorm dribbelstark, flexibel einsetzbar im Mittelfeld. Trotz seiner geringen Körpergröße gilt der 18-Jährige als durchsetzungsstark, was auch an seinen mächtigen Unterschenkeln liegen dürfte.

Im Trainingslager im türkischen Belek spielte sich der Deutsche mit libanesischen Wurzeln in den Vordergrund. Er durfte als einer der wenigen in allen drei Testspielen mitwirken: Gegen Nürnberg spielte der Junioren-Nationalspieler in der starken ersten Hälfte (2:0-Führung, Endstand 3:2), gegen Darmstadt wurde er nach 19 Minuten für Yuki Otsu eingewechselt, gegen Almelo in der 74. Minute für Marco Reus. In allen drei Spielen und auch im Training überzeugte Younes durch seine Willensstärke und seine gute Übersicht.

Younes ist seit 2000, also seit seinem siebten Lebensjahr, Mitglied bei Borussia Mönchengladbach — mehr Eigengewächs geht kaum. Seit Saisonbeginn besitzt Younes einen Profi-Vertrag, kam in der U23 in 14 der 19 Spiele zum Einsatz (zwei Tore).

Seit fünfeinhalb Jahren spielt Julian Korb (19) bei Borussia Mönchengladbach, gab mit 17 Jahren sein Debüt in der U 23. Seitdem zeigt der Allrounder, der in der Regionalliga zunächst im offensiven Mittelfeld, aber auch schon als Verteidiger sowie auf den Sechser-Positionen zum Einsatz gekommen ist, konstante Leistungen in der Reserve.

In der vorigen Saison kam er in 27 Spielen zum Einsatz, in der Hinrunde in 15. Bei den Profis in der Bundesliga ist er dennoch bisher nicht zum Einsatz gekommen. Im Trainingslager in Belek war er dabei, lief gegen Nürnberg sogar als Linksverteidiger auf — mehr Polyvalenz, wie es Trainer Favre gerne einfordert, geht kaum. Um den ganz großen Sprung zu schaffen, sollte er allerdings seine Schüchternheit ablegen.

Der Einstand von Lukas Rupp in Mönchengladbach war vielversprechend. Gerade vom Karlsruher SC gekommen, kam er in den ersten vier Spielen dieser Saison dreimal zum Einsatz. Der 21-Jährige hatte in der Vorbereitung vom Ausfall von Juan Arango profitiert, durfte beim Pokalspiel in Regensburg von Beginn an ran und gab eine Torvorlage.

Trotz guter Leistungen in der U23 (sieben Einsätze, zwei Tore) bekam er von Favre keine Einsatzzeiten in der Bundesliga mehr. In Belek musste Rupp wegen Rückenproblemen eine zeitlang aussetzen. Dennoch wirkte er deutlich motivierter und aggressiver als Matthias Zimmermann, mit dem er aus Karlsruhe zur Borussia gewechselt ist. Gegen Almelo erzielte er den 3:2-Siegtreffer, gegen Darmstadt durfte er 90 Minuten spielen. Rupp scheint auf einem guten Weg zu sein.

Wie schnell es gehen kann im Fußball, beweist Patrick Herrmann. Als sich Igor de Camargo verletzte, nutze der 20-Jährige die Chance. Er kam in der Hinrunde 14 Mal zum Einsatz, traf drei Mal und gab fünf Torvorlagen. Außerdem zeigte er in der U20-Nationalmannschaft starke Spiele.

„Ein wenig Glück gehört im Fußball dazu. Wenn man die Chancen bekommt, muss man sie nutzen“, sagt Herrmann, der ein Paradebeispiel dafür ist, Höhen und Tiefen zu überstehen. Wer sich zurücklehnt, den bestraft der Trainer gnadenlos. Wer Vollgas gibt, erhält seine Chance.