Borussia zwischen Euro-Traum und Verlust-Angst

Mönchengladbach (dpa) - Die Millionen sind gesichert, das internationale Geschäft ist in greifbarer Nähe, aber ganz sorgenfrei blickt Borussia Mönchengladbach nicht in die Zukunft.

In Marco Reus und Roman Neustädter verlassen im Sommer zwei Spieler den Club, der allein für Reus allerdings auch 17,1 Millionen Euro kassiert. Noch ist final nicht geklärt, ob weitere Leistungsträger wie Juan Arango und Dante der Borussia über den Sommer hinaus erhalten bleiben. Zudem wurde in der Öffentlichkeit sogar die weitere Zusammenarbeit mit Lucien Favre infrage gestellt.

Der Schweizer Erfolgscoach hat einen Vertrag bis 2013. Der Verein ist schon jetzt an einer Vertragsverlängerung interessiert. Favre selbst möchte dies im Moment nicht kommentieren. „Ich konzentriere mich auf die Arbeit in der Rückrunde“, sagte der Trainer, der jetzt schon fast ein Jahr im Borussia-Park arbeitet, den Klassenverbleib erreicht und mit dem Club die beste Hinrunde seit 35 Jahren geschafft hat. Da der Verein dank der Reus-Einnahmen über finanzielle Mittel verfügt, den Kader zu verstärken, ist es durchaus denkbar, dass auch Favre den Weg mit der Borussia weitergeht.

Dafür benötigt der Trainer eine starke Mannschaft, ohne weitere Verluste. Unterstützung erhält der Schweizer vom früheren Gladbacher Star Günter Netzer. „Man kann nicht noch mehr Spieler laufen lassen, dann wäre ich als Trainer auch sauer. Favre hat Ansprüche und Wünsche - und diese hat Gladbach zu erfüllen“, sagte Netzer dem TV-Sender Sport1.

Im Blickpunkt steht nun Sportdirektor Max Eberl, der auf der einen Seite das Geld sinnvoll anlegen und auf der anderen Seite weitere Abgänge von Stammspielern vermeiden muss. Mit Arango und Dante steht Eberl in Gesprächen und ist dabei durchaus zuversichtlich beide Spieler in Mönchengladbach halten zu können. In Alexander Ring (HJK Helsinki/20 Jahre) und Tolga Cigerci (VfL Wolfsburg/19) wurden zwei Spieler bereits in diesem Winter auf Leihbasis verpflichtet. Beide sollen das Mittelfeld verstärken.

Eberl widerspricht den Kritikern, die behaupten, nach dem Reus-Wechsel werde die Mannschaft auseinanderbrechen. „Das ist im negativen Sinne bemerkenswert und der Sache nicht angemessen. Niemand im Umfeld von Borussia Mönchengladbach soll sich von diesen Szenarien verrückt machen lassen“, sagte Eberl. Mit den Millionen für Reus soll die Mannschaft verstärkt werden, aber nicht durch einen Supertransfer. Die sportliche Führung denkt eher daran, in zwei, drei Neuverpflichtungen zu investieren.

„Wir werden nicht alles auf einen Spieler setzen. Das hat Gladbach schon einmal erlebt mit Stefan Effenberg. Auf ihn hatte sich alles fokussiert“, sagte Eberl der „Süddeutschen Zeitung“. „Wir wollen die Chance nutzen, Borussia auf eine neue Stufe zu heben.“ Damit meint der Sportdirektor, dass sich das Team dauerhaft einen einstelligen Tabellenplatz sichern möchte. „Dieser Schritt wird kompliziert genug“, sagte Eberl.

Zunächst gilt es aber für Trainer und Mannschaft, eine ähnlich erfolgreiche Rückrunde zu spielen und damit vielleicht erstmals seit 1996 wieder ins internationale Geschäft einzuziehen. „Es ist doch legitim, dass die Fans davon träumen“, meinte Eberl. „Aber eigentlich sind wir unserer Entwicklung ein bis zwei Schritte voraus.“