Ein Abschied mit Tränen

Ein Tor bleibt Neuville bei seinem letzten Spiel für die Borussia verwehrt. Der VfL spielt gegen Leverkusen 1:1.

Mönchengladbach. Am Ende fehlte eigentlich nur noch Michael Holms alter Gassenhauer "Tränen lügen nicht" als seichte Hintergrundmusik - doch auch so hatte jeder der 54.057 Besucher im ausverkauften Borussia-Park spüren können, wie schwer Oliver Neuville der letzte Auftritt im Trikot des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach gefallen war.

Mit feuchten Augen und tief gerührt hatte sich der 37-Jährige nach dem versöhnlichen 1:1-Remis zum Saisonabschluss gegen Leverkusen auf eine Ehrenrunde durch die Gladbacher Arena begeben, wurde von beiden Fan-Lagern mit Standing Ovations und "Oliver-Neuville"-Sprechchören begleitet, um dann auf den Schultern seiner Kollegen Bailly und Bobadilla zum letzten Akt getragen zu werden: Die "Humba" vor der Nordkurve.

Publikumsliebling Neuville ließ sich nicht zweimal bitten, verteilte schließlich in der letzten Zugabe auch noch einige Seitenhiebe in Richtung des rheinischen Erzrivalen aus der Domstadt. Der Borussia-Park bebte und Neuville marschierte schweren Herzens Richtung Kabine. Solch eine Huldigung durch die VfL-Treuen hatte letztmals "Tiger" Stefan Effenberg erfahren.

"Es war super, ein besseres Abschiedsspiel habe ich mir nicht vorstellen können. Ich habe fünf Jahre in Leverkusen gespielt, sechs in Gladbach. Das Ganze war sehr emotional, mir sind die Tränen gekommen, ich kann das gar nicht in Worte fassen", schilderte der ehemalige Nationalspieler später seine Gefühlslage.

Dass Neuville immer noch in Liga eins mithalten kann, hatte er nach seiner Einwechslung in der 57. Minute demonstriert. Beinahe hätte "Olliii" sich sogar mit einem Treffer in seiner 334. Bundesliga-Partie von den Anhängern verabschiedet, bei Arangos glänzendem Pass (70.) fehlten dem Vollblutstürmer allerdings wenige Zentimeter zur totalen Glückseligkeit.

"Ich hatte mir so sehr ein Tor gewünscht, aber der Ball war etwas schneller als ich. Man kann halt nicht alles haben", sagte Neuville, dessen geniale Vorbereitung wenige Minuten vor dem Abpfiff Marco Reus nicht zur Vorentscheidung nach den Treffern von Helmes (34.) und Brouwers (55.) hatte nutzen können. "Statt zum 2:1 hat Marco den Ball leider auf die Tribüne geschossen. Das kann mal passieren", so Neuville.

Lob gab es dann auch von Cheftrainer Michael Frontzeck, in dessen Planungen der Routinier in den vergangenen Monaten keine Rolle mehr gespielt hatte: "Oli hat eine ganz große Karriere hingelegt. Er hat alles dazu beigetragen, dass diese Mannschaft gut funktioniert. Der Einsatz im letzten Saisonspiel war kein Gnadenbrot. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass ich ihn mit dem Rollstuhl auf den Platz fahren muss. Ganz im Gegenteil: Man hat gesehen, dass er immer noch für das eine oder andere Highlight gut ist."

Ob Neuville noch einmal bei einem anderen Klub anheuert oder einen Posten bei der Borussia annimmt, ist noch offen. Nur eins sei sicher, so Neuville: "Ich nehme kein Angebot vom 1. FC Köln an. Da höre ich lieber auf."