Die kuriosen 7742 Tage
Borussia Mönchengladbach wartet seit 21 Jahren auf einen Heimsieg gegen Leverkusen, dessen Trainer Heynckes 65 wird.
Mönchengladbach. Es gibt Fragen im Fußball, auf die selbst gestandene Profis keine plausible Antwort finden. Auch Borussias Cheftrainer Michael Frontzeck kann nur mit den Achseln zucken, wenn es um die Bilanz der Gladbacher gegen den Gegner Bayer Leverkusen geht. 21 Jahre - oder um genau zu sein - seit 7742 Tagen hat der VfL Borussia kein Bundesliga-Heimspiel mehr gegen den Werksklub gewinnen können.
"Diese Statistik werde ich vor dem Spiel sicher nicht in die Kabine hängen. Aber sie alleine macht deutlich, auf was für einen Gegner wir zum Abschluss der Saison treffen", sagt Frontzeck, der den letzten Heimsieg gegen Leverkusen am 25. Februar 1989 mit 2:0 noch als Spieler auf dem Rasen des längst eingestampften Bökelberg-Stadions erlebt hat. Und ausgerechnet gegen den Angstgegner Leverkusen, das einen Sieg für das Ziel Champions-League benötigt, wollen die Fohlen die Hannover-Schmach vergessen machen und für einen ordentlichen Saisonabschluss sorgen.
"Wir müssen noch einmal alles in die Waagschale werfen und uns in diese Spiel reinbeißen. Gegen Mannschaften von solch einem Kaliber haben wir im eigenen Stadion meist gut ausgesehen", sagt Frontzeck. Die peinliche 1:6-Pleite am Maschsee sei für ihn abgehakt. "Mir ist egal, was die Zeitungen noch alles zum Auftritt in Hannover schreiben. Ich habe mit der Mannschaft das Spiel aufgearbeitet. Das war’s. Jetzt zählt nur noch Leverkusen", sagt der 45-Jährige und ergänzt: "Wir werden aber sicher nicht in den ersten zehn Minuten das Stadion vor Wut über das Hannover-Spiel abreißen. Auf so etwas wartet Leverkusen doch nur. Wir werden denen nicht ins offene Messer laufen."
Planen kann Frontzeck wieder mit Mittelfeld-Motor Thorben Marx, der seine muskulären Probleme überwunden hat und für Meeuwis in die Startelf rücken wird. Den Platz im Sturmzentrum dürfte nach seiner abgelaufenen Gelbsperre Raul Bobadilla für den formschwachen Rob Friend einnehmen. Offen ist noch, ob der unter der Woche angeschlagene Karim Matmour oder Patrick Herrmann auf der rechten Seite wirbeln darf. "Ich werde mir den Karim genau anschauen und erst kurz vor dem Spiel eine Entscheidung treffen", sagt Frontzeck.
Sein Leverkusener Kollege Jupp Henyckes, unter dem Frontzeck einst zum Profi-Spieler in Gladbach reifte, kann eine gewisse Vorfreude auf das Duell am Samstag im mit 54057 Zuschauern ausverkauften Borussia-Park nicht verbergen: "Borussia ist der Verein, mit dem ich als Spieler meine größten Erfolge gefeiert habe. Ich bin dort Nationalspieler geworden und habe beim VfL auch die Chance bekommen, meine ersten Trainerjahre zu absolvieren. Meine guten Kontakte zum Verein sind in all’ den Jahren nie abgerissen", erzählt Heynckes.
Mit Frontzeck verbinde ihn inzwischen eine Freundschaft. "Da ist es doch nur logisch, dass die Borussia für mich etwas ganz Besonderes ist. Nach unseren Spielen mit Bayer erkundige ich mich als erstes, wie Gladbach gespielt hat und freue mich über jedes gute Ergebnis. Das wird natürlich am Samstag etwas anders sein." Zumal Heynckes am Sonntag seinen 65. Geburtstag feiern wird. Bei WZ TV zieht Borussen-Kapitän Filip Daems vor dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen sein Fazit zur Saison.