Traum vom Abschiedsspiel

Oliver Neuville will gegen Leverkusen zum letzten Mal für die Borussia auflaufen.

Mönchengladbach. Die Botschaft der Borussen-Mitglieder an die Macher während der jüngsten Hauptversammlung war eindeutig: Gebt Oliver Neuville im Borussia-Park einen würdigen Abschied! Den soll der kleine Stürmer und Publikumsliebling am Samstag, im letzten Heimspiel der Saison, wohl auch bekommen: "Ich freue mich sehr, dass ich nach langer Zeit ausgerechnet gegen meinen Ex-Klub Bayer Leverkusen wieder im Kader bin. Vielleicht komme ich in meinem letzten Spiel für die Borussia ja auch einige Minuten zum Einsatz", sagt Neuville.

Ob der inzwischen 37-Jährige nach dem Vertragsende im Juni der Borussia ganz den Rücken kehrt, ist allerdings noch offen. Am Montag soll es ein klärendes Gespräch mit Sportdirektor Max Eberl geben. Gut möglich, dass Neuville einen Posten beim fünfmaligen deutschen Meister übernimmt. Auch wenn der Offensivspieler immer wieder betont: "Ich kann mir vorstellen, noch weiter zu spielen." Anfragen aus den USA, China oder Australien hat "Ollliiii" auf jeden Fall ausgeschlagen.

Es ist kein Geheimnis, dass Neuville sich in Gladbach inzwischen heimisch fühlt. Auch weil seine Lebensgefährtin Koula, mit der er zusammen in Windberg wohnt, im Oktober ein Baby erwartet. Zudem hat Neuville eine enge Beziehung zur Borussia entwickelt: "Ein großer Verein mit tollen Fans, die mich immer unterstützt haben", sagt der Mann mit der Rückennummer 27, der in den vergangenen sechs Jahren in 159 Pflichtspielen das Trikot mit der Raute getragen hat und in Liga eins und zwei insgesamt 42 Mal für die "Fohlen" ins gegnerische Tor traf.

In den vergangenen Monaten hatte Neuville in den Planungen von Cheftrainer Michael Frontzeck jedoch so gut wie keine Rolle mehr gespielt. Nur elf Mal kam er in dieser Spielzeit zum Einsatz. "Ich hätte mir mehr gewünscht", so der 69-fache Nationalspieler, der in etlichen großen Finalspielen (u.a. WM 2002, Champions-League 2002) auf dem Platz stand. Der große Wurf blieb Neuville bis auf den Gewinn der Meisterschaft in der Schweiz mit Servette Genf (1994) allerdings verwehrt.

"Am meisten ärgert mich das verlorene WM-Finale 2002 gegen Brasilien. Wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn mein Freistoß statt an den Pfosten ins Tor gegangen wäre. Die größte Enttäuschung ist jedoch immer noch die verpasste Meisterschaft im Mai 2000 mit Bayer Leverkusen. Am letzten Spieltag haben wir in Unterhaching den Titel verspielt, sind wegen der Tordifferenz gescheitert. Und das mit 73 Punkten."

Den Fans in Fußball-Deutschland wird Oliver Neuville vor allem wegen seines Last-Minute-Treffers gegen Polen bei der WM 2006 in Erinnerung bleiben. Ein Tor, das die DFB-Elf beim Titelkampf im eigenen Land erst richtig durchstarten ließ und das "Sommermärchen" einleitete. "Mich sprechen heute noch immer wieder Menschen auf der Straße an und bedanken sich für dieses Tor", erzählt Neuville. Vielleicht trägt dieser Torschuss auch dazu bei, dass der Traum vom großen Abschiedsspiel mit zahlreichen ehemaligen Weggefährten noch wahr wird: "Das wäre ein toller Abschluss meiner Karriere. Aber an solch ein Spiel wage ich derzeit noch gar nicht zu denken. Ich hoffe erst einmal auf einen tollen Saison-Abschluss gegen Leverkusen."