Sechs schallende Ohrfeigen

Borussia ist die schlechteste Auswärtsmannschaft der Bundesliga. Bei Hannover geht das Team mit 1:6 unter.

Mönchengladbach. Tobias Levels hatte große Mühe, in der Mixed-Zone der AWD-Arena seine Emotionen, seine ganze Wut und Enttäuschung im Zaun zu halten. "Das war eine indiskutable und peinliche Leistung", sagte Borussias Verteidiger wenige Augenblicke nach dem 1:6-Debakel der Gladbacher bei Hannover 96. Kapitän Filip Daems knurrte derweil: "Das tut verdammt weh." Am Tag der Arbeit hatten die Borussen-Profis einen miserablen Job verrichtet und eine erschreckend schwache Vorstellung abgeliefert.

Hannover hatte zeitweise 80 Prozent Ballbesitz, nach 60 Minuten satte 16:1-Torschüsse vorzuweisen. Jeder Treffer der fulminant aufspielenden Hausherren glich einer schallenden Ohrfeige. Konsequenz: Das wenig schmeichelhafte Prädikat "schlechteste Auswärtsmannschaft der Fußball-Bundesliga" ist der Borussia bis zur neuen Saison sicher. Viele VfL- Fans waren bereits in Halbzeit eins derart bedient, dass sie die Flucht ergriffen, um in den Biergärten am nahegelegenen Maschsee ihren Frust wegzuspülen.

"Ich kann das nicht erklären, ich stecke nicht in den Köpfen der anderen Spieler drin. Wir sind als Mannschaft beschissen aufgetreten, haben die Räume nicht eng gemacht, sind überhaupt nicht in die Zweikämpfe gekommen. So war das Spiel schon nach 25 Minuten entschieden. Ich schäme mich für diese Leistung", fand Levels deutliche Worte und ergänzte: "Jetzt kommt es auf die Reaktion im nächsten Heimspiel gegen Leverkusen an - und die werden wir zeigen. Davon bin ich überzeugt."

Allzu viel Schönreden wollte nach dem letzten Auswärtsspiel dieser Saison dann auch Sportdirektor Max Eberl nicht mehr: "Natürlich bin ich nach einem 1:6 und solch einer Leistung sauer. Die Mannschaft hat sich sehr, sehr schlecht präsentiert, hat alles vermissen lassen. Das war desolat. Mit den sechs Gegentoren sind wir noch gut bedient." Trotz der katastrophalen Leistung distanzierten sich die Borussen allerdings vehement von Vorwürfen, sie hätten mit ihrer lustlosen Spielweise beim Liga-Finale Wettbewerbs-Verzerrung betrieben. "Das ist ja wohl ein Witz. Ich bewerte diese Niederlage als Ausrutscher", sagte VfL-Trainer Michael Frontzeck. Auch Max Eberl betonte: "Solche Tage gibt es im Fußball, auch wenn so etwas eigentlich nicht passieren darf. Ich kann verstehen, dass unsere Fans nachher die Schnauze richtig voll hatten."

Angst, die Borussia könnte in ein schlechtes Licht gerückt werden, hat Eberl nicht: "Jeder Verein ist für sich selbst verantwortlich. Man sollte auch nicht aufgrund einer schlechten Partie die ganze Saison schlecht reden." Am Ende konnte Michael Frontzeck dem Borussen-Debakel sogar noch etwas Positives abgewinnen: "Jeder hat gesehen, dass wir noch lange nicht soweit sind, wie manche das glauben. Es kommt noch eine Menge Arbeit auf uns zu. Jetzt gilt es erst aber einmal, gegen Leverkusen einen ordentlichen Saison-Abschluss zu finden."