Ein Amerikaner bei Borussia
Ein Coup zum Transferschluss: Der VfL holt talentierten Mittelfeldspieler aus den USA.
Mönchengladbach. Die Wechselbörse ist geschlossen. Seit Montag ist auf dem Bundesliga-Basar wieder eine beschauliche Ruhe eingekehrt. Rekordverdächtig ist die Summe, die der Hamburger SV innerhalb weniger Tage locker gemacht hat.
Rund 25 Millionen Euro investierten die Hanseaten für vier hochkarätige Transfers (unter anderem Marcell Jansen), um im Rennen um die Deutsche Fußball-Meisterschaft den FC Bayern nicht davonziehen zu lassen und selbst ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Und beinahe wäre sogar noch einer hinzugekommen. Beinahe.
Für Borussia Mönchengladbach sind solche Zahlen fast utopisch. Für den Aufsteiger zählen andere Werte, andere Kategorien. Immerhin ist es Sportdirektor Christian Ziege und Cheftrainer Jos Luhukay vor Ablauf der Sperrfrist gelungen, noch einen Spieler nach Gladbach zu holen - für etwa zehn Prozent des Betrages, den der HSV berappen muss.
Und es ein richtig Guter. Für etwa 2,5 Millionen Euro kommt der US-Amerikaner Michael Bradley vom SC Heerenveen zum Tabellenelften der Bundesliga. Am Montag stellte sich der 21-jährige Nationalspieler, der sich bei den New York Metro Stars die ersten Sporen verdient hat, erstmals der Öffentlichkeit vor.
"Wir haben uns schon seit langem intensiv mit ihm beschäftigt. Ich bin froh, dass der Transfer geklappt hat", sagt Trainer Jos Luhukay über den 1,86 Meter großen, vielseitig einsetzbaren Mittelfeldspieler, der beinahe beim HSV gelandet wäre.
"Aber ich wollte zu Borussia Mönchengladbach. Rob Friend hat mir so viel Gutes über den Verein, die Fans und die große Vergangenheit erzählt", sagt Bradley, "außerdem hat mich das Gespräch mit Christian Ziege in meinem Entschluss bestärkt, in die Bundesliga zu gehen und dort Fuß zu fassen. Step by Step." Und dafür bekommt der Sohn des aktuellen US-Trainers Bob Bradley, alle Zeit der Welt. Michael Bradley unterschrieb gestern einen Vierjahresvertrag.
Rund zweieinhalb Jahre spielte der Mittelfeldspieler für Heerenveen. In der vergangenen Spielzeit erzielte er in 33 Spielen 15 Tore. "Er ist ein robuster Spieler mit toller Übersicht und Instinkt. Obendrein ist er torgefährlich", sagt Trainer Jos Luhukay über den Zugang aus dem Nachbarland, der die USA auch bei den Olympischen Spielen in Peking vertreten hat.
"Das war eine tolle Erfahrung", betonte der 22-fache Nationalspieler. Für das Selbstbewusstsein des Amerikaners und eine gewisse Verwegenheit spricht auch die Tatsache, dass Bradley im zarten Alter von 18 in die Welt hinauszog, und im Nachwuchs-Team von Heerenveen (mit Internat-Charakter) behutsam aufgebaut wurde.
Dass Soccer und nichts anderes für ihn als Sportart Nummer 1 infrage kommt, versteht sich. "Bei dem Vater", sagt Michael Bradley - und lächelt verschmitzt.