Fussball: Das Projekt Titelverteidigung

Das Nationalteam der Gehörlosen geht heute als amtierender Europameister in die in Portugal beginnende EM.

<strong>Mönchengladbach. Heute ist es soweit: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Gehörlosen greift bei der Europameisterschaft in Portugal ins Turnier ein. Kein Geringerer als Frankreich ist der erste Gegner der Elf von Bundestrainer Frank Zürn. "Das wird keine leichte Aufgabe. Die Franzosen haben eine traditionell starke Mannschaft", betont Frank Zürn. Als großer Turnierfavorit gilt die Mannschaft von Großbritannien. Aber die Kicker mit dem Adler auf der Brust müssen im Grunde keinen Gegner fürchten. Schließlich ist die Zürn-Elf amtierender Europameister und Titelverteidiger. Obendrein Vize-Weltmeister und Dritter der Olympischen Spiele der Gehörlosen, den so genannten "Deaf Olympics", die 2005 in Australien über die Bühne gingen. Rechte Hand von Bundestrainer Zürn ist Co-Trainer Werner von der Ruhren aus Mönchengladbach. Der groß gewachsene Coach vom Niederrhein ist seit vielen Jahren die Konstante in der deutschen Gehörlosen-Nationalmannschaft. "Der Werner ist schon so lange dabei, der kennt das Umfeld und die Gehörlosen-Szene im Sport aus dem Effeff. Er ist ein wichtiger Partner in der Taktikbesprechung, außerdem hat er einen sehr guten Draht zu den Jungs. Zudem ist er ein sehr akribischer Arbeiter", so Zürn über seinen Co-Trainer.

Werner von der Ruhren ist für Spielerbeobachtung zuständig

Da das Gros der Nationalmannschaftsakteure aus dem Westen (GSV Düsseldorf, GTSV Essen) kommt, ist von der Ruhren auch für die permanente Spielerbeobachtung zuständig. "Er weiß schon vorher, wie fit jeder Einzelne ist. Auch das Scouting im Westen übernimmt der Co-Trainer und prüft, welche Spieler für unsere Mannschaft in Frage kommen", so der Bundestrainer.

"Das Niveau auf dem sich unsere Spieler befinden, kann man ungefähr mit Landesliga- bis unteres Verbandsliga-Niveau bezeichnen. Insgesamt gibt es rund 4000 registrierte Gehörlosenfußballer in der Bundesrepublik. Aus diesem Pool rekrutieren wir unsere Spieler", fügt der Bundestrainer hinzu. Beim Gehörlosenfußball operiert der Schiedsrichter im Übrigen mit einer Fahne statt einer Pfeife. Ansonsten gibt es kaum Unterschiede auf dem Platz - außer für die Beteiligten selbst.

Gruppenspiele Die deutsche Gehörlosen Fußball-Nationalmannschaft muss in der Gruppenphase gegen Frankreich (heute, 17 Uhr), Zypern (14. Juni, 17 Uhr) und Dänemark (16. Juni, 17 Uhr) antreten.