Gedenkstein: Die stille Borussenraute
Das Mahnmal hinter dem Bökelberg war in Vergessenheit geraten.
Mönchengladbach. Als der Mythos Bökelberg sich seinem Ende zuneigte, als der letzte Sitz aus dem Stadion geholt wurde, war sie noch immer ein Symbol des Gladbacher Fußballvereins: Die drei Meter hohe, fast zwei Meter breite und eine Tonne schwere Borussen-Raute.
Es war der ehemalige Mannschafts-Masseur Charlie Stock, der Anfang der 80er Jahre die Idee zu dem Borussen-Stein hatte. Der Koloss sollte eine Erinnerung für alle Spieler und Vereinsmitglieder sein, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallen waren. Stock sorgte dafür, dass das Mahnmal aus Sichtbeton mit einer Holzstruktur in Form des VfL-Emblems, der Raute, gegossen wurde. Die Namen der rund 80 Gedenkopfer wurden in Bodenhülsen in die Platte des Steins einbetoniert.
Anfang September 1983 wurde der steinerne Riese am Bökelberg, hinter dem damaligen VIP-Zelt am Schürenweg, errichtet. Am 25. September 1983 folgte die feierliche Einweihung. Unter den Gästen waren einige ehemalige Borussen-Kicker wie Josef "Jupp" Heynckes.
"Die Veranstaltung war um zwölf Uhr und wurde vom Glockenläuten der St.Elisabeth-Kirche an der Bergstraße begleitet", erzählt Elmar Kreuels, bei Borussia zuständig für Archiv, Traditionspflege und Stadionbesichtigungen. Die Raute geriet im Laufe der Jahre an ihrem stillen Platz immer mehr in Vergessenheit, wurde nur noch wenig beachtet - bis man sie im Januar 2006, wenige Monate vor der Sprengung des Bökelberg-Stadions, an ihren neuen Standort im Nordpark brachte.
Ex-Spieler Friedhelm Frenken, der heute einen Natursteinhandel betreibt, organisierte den Transport mit einem Schwerlastkran. Für die Raute wurde nahe am neuen Stadion ein Platz umgeben von Bäumen geschaffen.
Der steinerne Boden, auf dem sie heute steht, ist ebenfalls in Form einer Raute angelegt. "Der Standort ist nicht nur besonders schön, sondern passt auch gut. Aussagen zufolge soll an der Stelle mal ein Friedhof gewesen sein", so Kreuels.
Unmittelbar neben dem Stein steht zudem ein ehrwürdiger Borussenbaum, der ebenfalls einen Umzug vom Bökelberg hinter sich hat. Es ist die so genannte Meistereiche. Die deutsche Kaiser-Eiche wurde beim Treffen der Meistermannschaft von 1970 im Mai 1980 als zehnjährig gewachsener Baum gepflanzt.
Außerdem stehen zwei Natursteinmuschelbänke vor dem Memorial. Dr. Franz Wichelhaus, ein Ex-Borusse, hatte sie damals zur Einweihung des Steins gestiftet. "Die Raute kann heute ein Ort der Stille sein, an dem der Fan kurz vor dem hektischen Spiel zur Ruhe kommt, sich besinnen kann", so Kreuels.
Rauten: Am Nordpark gibt es weiterebesondere Steine. Hinter dem Stadion wurden über 6000 schwarze undweiße Steine in Rautenform eingelassen. Sie konnten von Fans währendder Bauphase des Stadions für etwa 170 Euro gekauft werden. Die Steinesind durchnummeriert, auf Edelstahlplatten steht der Name desjeweiligen Besitzers.