Zu früh gefreut Borussia
Ideenlose VfL-Profis fangen sich gegen neun Lauterer noch den Ausgleich ein.
Mönchengladbach. Sascha Rösler hatte so ein Gefühl: "Hier brennt noch irgendwas an." Es gehört zu den ungelösten Geheimnissen des Fußballs, warum dann auch tatsächlich das geschah, was der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach und "jeder im Stadion" gespürt und geahnt hatte: das späte Ausgleichstor von neun Lauterern gegen elf Mönchengladbacher. "Wir hatten nicht die Sicherheit, das Spiel über die Bühne zu schaukeln", sagte Rösler, der seine Mannschaft nach nicht einmal einer Spielminute mit dem schnellsten Zweitliga-Tor der Borussia per Kopf in Führung brachte und somit für einen eigentlich optimalen Start ins erhoffte Aufstiegsjahr sorgte.
Viel schlimmer als die fehlende Souveränität, den knappen Vorsprung in den hektischen Schlussminuten über die Zeit zu retten, war jedoch die Tatsache, dass der in der Hinrunde vor Selbstvertrauen strotzende Zweitliga-Spitzenreiter viel zu wenig dafür tat, die frühe Führung auszubauen. Die nach Roten Karten in der 63. und 70. Minute um zwei Mann dezimierten Gäste ließen gegen reichlich ideenlose Borussen, die im zweiten Durchgang nicht viel mehr zustande brachten als ein Abseitstor durch Filip Daems, so gut wie nichts mehr zu.
Die Pfälzer gaben mehr Torschüsse ab (20 zu 12), holten mehr Eckbälle heraus (fünf zu eins) und brachten mehr Flanken in den Strafraum (29 zu 18). Entsprechend angesäuert gab sich Jos Luhukay: "Man hat in keiner Weise gemerkt, dass wir in Überzahl waren", ärgerte sich Borussias Trainer. "Im Gegenteil - Kaiserslautern hat uns bei den Kontern vor Riesenprobleme gestellt. Wir haben heute unser schlechtestes Spiel in den letzten sieben Monaten gemacht."
Der Niederländer, der seiner Mannschaft den gestrigen trainingsfreien Tag strich, sprach immer wieder von einer "Niederlage" und davon, "nichts Positives" gesehen zu haben. Vor allem Dingen im Spiel nach vorne ging nicht viel. Soumaila Coulibaly tauchte nach ordentlichem Start ab, Marcel Ndjeng verhedderte sich auf rechts immer wieder bei seinen Dribblings und die Stürmer Oliver Neuville und Nando Rafael waren kaum zu sehen. Ihre wenigen Chancen vergaben sie kläglich. Neuville schoss nach Doppelpass mit Sascha Rösler frei vor dem Tor Keeper Tobias Sippel an, und Nando Rafael scheiterte gleich dreimal aus aussichtsreicher Position.
Einzig Sascha Rösler war von den Offensivspielern auf der Höhe. "Wir waren wie gelähmt und hatten Angst, uns zu blamieren", sagt der 30-Jährige. "Wir dachten uns: komm, das müssen wir irgendwie über die Bühne bringen." Was kräftig misslang: Der 1. FC Kaiserslautern, als Tabellen-Sechzehnter ohnehin als krasser Außenseiter im Borussia-Park aufgelaufen, hatte "nach den beiden Platzverweisen endgültig nichts mehr zu verlieren", wie Axel Bellinghausen sagte.
Der Warnschuss von Sven Müller in der 86. Minute, den Thomas Kleine noch auf der Linie rettete, wurde offenbar nicht ernst genommen. In der 90. Minute verlängerte der eingewechselte Ouattara einen Freistoß von Bellinghausen per Kopf an die Latte. Björn Runström köpfte, sträflich allein gelassen, den Ball aus kurzer Distanz ins Tor. "Es wird eine intensive Trainingswoche", kündigte Luhukay Schwerstarbeit für seine Profis an. Wiedergutmachung am Sonntag in Hoffenheim ist also angesagt - allerdings ohne Sascha Rösler: Borussias "Zehner" sah gegen Lautern die fünfte Gelbe Karte und ist gesperrt.