Borussia Mönchengladbach Christian Straßburger - Die Stimme aus dem Fohlenradio

Mönchengladbach · Christian Straßburger ist seit 2016 Kommentator beim vereinseigenen Radio von Borussia Mönchengladbach. Wir haben mit ihm über seinen „Traumjob“ gesprochen.

Fürs Fohlenradio kommentierte Christian Straßburger (l.) auch mit dem Ex-Gladbacher Martin Stranzl.

Foto: Christian Verheyen/Borussia

In den Schlussminuten in dieser Saison hat Borussia Mönchengladbach schon so Einiges erlebt. Überglückliche Siege, ungerechtfertigte Elfmetergeschenke oder wie im Spiel gegen Basaksehir Istanbul das Ausscheiden aus der Europa League. Tore oder Gegentore kurz vor Ende einer Partie haben oft ihren ganz besonderen Reiz. Spielverläufe werden auf den Kopf gestellt, Siege errungen oder bittere Niederlagen erfahren. Es sind die Momente, in denen sich die Stimmen von Radiokommentatoren gerne überschlagen. So wie die von Christian Straßburger. Der 30-Jährige ist seit Dezember 2016 die Stimme beim vereinseigenen Radio von Borussia Mönchengladbach: dem Fohlenradio.

Beim ersten Spiel hören nur die Kollegen im Büro zu

Abseits von Pay-TV-Hochglanzfußball hat die Borussia mit dem Fohlenradio eine Nische besetzt, in der Straßburger die Hauptrolle spielt. „Ich versuche meine Emotionen während der Spiele nicht zurückzuhalten und 100 Prozent authentisch zu sein“, sagt Straßburger, der vor seinem Volontariat in der Presseabteilung der Borussia für ein Krefelder Sportradio arbeitete und bei Rot-Weiß Oberhausen das Vereinsradio „RWO.fm“ auf den Weg brachte. Die Anfänge beim Fohlenradio machte eine Auswärtspartie beim SV Darmstadt. „Bei unserem ersten Spiel haben nur die Kollegen im Büro zugehört.“

Es ist das letzte Spiel vor der Winterpause der Saison 2016/17 und das erste von Trainer Dieter Hecking. Die Partie endet 0:0, viel wichtiger an diesem Tag ist für die Radiocrew aber: „Der Testlauf hat funktioniert, obwohl jemand im Stadion sogar die gesamte Technik vom Tisch gehauen hat“, so Straßburger. Eine Winterpause später geht das Fohlenradio am 28. Januar 2017 erstmals live auf Sendung. Das Auswärtsspiel in Leverkusen steht an. „Mein großes Idol saß als Co-Kommentator an meiner Seite: Oliver Neuville.“ Die Premiere glückt, Gladbach siegt trotz eines 0:2-Rückstandes dank der Treffer von Lars Stindl (2) und Raffael mit 3:2.

Noch heute ziert eine Tasse mit dem Worten „Raffael, Raffael, Raffael“ den Büro-Schreibtisch des Kommentators. „Die hat mir eine Freundin geschenkt, nachdem ich Raffael auf dem Weg zum 3:2 im Radio so beschrien habe. Es war ein unglaublich guter Start für unser Radio“, sagt der 30-Jährige. Rund 115 Spiele hat Straßburger seitdem kommentiert. An seiner Seite saßen Borussia-Größen wie Wolfgang Kleff oder Martin Stranzl. Aber auch aktuelle Spieler wie Christoph Kramer und Journalistengrößen wie Dieter Kürten, Rolf „Rollo“ Fuhrmann, Fritz von Thurn und Taxis, Rolf Töpperwien sowie der Comedian Serdar Somuncu oder Ex-Skisprung-Gesamtweltcupsieger Martin Schmitt waren dabei.

Doch es müssen nicht immer die ganz großen Namen sein. So durfte Straßburger beim 2:1-Erfolg gegen den FC Bayern München vor zwei Wochen mit Max-Jacob Ost einen Mann an seiner Seite begrüßen, der vor allem Taktikfans des Fußballs durch den Podcast „Rasenfunk“ bekannt sein dürfte. „Wir schauen ein bisschen schon auf die Mischung. Bislang hat es mit allen Co-Kommentatoren großen Spaß gemacht.“ Nur eine einzige Absage gab es für Straßburger, der seine Gäste selber anschreibt und einlädt, in der ganzen Zeit. „Das war Hannelore Kraft, die mir mitgeteilt hat, dass sie nach ihrer politischen Karriere nicht mehr so in der Öffentlichkeit stehen will. Das akzeptiere ich natürlich, aber dennoch würde ich gerne mal mit ihr kommentieren.“

Gestartet mit rund 12.000 Zuhörern beim ersten Spiel in Leverkusen haben sich die Zahlen derer, die Straßburger und seinen Co-Kommentatoren zuhören, in der Zwischenzeit in etwa vervierfacht. Genaue Angaben will der Verein zu den Zahlen nicht machen, Geschäftsgeheimnis. Denn das Radio läuft gut, ist längst vermarktet an eine große deutsche Brauereigruppe und stellt eine kostenlose Alternative zum stetig wachsenden Pay-TV-Angebot dar. „Für mich ist es ein absoluter Traumjob, für den ich sehr dankbar bin. Ich bin mit meinem Verein unterwegs, kommentiere die Spiele für tausende andere Borussen-Fans und darf dabei so sein, wie ich will“, freut sich Straßburger, der freiberuflich auch noch TV-Kommentator für Spiele der 3. Liga ist und da beispielsweise auch bei Partien des KFC Uerdingen im Stadion sitzt. „In den Spielen der 3. Liga bin ich natürlich objektiver als beim Vereinsradio, trotzdem versuche ich auch hier, authentisch zu sein.“

Dass Straßburger das beim Fohlenradio ganz besonders ist, war in der Vergangenheit unschwer zu überhören. So wurden seine Emotionsausbrüchenach dem Tor von Marcus Thuram gegen die AS Rom (2:1, 95. Minute) sowie dem Elfmetertreffer von Ramy Bensebaini gegen den FC Bayern München (2:1, 92. Minute) weit über Gladbachs Fußballgrenzen hinaus bekannt. Eine Sequenz aus dem Spiel gegen Rom wurde beim Radiosender Einslive zum O-Ton-Chart der Woche gewählt. „So was freut mich natürlich, aber viel wichtiger ist es mir, dass ich in meinem Beruf so viele tolle Menschen kennengelernt habe. Daraus haben sich teilweise richtige Freundschaften entwickelt, und ohne das Team bei Borussia wäre das alles nicht möglich.“