Ein Hauch von Derbystimmung Gladbach-Fans feiern Derbysieger hinter der Nordkurve
Mönchengladbach · Schon nach dem ersten Bundesligaspiel ohne Zuschauer ist die Diskussion über den Sinn von Fußball ohne Fans entfacht. Beim Derbysieg ohne Atmosphäre gegen den 1. FC Köln findet die Gladbacher Party mit den Fans nach dem Spiel statt.
Ein Hauch von Derbystimmung kam beim Sieger Borussia Mönchengladbach erst nach dem ersten Geisterspiel der Fußball-Bundesliga auf. Den 50. Sieg in einem Bundesligaderby gegen den 1. FC Köln feierten die Borussen-Profis halbwegs standesgemäß am Außengeländer der Nordkurve. Statt auf der Fantribüne standen diesmal mehrere hundert Gladbach-Anhänger hinter dem Stadion und sorgten für gewohnte Stimmung mit Sprechchören und der im Stadion verbotenen Pyrotechnik. „Die Nummer eins am Rhein sind wir“, sang der Borussen-Kader gemeinsam mit den Fans, die trotz des Ausschlusses vom Spiel zum Borussia-Park gekommen waren.
„Da bekommt man schon Gänsehaut“, sagte Gladbachs Mittelfeldspieler Christoph Kramer und witzelte: „Das hat sich angefühlt wie eine Meisterfeier.“ Auch wenn die Gladbach-Fans mit der Aktion die Entscheidung, wegen der Ausweitung des Coronavirus vorerst ohne Zuschauer zu spielen und Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern vorerst zu untersagen, einigermaßen ad absurdum führten, genossen die Borussen die Spontan-Party.
Während des Spiels war so gar keine Derbystimmung aufgekommen. Bei den Gladbacher Treffern durch Breel Embolo (32. Minute) und ein Eigentor von Jorge Meré (70.) und dem Kölner Anschluss von Mark Uth (81.) jubelten diesmal nur Spieler, Trainer und Funktionäre. „Wir haben das Derby gewonnen, darüber freuen wir uns. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Fußball ohne Fans nicht der Fußball ist, den wir uns alle wünschen“, sagte Gladbachs Trainer Marco Rose.
Von Beginn an herrschte im Borussia-Park, wo vier Tage zuvor noch knapp 55 000 Zuschauer dem Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund (1:2) einen würdigen Rahmen gegeben hatten, eine seltsame Atmosphäre. Nicht nur für die Spieler. „Es ist wirklich etwas ganz anderes. Das hat nichts mit Fußball zu tun“, sagte selbst Schiedsrichter Deniz Aytekin, der bemerkte, dass ohne die Emotionen der Zuschauer auch die Zweikampf-Intensität der Spieler eine andere gewesen sei.
„Spaß macht es nicht. Schön ist es auch nicht“, sagte Rose. Kölns Sportchef Horst Heldt sprach von „Testspiel-Charakter“ und befand ebenfalls: „Eine Erkenntnis ist, dass die Fußball-Bundesliga ohne Fans keinen Spaß macht.“
Damit scheint die Ouvertüre für die Diskussion der nächsten Tage gemacht. Alle Bundesliga-Spiele am Wochenende finden ohne Zuschauer statt, darunter auch das Revierderby Borussia Dortmund gegen Schalke 04. Am Montag wollen die Clubs dann zusammen beraten, wie sie weiter mit den Folgen des Coronavirus umgehen wollen. Dann könnte etwa der danach folgende 27. Spieltag vorerst abgesagt und verlegt werden.
Über ein vorzeitiges Saison-Ende mag zumindest Rose nicht nachdenken: „Ich finde, dass wir versuchen sollten, den Wettbewerb, den wir spielen, die Normalität, die wir haben, so lange durchzuziehen, auch wenn es nicht normal ist, dass man ohne Fans spielt.“