WM-Feier in Düsseldorf Marokkanische Fans attackieren Polizisten nach Viertelfinal-Sieg
Düsseldorf · Die Ellerstraße blieb nach dem Halbfinaleinzug Marokkos über Stunden gesperrt. Die Feier verlief allerdings nicht nur friedlich.
Die Feier von bis zu 5000 Fans der marokkanischen Fußballnationalmannschaft auf der Ellerstraße ist am Samstagabend nicht ohne gewalttätige Zwischenfälle verlaufen. Die Polizei berichtete am Sonntag von Attacken auf Einsatzkräfte und Dienstwagen. Ein Sprecher erklärte zwar, dass es „weitestgehend friedlich“ geblieben sei, es allerdings Übergriffe gegeben habe. Von Krawallen wie in Paris oder Brüssel sei man aber weit entfernt gewesen.
Aber auch in Düsseldorf habe es Tritte und Schläge gegen sowie Würfe von Flaschen und Böllern auf Polizeibeamte gegeben. Einige Fans versuchten, auf einen Polizeiwagen zu klettern. Als das die Einsatzkräfte zu verhindern versuchten, hatten sie es mit einiger Gegenwehr zu tun. Bilder zeigen, wie die mit Helmen ausgestatteten Beamten dicht gedrängt in der Menge stehen. Ein Beamter wurde laut Polizei leicht verletzt, mehrere Fälle von Sachbeschädigung kamen hinzu, sodass Anzeigen gefertigt wurden.
Verkehrsstörungen und Zwischenfall auf der Königsallee
Zu einem Zwischenfall und Verkehrsstörungen kam es zudem auf der Königsallee. Gegen 22 Uhr zündeten marokkanische Fans Pyrotechnik. „Einzelne anlassbezogene Strafverfahren wurden eingeleitet“, teilt die Polizei mit. Unmittelbar nach Spielende gegen 18 Uhr waren marokkanische Fans aus den Richtungen Hauptbahnhof, Worringer Platz und Karlstraße zum Mintropplatz sowie Stresemannplatz geströmt. Unter lautem Jubel zündeten die Feiernden vielfach Bengalos und anderes Feuerwerk. Der Verkehr kam zum Erliegen, das betraf auch die Rheinbahn. Der Schwerpunkt des Polizeigroßeinsatzes und der WM-Party lag dann auf der Ellerstraße, aber auch in der Eventhalle Elegance in Benrath verfolgten 600 Menschen das Spiel.
Vor allem an der Ellerstraße bestimmte das Viertelfinale das Leben im Viertel schon am Nachmittag. Gebannt verfolgten es etwa Mohamed, Mehrez, Amjad und Sofian durch die milchigen Scheiben der Patisserie Bahia auf der Mintroppstraße. „Heute geht etwas“, hatte Mehrez bereits geahnt. Im überfüllten Café war für die vier kein Platz mehr. Die Freunde hielten in der Eiseskälte aus, obwohl da gar nicht ihre Nationalmannschaft spielte. „Wir stammen aus Libyen und Tunesien“, sagte Mehrez. „Aber das ist egal. Wir sind ja alle Nordafrikaner und unterstützten heute Marokko.“
Ähnliche Szenen gab es im benachbarten Hamam, im Friseursalon sowie beim Gemüsehändler. Auch auf der Ellerstraße gab es kein Ladenlokal, in dem sich nicht Menschen drängten und Fußball schauten. Wer nicht mehr herein durfte, verfolgte das Spiel vor dem Lokal auf seinem Smartphone. Hauptsache dabei sein, wenn die Party steigt. Einen Vorgeschmack gab es mit dem Führungstor und Jubelekstase auf der Ellerstraße. Saloua Manqad war nach dem Treffer zuversichtlich. In der warmen Backstube ihrer „Patisserie Tanger“ ging es etwas ruhiger zu, mit Tee, arabischem Gebäck und Fladenbrot. „Das Spiel ist ganz wichtig für alle Menschen der arabischen und islamischen Welt“, sagte Manqad, die sich den Stern der Nationalflagge auf die Wange gemalt hatte.
Je länger das Spiel dauerte, desto ausgelassener wurde die Stimmung. Aus dem Restaurant Palmera waren marokkanische Trommeln zu hören. Die Menschen feierten und tanzten bereits vor Spielende, stimmten Fangesänge an.
Auch Schaulustige aus den umliegenden Vierteln schauten herein. Elea Dimitrov hatte früher in der benachbarten Linienstraße gelebt. „Als wir die Bilder vom Achtelfinale gesehen haben, wollten wir uns die Stimmung hier mal anschauen“, sagte sie. Verwundert machte sie Fotos von den übervollen Cafés und Restaurants ihres ehemaligen Viertels. „So etwas hat es hier bei früheren Turnieren noch nicht gegeben. Ich bin begeistert.“
Das Fußballfest könnte am Mittwochabend weitergehen, wenn Marokko um 20 Uhr gegen Frankreich antritt. Für die Polizei steht dann der nächste Großeinsatz an. Ein Sprecher sagt am Sonntag, dass der Verlauf des Samstagabends genau analysiert werde. „Möglicherweise sind wir dann am Mittwoch mit noch mehr Kräften im Einsatz.“