Bundesliga Gladbachs süß-saurer Sieg gegen Hannover 96

Hannover · Ein besonderer Moment von Raffael und die schwere Verletzung von Kapitän Stindl: Für die Gladbacher lagen am Samstag gegen Hannover Freude und Enttäuschung nah beieinander. Eine Einordnung.

 Gladbachs Raffael (r.) bejubelt sein Tor zum 0:1 gegen Hannover 96 mit Patrick Herrmann.

Gladbachs Raffael (r.) bejubelt sein Tor zum 0:1 gegen Hannover 96 mit Patrick Herrmann.

Foto: dpa/Peter Steffen

Borussia Mönchengladbach hat im Schlussspurt der Fußball-Bundesliga zurück in die Erfolgsspur gefunden und hält Europapokalkurs. Die Elf vom Niederrhein setzte sich am 29. Spieltag bei Tabellenschlusslicht Hannover 96 mit 1:0 (0:0) durch und behauptete somit nicht nur Platz fünf in der Tabelle, sondern ist zumindest bis Sonntag auf einen Punkt an den Vierten Frankfurt herangerückt. Das entscheidende Tor zu Gunsten des VfL erzielte Raffael. Überschattet wurde Gladbachs Auswärtserfolg jedoch von einer schweren Verletzung von Kapitän Lars Stindl. Der 30-Jährige erlitt einen Schienbeinbruch.

Der Moment des Spiels: Der ereignete sich aus Gladbacher Sicht in der 53. Spielminute, als Borussias Offensiv-Könner Raffael das Spielgerät aus dem Getümmel heraus plötzlich vor die Füße fiel, der Brasilianer den Ball gekonnt annahm, dann blitzschnell mit Gefühl abzog, Hannovers Korb die Kugel noch mit dem Fuß leicht abfälschte, so dass Raffaels Schuss als Bogenlampe über 96-Schlussmann Esser hinweg den Weg zum 1:0 ins Tor fand. Am Ende war dies der goldene Treffer für Borussia Mönchengladbach am Maschsee.

Der Spieler des Spiels: Der heißt Michael Esser. Hannovers Schlussmann sorgte mit mehreren starken Paraden dafür, dass die Hausherren bis zum Schluss zumindest auf einen Punktgewinn hoffen durften. Esser war Hannovers Bester. Gladbach-Trainer Dieter Hecking: „Wir hätten das Spiel schon in der ersten Halbzeit bei der Vielzahl von Torchancen aus meiner Sicht entscheiden müssen.“ Doch weil Esser eine Top-Leistung zeigte und die Borussen-Offensive das Vollstrecker-Gen vermissen ließ, erwies sich Gladbachs Auftritt in Hannover bis zum Schlusspfiff als Geduldsspiel.

Der Aufreger des Spiels: Schwerer Schock für die Gladbacher Borussia. Kapitän Lars Stindl hat sich beim Liga-Duell in Hannover schwer verletzt und droht monatelang auszufallen. Der 30-Jährige war gleich zu Beginn der Partie, nach nicht einmal 50 Sekunden, übel mit Hannovers Ostrzolek im Zweikampf zusammengerasselt. Während Ostrzolek nach intensiver Behandlung weitermachen konnte, humpelte Stindl, gestützt von zwei Gladbacher Betreuern, mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz und wurde gleich in ein Krankenhaus gebracht. Wie am Samstagabend bekannt wurde, erlitt Stindl einen Schienbeinbruch und wurde noch am Abend operiert.

Die Chronik des Spiels: Borussia hatte zunächst den frühen Schockmoment rund um Kapitän Lars Stindl zu verdauen und brauchte einige Minuten, um sich davon zu erholen. Hannovers Ostrzolek war es dann, der durch einen Fehler die erste Großchance der Fohlen ermöglichte. Doch Neuhaus konnte diese nicht nutzen, sein schlapper Lupfer wurde kurz vor der Torlinie geklärt. Gegenseite. Hannover konterte, Strobl verhinderte gegen Maina einen möglichen Rückstand. Nun war Borussia wieder dran. Hazard vergab die Führung. Hannover wehrte sich weiter, Müller zog ab, Sommer parierte. Dann übernahm Borussia das Geschehen, doch Plea, Hazard, Zakaria, Raffael und Kramer konnten ihre Chancen nicht nutzen. Nach der Pause ist es dann Raffael, der die Gäste mit dem Treffer zum 1:0 erlöst. Borussia versäumte es im Anschluss für klare Verhältnisse zu sorgen, ließ Hannover sogar zurück ins Spiel kommen. Weydandts Schuss hätte beinahe das 1:1 bedeutet, doch Sommer parierte richtig stark. Borussia musste bis zum Schluss zittern – auch weil Raffael die hundertprozentige Chance zum 2:0 nicht nutzen konnte.

Die kommenden Duelle: Gladbach empfängt am Samstag (18.30 Uhr) zum Topspiel RB Leipzig. Mit einem Erfolg könnten die Fohlen noch einmal ein Kandidat für die Champions League werden. Bei einer Niederlage droht wohl wieder das Zittern um die Teilnahme an der Europa League. Hannover 96 muss bei Hertha BSC im Olympiastadion ran, die Niedersachen kämpfen dort wohl um die letzte Chance in Sachen Klassenerhalt.

Die Trainer-Stimmen:

Dieter Hecking (Borussia Mönchengladbach): „Wir haben uns das Leben unnötig schwer gemacht. In der Anfangsphase war das Spiel noch relativ ausgeglichen, aber danach haben wir uns ein deutliches Chancenplus erarbeiten können. Leider haben wir aber zum wiederholten Male die Konsequenz im Abschluss vermissen lassen und keine Tore erzielt, obwohl sie möglich gewesen wären. Glücklicherweise sind wir dann in der zweiten Halbzeit in Führung gegangen. Aufgrund der Vielzahl der Torchancen ist der Sieg verdient. Jetzt müssen wir abwarten, welche Diagnose bei Lars Stindl gestellt wird. Ich hoffe natürlich, dass es nicht so schlimm ist, wie es im ersten Moment aussah.“

Thomas Doll (Hannover 96): „Die Jungs haben sich teuer verkauft, sich aber wieder nicht mit etwas Zählbarem für ihren engagierten Auftritt belohnt. Mehr ist einfach aktuell nicht drin. Das muss man ehrlich zugeben. Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen. Sie haben es klasse gemacht, sich kämpferisch voll reingehauen und auch die eine oder Chance erspielt, aber am Ende reicht es einfach nicht, um die Spiele für uns zu entscheiden. So ehrlich müssen wir sein. Beim 0:1 sind alle Spieler hinter dem Ball. Wenn man solche Gegentore bekommt, ist das bitter und so steht man am Ende eben wieder mit leeren Händen da.“