Hildebrand klasse, aber unbezahlbar

Wolfgang Kleff über die Torwart-Probleme im Borussia-Park.

Mönchengladbach. Es gab eine Zeit bei Borussia Mönchengladbach, da war die Position zwischen den Pfosten stets in der sicheren Obhut guter Fangkünstler.

Abgesehen von den Kleffs, Kneibs und Sudes war in der jüngeren Historie des Traditionsvereins insbesondere Uwe Kamps - von 1986 bis 2001 die unumstrittene Nummer 1 - das beste Beispiel und einer, dem niemand im Kasten etwas vormachte.

Danach rückte Jörg Stiel in den Mittelpunkt, ein mitspielender, ausdrucksstarker Keeper. Schließlich sorgte der Amerikaner Kasey Keller mit seinem überlegenen, sicheren Auftreten im Fünfmeterraum für die nötige Stabilität in der Defensive der Gladbacher.

Doch seit dem Weggang Kellers fehlt den Gladbachern augenscheinlich ein erstklassiger Torwart. Jüngstes Beispiel: das Bundesligaspiel in Wolfsburg. Da wollte Cheftrainer Hans Meyer Form und Fitness von Nachwuchs-Keeper Frederic Löhe überprüfen und verbannte Aufstiegs-Torwart Christofer Heimeroth auf die Ersatzbank.

Ergebnis: Löhe blieb den Beweis seiner Klasse schuldig - Torwart-Chaos par excellence. Darüber sprach die WZ mit Wolfgang Kleff, der für Borussia Mönchengladbach mehr als 300 Bundesligaspiele bestritt.

Kleff: Schwere Frage. Aus der Distanz würde ich sagen... Nein, ich bin mir wirklich nicht sicher. Das ist allein Sache des Cheftrainers. Das Thema Löhe ist ja wohl durch. Richtig so, denn in der jetzigen Situation brauchst du einen erfahrenen Keeper, den ein Fehler nicht gleich umschmeißt, einer, der seine Nerven im Griff und Ausstrahlung hat. Einer, der die Körpersprache beherrscht.

Kleff: Gute Frage, aber egal, wer das auch immer sein wird, der Trainerstab muss sich jetzt bis Hinrunden-Schluss auf einen Torwart festlegen - auf Gospodarek oder Heimeroth. Dieses Bäumchen-wechsel-Dich-Spiel ist für alle Beteiligten ein unerträglicher Zustand und ein Riesenproblem. Borussia hat keine Zeit mehr. In der Winterpause kann der Verein ja immer noch über eine Veränderung nachdenken und den Markt sondieren. Hildebrand wäre klasse, ist aber nicht zu bezahlen. Jentzsch brächte Borussia kaum weiter.

Kleff: Das ist es ja. Probleme gibt es auf allen Ebenen. Das Mittelfeld ist ideenlos, der Angriff harmlos. Aber das ist nicht Sache von Hans Meyer. Der muss jetzt mit dem Kader zurecht kommen, den er vorgefunden hat. Und der ist meines Erachtens nicht erstligareif.

Kleff: Das wäre ein Jammer, doch ich denke, der Abstieg ist trotz allem vermeidbar. Denn der Kreis der Kandidaten ist groß. Sieben, acht Mannschaften bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau. Aber die haben zumindest kein Chaos auf der Torhüterposition.