Kniffliges Comeback für Tuchel - Bürki neue Nummer 1
Dortmund (dpa) - Neue Stärke oder alter Trott? Für Borussia Dortmund steht gleich zum Ligastart eine Nagelprobe an. Im kniffligen Duell mit Borussia Mönchengladbach am Samstag soll sich zeigen, wie groß die bisherigen Fortschritte unter der Regie von Trainer Thomas Tuchel wirklich sind.
Nach einer traumatischen Saison mit zwischenzeitlicher Abstiegsgefahr wird der Revierclub wieder hoch gehandelt. So wies Max Eberl dem Gegner die Favoritenrolle zu. „Der BVB ist der wahre Bayern-Jäger“, sagte der Gladbacher Manager ungeachtet der Tatsache, dass die Fohlen-Elf am Ende der vorigen Spielzeit beachtliche 20 Punkte vor den Dortmundern lag.
Die gestiegene Wertschätzung für den Branchenriesen kommt nicht von ungefähr. Sowohl in den Test- als auch in den ersten Pflichtspielen in der Europa League und im DFB-Pokal demonstrierte das Team beachtliche Frühform. Die Aufbruchstimmung hat mittlerweile auch den eigentlich nicht zum Überschwang neigenden Tuchel erfasst. „Ich fange sogar an, gelbe Turnschuhe zu bestellen. Dabei hatte ich noch nie Gelb getragen“, verriet der Fußball-Lehrer in einer von den „Ruhr Nachrichten“ organisierten Talkrunde, „jetzt glaube ich wirklich, dass mir Gelb steht.“
Die schnelle Integration von Tuchel schürt in Dortmund Hoffnungen, dass dem Team ein ähnlich kapitaler Fehlstart wie vor einem Jahr erspart bleibt. Ganze neun Sekunden benötigte Karim Bellarabi am 23. August 2014 beim 2:0 der Leverkusener für den ersten Treffer. Weitere Missgeschicke trugen Monate später zum Ende der jahrelangen Traumehe zwischen Coach Jürgen Klopp und dem BVB bei.
Für dessen Nachfolger wird das Bundesliga-Comeback nach einem Sabbatjahr zu einer echten Herausforderung. Viel wird davon abhängen, ob Tuchel wirksame Strategien findet, um den Konterfußball der Gäste vom Niederrhein zu unterbinden. In seiner Zeit als Trainer in Mainz tat sich der Taktik-Tüftler damit schwer: Fünf der sechs Partien gegen die von Lucien Favre gecoachten Gladbacher gingen verloren. „Wir treffen auf einen der unangenehmsten und kompliziertesten Gegner und werden unser beste Leistung brauchen, die wir bieten können“, sagte Tuchel.
Es könnte ein Vorteil für die Dortmunder sein, dass Mönchengladbach auf den gesperrten Havard Nordtveit sowie auf die verletzten Martin Stranzl, Alvaro Dominguez und André Hahn verzichten muss. Dennoch geht Trainer Favre voller Zuversicht und Vorfreude in den Bundesliga-Klassiker: „In Dortmund vor dieser großen Kulisse zu spielen, ist immer speziell. Es wird ein sehr interessanter Auftakt.“
Sein Gegenüber beendete zumindest in der Torwartfrage das Rätselraten um die Startformation. Laut Tuchel wird Roman Bürki im Tor stehen: „Diese Entscheidung war extrem hart.“ Weltmeister Roman Weidenfeller habe sie mit Fassung aufgenommen: „Wir hatten ein offenes und gutes Gespräch, bei dem Roman Weidenfeller Sportsgeist bewiesen hat.“
Ob diese Personalie auch für die internationalen Spiele und die Partien im DFB-Pokal gilt, ließ Tuchel offen: „Es war eine Entscheidung für die Bundesliga.“ So werde Weidenfeller in beiden Playoff-Partien in der Europa League gegen den norwegischen Vertreter Odds BK am 20. und 27. August zum Einsatz kommen.
Von besonderer Brisanz ist die Partie für Marco Reus. Dass gleich zum Ligastart eine schwere Aufgabe ansteht, wertete der Nationalspieler im „Kicker“ als Vorteil: „Ich finde es super. Nicht nur, weil es mein Ex-Club ist, sondern weil uns die Gladbacher sofort zeigen werden, auf welchem Level wir uns befinden.“
Das Bundesliga-Topspiel in Zahlen:
Die bisherige Bundesliga-Bilanz: In der Gesamtstatistik liegen beide Teams bei jeweils 29 Siegen und 28 Remis gleichauf. Die Heimbilanz (20-12-11) spricht für einen BVB-Sieg.
Das bislang letzte Duell: Am 28. Spieltag der vorigen Saison gewannen die Gladbacher daheim 3:1. Für den verdienten Sieg sorgten Oscar Wendt, Raffael und Havard Nordtveit.
Das bislang brisanteste Duell: Sternstunde für Gladbach, Blamage für den BVB. Beim 12:0 am letzten Spieltag der Saison 1977/78 über Dortmund gelang dem damaligen Team von Trainer Udo Lattek der bisher höchste Sieg der Liga-Historie.
3 Markante Zahlen:
14 - Dortmund verlor nur eines der letzten 14 Heimspiele gegen Gladbach - in der Saison 2013/14 mit 1:2.
20 - Die vorige Spielzeit schloss Gladbach mit 20 Punkten vor dem BVB ab
36- In den letzten 36 Duellen beider Teams fielen immer Tore, das bislang letzte 0:0 gab es im April 1994