Kramer und Xhaka sind gereift

Seit sieben Spielen bilden die beiden die Doppelsechs. Bei der WM in Brasilien haben sie viel dazugelernt.

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Mönchengladbach. Granit Xhaka hat Lionel Messi getroffen. Christoph Kramer auch. Beide Borussen haben bei der Weltmeisterschaft in Brasilien gegen Argentinien und seinen kleinen Wunderfußballer gespielt. Xhaka scheiterte mit der Schweiz beim Weltturnier im Viertelfinale an den Argentiniern, Kramer besiegte sie mit Deutschland im Finale. Für beide Gladbacher Sechser waren die WM-Wochen eine wichtige Erfahrung, sie haben viel gelernt in Südamerika. Borussia profitiert jetzt davon. Denn die Doppelsechs hat sich entwickelt.

Xhaka, der in seinen ersten beiden Spielzeiten als Borusse zuweilen etwas hyperaktiv auf dem Feld unterwegs war, ist ruhiger geworden. Kaum einmal versucht der Schweizer Überpässe, das reduziert seine Fehlerquote immens. Xhaka ist mit einer neuen Sachlichkeit unterwegs — und auch kein Kartensammler mehr wie im Jahr zuvor, als er zehn Gelbe und eine Gelb-Rote Karte zu sehen bekam.

Und Kramer, der Dauerläufer, rennt nicht mehr so forsch nach vorn, zudem ist aus dem schüchternen Burschen, der aus der Zweiten Liga kam, ein selbstbewusster Anführer geworden. Er spricht viel, er dirigiert — wie Xhaka. „Kommunikation ist wichtig, gerade auf der Position. Wir ergänzen uns und passen zusammen“, sagt der Schweizer.

Dass er nun die Ruhe weg hat, liegt „vielleicht daran, dass ich jetzt 22 bin“, befand Xhaka nach dem 2:1 in Paderborn. Es hatte an diesem Tag Geburtstag. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Granit 19 war, als er zu uns kam. Darum ist es normal, dass er sich entwickelt. Granit arbeitet in der Defensive jetzt sehr clever, er hält seine Position und macht keine Fehler im Spielaufbau“, sagt Sportdirektor Max Eberl über den Mann, der 2012 für rund neun Millionen Euro kam.

Kramer ist ein Jahr älter als sein Nebenmann, er ist eine Leihgabe aus Leverkusen. Bei ihm ist der WM-Effekt frappierend. „Natürlich bringt man ein ganz anderes Selbstvertrauen mit, wenn man Weltmeister geworden ist“, sagt Kramer. Er setzt das auf dem Rasen in Energie um. „Chris hat sich zu einem Erstligaspieler auf gutem Niveau entwickelt, die WM und sein Kopf tragen dazu bei, dass er jetzt den nächsten Schritt macht“, lobt Eberl.

Die besondere Qualität der Doppelsechs ist die Passsicherheit. 88 Prozent seiner Pässe bringt Kramer an den Mann, bei Xhaka sind es 85 Prozent im Schnitt. Zuletzt in Paderborn hatten beide Werte über 90 Prozent. Die Sechser sind durch ihre Laufarbeit und die ordentliche Zweikampfstärke (im Schnitt über 50 Prozent) mitverantwortlich für die defensive Stabilität des Teams.

Nach vorn muss vor allem Kramer kreativer sein als bislang, doch immerhin haben beide in dieser Saison schon getroffen. Auch Havard Nordtveit (24) hat sich weiterentwickelt, ist aber hintendran. In den letzten sieben Spielen setzte Trainer Lucien Favre auf das Gespann, das mit Rückenwind von der WM zurückkam. „Die Erfahrungen, die sie dort gemacht haben, bringen sie natürlich weiter“, sagt Lucien Favre.

Vor allem sieht er die Entwicklung bei Xhaka, den er in der Rückrunde der Vorsaison oft in die zweite Reihe versetzte, weil ihm sein Landsmann zu flapsig war. „Ich bin glücklich, dass es so gut läuft“, sagt Xhaka. Nun freut sich der „Basler Junge“ auf das Europa-League-Spiel beim FC Zürich. Borussias gereifte Doppelsechs will auch da für Ruhe und Ordnung sorgen.