Kruses starkes Heimdebüt

Gegen Hannover spielen sich die Gladbacher phasenweise in einen Rausch.

Mönchengladbach. Mit voller Stimme und leuchtenden Augen sang Torhüter Marc-André ter Stegen mit, was die VfL-Treuen in der Nordkurve nach der 3:0-Heimgala ihrer Fohlen-Elf gegen Hannover 96 lauthals angestimmt hatten. „Die Seele brennt — für unsern einzig wahren Star. Die Seele brennt — für Mönchengladbach VfL Borussia.“ Ter Stegen genoss wie alle Borussen-Profis den Augenblick des Triumphes, der erste Sieg der neuen Spielzeit wurde ausgelassen gefeiert.

Mit herzerfrischendem Hochgeschwindigkeits-Fußball hatte Gladbach die Gäste aus Niedersachsen phasenweise in Grund und Boden gespielt. Kollektive Glückseligkeit im Borussia-Park — tosender Applaus für Cheftrainer Lucien Favre und seine Mannen.

Borussia hatte nach den Niederlagen gegen Darmstadt und Bayern Wiedergutmachung der besonderen Art betrieben: Solides Defensiv-Verhalten, Spielwitz, Ratz-Fatz-Kombinationen, packende Torraumszenen — moderner Fußball eben.

Solch ein berauschendes Offensiv-Spektakel ihrer Stars hatte sie seit dem Abgang von Marco Reus nicht mehr geboten bekommen. Verantwortlich dafür war neben dem starken Raffael vor allem Max Kruse. Das Schnäppchen aus Freiburg demonstrierte gleich bei seinem ersten Liga-Auftritt vor heimischer Kulisse, warum er in der vergangenen Spielzeit zum Senkrechtstarter und Nationalspieler avancierte. Umgeben von gewandten Ballkünstlern wie Raffael, Arango oder Herrmann entfaltete Kruse sein gesamtes fußballerisches Repertoire.

Ergebnis: Das erlösende 1:0 schoss er sehenswert selbst, den beiden weiteren Treffern durch Christoph Kramer und Filip Daems waren jeweils beeindruckende Aktionen Kruses vorausgegangen. Allzu großen Buhei um seine Leistung wollte Kruse später allerdings nicht machen: „Wir sind am Anfang der Saison, wir sollten das Spiel gegen Hannover nicht zu hoch hängen.“ Natürlich, so Kruse, sei es „ein schönes Gefühl gewesen“, für den neuen Klub getroffen zu haben. „Aber oberste Priorität war, das Spiel zu gewinnen — das ist uns gelungen.“

Kruse kennt das Geschäft, weiß, dass am Samstag im Derby bei Bayer Leverkusen aus Applaus auch schnell wieder Pfiffe werden kann. „Wir können uns bis Montag freuen und erst einmal durchatmen. Dann heißt es hart arbeiten, denn in Leverkusen wird es ganz schwer für uns.“

Spielen sich Kruse, Raffael, Arango und Co allerdings erneut in einen Rausch, dürfte es aber auch für den favorisierten Werksklub ein ziemlich schwerer Arbeitstag werden.