Lucien Favre: „Das war Karnevalsfußball“
Gladbachs Trainer Lucien Favre spricht über das 3:3 gegen Leverkusen und das anstehende Spiel Europa-Pokal-Spiel gegen Rom.
Mönchengladbach. „Ja, gut. Mehr Tempo.“ Am Tag nach dem 3:3-Remis gegen Bayer Leverkusen ist Lucien Favre bereits wieder in seinem Element. Borussias Cheftrainer verfolgt auf dem Trainingsplatz aufmerksam die Einheit der Reservisten, derweil lassen sich in der Kabine die VfL-Profis, die beim turbulenten Derby in der Fußball-Bundesliga gegen den Werksklub in der Startelf standen, von den Physiotherapeuten die Müdigkeit aus den Knochen massieren.
„Es bleibt nicht viel Zeit für meine Mannschaft, frische Kräfte zu sammeln“, sagt Favre später, „es geht jetzt Schlag auf Schlag. Am Donnerstag wartet Lazio Rom auf uns. Das ist eine Top-Mannschaft aus Italien.“
Der 55 Jahre alte Schweizer spricht zudem über . . .
. . . das Torfestival im Derby gegen Leverkusen: „Das war ein wenig Karnevals-Fußball. Das 3:3 ist ein Ergebnis, mit dem wir sehr gut leben können. Der Punktgewinn, auch wenn er glücklich gewesen sein mag, ist sehr wichtig — gerade für die Psyche meiner Spieler. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt, sich nach dem 2:3 gegen die drohende Niederlage gestemmt und ist zurückgekommen. Wir haben jetzt 30 Punkte — das ist nicht schlecht, das sagt schon was aus.“
. . . die zahlreichen Ballverluste der Fohlen-Elf, gerade in der ersten Hälfte: „Wenn wir nicht hart verteidigen und kämpfen, bekommen wir sofort Probleme. Wir haben Gegentore bekommen, die so nicht passieren dürfen. Das war zu einfach. Und ich spreche nicht von der Abwehr. Wir verlieren, ohne wirklich unter Druck zu stehen, den Ball. Und wenn du den Ball nicht hast, kannst du auch nicht das Spiel machen. Was ich als Trainer teilweise für Fehler gesehen habe, war unglaublich.“
. . . die Dominanz bei hohen Bällen (alle Gladbacher Tore fielen per Kopfball): „Für uns sind diese Situationen wichtig. Wir haben das auch bewusst in der Woche vor dem Spiel geübt. Wir haben es bei hohen Bällen nicht nur offensiv gut gemacht, sondern zudem gut verteidigt. Ich muss aber auch sagen: Wir können nicht immer nur durch Flanken und Kopfbälle Tore machen — das ist nicht Fußball.“
. . . die Situation von 8,5-Millionen-Einkauf Granit Xhaka, der gegen Bayer trotz des Ausfalls von Thorben Marx nicht in der Startelf stand: „Jeder bekommt seine Chance. Ich habe schon mehrmals darüber gesprochen. Man muss sich in der Bundesliga am Tempo orientieren. Ich spreche nicht über einzelne Spieler. Der erste Ballkontakt muss bereits top sein. Da müssen wir besser werden. Es braucht seine Zeit. Seit ich bei Borussia bin, gebe ich mein Bestes, um die bestmögliche Mannschaft aufzustellen. Die Besten werden spielen — ich mache da keinen Unterschied. Namen spielen keine Rolle bei mir.“
. . . das Mammut-Programm mit dem Europapokal-Spiel gegen Rom am Donnerstag und zwei Tage später beim Hamburger SV: „Wir können das nicht ändern und müssen das mitmachen. Ich werde meine Sicht der Dinge zu dieser Situation, dass wir am Donnerstagabend spät noch spielen und am Samstag auswärts um 15.30 Uhr schon wieder, noch zu einem späteren Zeitpunkt äußern. Nur so viel: Ich habe mit einem Trainerkollegen in Frankreich telefoniert. Dort ist so etwas nicht erlaubt.“