Michael Frontzeck: Einer aus Borussias Hausapotheke

Der neue Trainer ist ein alter Borusse und will ein Wechsel auf Zukunft sein.

Mönchengladbach. Beim Blick in die Zukunft trug Michael Frontzeck noch sichtbar an der Vergangenheit. Der blaue Pullover auf weißem Hemd kleidete ihn ansehnlich, als er über die Zukunft seines neuen Clubs Borussia Mönchengladbach sprach. "Ich brauch’ nicht ins Sanatorium", hatte er trotzig gesagt, als sie den Fußball-Lehrer am 33. Spieltag bei den blau-weißen in Bielefeld auf der Alm vor die Tür gesetzt hatten.

Im Borussia-Park erschien Frontzeck am Mittwoch nur 17 Tage später wieder frohgelaunt auf der Bühne Bundesliga. Warum, wurde schnell klar: Ja, es sei ein bisschen wie nach Hause zu kommen, sagte Frontzeck. Oder anders ausgedrückt: Mehr Borussia als Frontzeck geht eigentlich gar nicht. Der Fußball-Lehrer ist in der Stadt geboren, in ihr aufgewachsen, Borussia war die erste Station seiner Profi-Karriere, sein Vater Friedhelm spielte bereits in den 60er Jahren für den Klub.

Frontzeck wurde Nationalspieler als Borusse, kehrte später noch zweimal als Spieler zurück, ehe er unter Hans Meyer vor einem Jahrzehnt nach dem Ende seiner aktiven Spielzeit Co-Trainer wurde. "Das ist für mich emotional ein großer Augenblick", sagte Frontzeck am Mittwoch und reihte sich damit ein in die Liste vieler ehemaliger Borussen.

Sie alle versuchten sich im vergangenen Jahrzehnt an diesem Klub, um diesem eine dauerhafte Perspektive in der Bundesliga zu geben. Aber alle sind sie mehr oder weniger gescheitert: Ob Jupp Heynckes, Horst Köppel, Ewald Lienen, oder Holger Fach. Nun also versuchen es Borussias Verantwortliche noch einmal mit einem Griff in die Hausapotheke.

Michael Frontzeck, mit einem Vertag bis 2011 ausgestattet, sei das bestes Puzzleteil, sagte Sportdirektor Max Eberl. Dessen Philosophie von Fußball passe am besten zu der des Vereins. Demnach ist es Zufall, dass die Wahl wieder auf einen Borussen fiel, der am Mittwoch realistisch in die Zukunft blickte und vor zu hohen Ansprüchen warnte.

"Wer mit 31 Punkte die Klasse gerade erhält, wird in der nächsten Saison sicher keine 50 Punkte holen", sagte Frontzeck und richtete seine Ziele an den in der Rückrunde erspielten 20 Zählern aus. "Darauf kann man aufbauen."

Mit welchem Personal, das wird sich erst in den kommenden Tagen entscheiden. Frontzeck deutete an, mit dem Richtung Bremen abwanderungswilligen Marko Marin nach der U 21-Europameisterschaft ein persönlichen Gespräch zu führen: "Dann sehen wir weiter. Immerhin hat Marko einen Vertrag bei Borussia bis 2010."