Pfiffe für Präsident Königs

Für das Präsidium ist dieser Abstieg weniger schlimm als der von 1999. Der Borussia Mönchengladbach GmbH bleibt ein Überschuss von 3,23 Millionen. Aber die Mitglieder buhen und pfeifen. FOTOS: Die TOPS und FLOPS der Gladbacher Personalpolitik

<strong>Mönchengladbach. Unter Pfiffen, Buh-Rufen und "Königs raus"-Parolen musste das Präsidium den Weg durch die Südkurve auf das Podium nehmen, bevor Präsident Rolf Königs am Mittwochabend die Mitgliederversammlung im Borussia-Park eröffnen konnte. Welch schwieriges Unterfangen die Sitzung werden würde, zeigte sich bereits bei der turnusgemäßen Wahl des Versammlungsleiters. Da verweigerten die 2915 anwesenden Mitglieder Königs fast seinen vorgeschlagenen Kandidaten. Als er bekannt gibt, dass der Vorschlag bei 675 Gegenstimmen angenommen sei, gibt es wieder Pfiffe. Die Sitzung muss kurz unterbrochen werden. Königs und Söllner beraten. Als Königs anschließend die sportliche Bilanz zieht, wird er deutlich. "Fußball ist ein Mannschaftssport. Doch wer keine Mannschaft hat, hat auch keinen Erfolg. Das mussten wir schmerzhaft erfahren. Mit schmerzhaften Niederlagen und persönlichen Rückschlägen." Woran es gelegen hat, dass Borussia nach dem Aufstieg nie in ruhiges Fahrwasser kam, auch dafür hatte Königs eine Antwort parat. "Jeder Trainer hat bei uns nach seinen Vorstellungen eine Mannschaft zusammengebaut. Die Ideen von Hans Meyer, die richtig waren, wurden nicht fortgeführt. Natürlich haben wir auch gemerkt, dass Peter Pander nicht zu Borussia passte."

Verantwortlich für Borussias Probleme sind laut Königs auch "diese Egoisten auf dem Spielfeld", die in einem Monat mehr verdienten als ein Arbeiter in seinem ganzen Berufsleben. "Es gibt nur einen Spieler, der den Defekt nicht hat. Das ist Oliver Neuville." Letztere sitzt unter den Mitgliedern und wird mit Sprechchören gefeiert.

Nur diesmal gehen Königs letzte Silben nicht in Pfiffen unter. Mehrfach fordert er die Mitglieder auf, ruhig und besonnen zu reagieren. "Wir können doch über alles sprechen." Trainer Jos Luhukay und Sportdirektor Christian Ziege auf dem Podium wirken nachdenklich.

Aufgebrachte Fans, Unmutsäußerungen, Beschimpfungen - Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers versteht das. Sagte er vor der Jahreshauptversammlung. "Wenn man absteigt, kann man nicht feiern. Wir sind abgestiegen, und das ist eine Katastrophe, da muss man sich auch mal die Meinung sagen dürfen. Unsere Fans leben für den Verein. Und bei 35 174 Mitgliedern steht auch mal einer auf, der seine Meinung etwas deutlicher sagt."