Borussia gegen HSV Stranzl soll Gladbach aus dem Keller führen

Mönchengladbach. Er strahlt Ruhe aus, ist präzise im Tackling und steht wie ein Fels in der Brandung. Martin Stranzl — das ist Erfahrung pur. Auf den österreichischen Hünen ruhen am Freitagabend die Hoffnungen von Borussia Mönchengladbach im Spiel gegen den Hamburger SV (20.30 Uhr).

Auf Stranzl ruhen die Hoffnungen der Gladbacher Mannschaft im Spiel gegen Hamburg.

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Auch Cheftrainer Lucien Favre ist froh, dass sein besonnener Routinier nach langer Leidenszeit (Knochenödem/Kapselreizung) wieder zurück ist. „Er ist im Kader und wird sehr wahrscheinlich spielen“, sagte Favre. „Wir brauchen ihn. Er kann die Mannschaft dirigieren, er macht den Mund auf und ist auch in der Kabine wichtig. Ein Typ eben.“

Dass Stranzl (35) in seinem 117. Bundesligaspiel für die Gladbacher (acht Tore) möglicherweise noch nicht bei voller Kraft ist, nimmt Lucien Favre zwangsläufig in Kauf. „Man darf nicht zu viel erwarten.“ Was Stranzl, der zuletzt im März beim 2:0-Sieg der Gladbacher in München gegen die Bayern in der Bundesliga im Einsatz war, im vereinseigenen Magazin unterstreicht: „Ich kann keine Wunderdinge vollbringen und versuche, der Mannschaft zu helfen. Ansonsten muss jeder seinen Teil dazu beitragen, dass wir das Spiel gewinnen und vom letzten Platz wegkommen.“

Fest steht: Gladbachs Defensive braucht „frischen Wind“, nachdem der Liga-Auftakt mit den Niederlagen in Dortmund (0:4), gegen Mainz (1:2) oder in Bremen (1:2) total misslang und die Auftritte etliche Probleme an den Tag brachten. Folge: Die Fohlen Elf bildet derzeit das Schlusslicht in der Liga; und das will so gar nicht ins Bild passen, das sich die Macher an der Hennes Weisweiler Allee nach dem dritten Platz in der vergangenen Spielzeit gemalt hatten.

So ist die Stimmung vor Beginn der Champions-League-Route ab kommenden Dienstag zwar nicht im Keller, aber erkennbar gedämpft. „Wir schätzen unsere Lage realistisch ein“, sagt Sportdirektor Max Eberl, „natürlich haben wir das so auch nicht erwartet. Null Punkte nach drei Spielen, nein, wirklich nicht. Ich hoffe, dass jetzt auch der Letzte gemerkt hat, dass nichts von alleine läuft.“

Gladbach spielt am Freitag ohne den gesperrten Granit Xhaka, ohne die verletzten oder angeschlagenen Herrmann, Dominguez und Johnson. Das muss das Team erst einmal verkraften. „Hamburg wird ein hartes Stück Arbeit“, mutmaßt Favre, der dafür bekannt ist, grundsätzlich lieber über die Qualitäten der eigenen Mannschaft als über Probleme zu reden. Aber die sind nun einmal da, denn abgesehen von der mangelnden Sicherheit in der Defensive fehlt der Elf vom Niederrhein nach dem Abgang von Kramer und Kruse auch die Homogenität, das blinde Verständnis, mangelt es an zündenden Ideen und Klasse vor dem gegnerischen Tor.

Favre ist weiter auf der Suche nach der idealen Formation und versucht geduldig, das 13-Millionen-Paket aus Hannover und Leverkusen, Lars Stindl und Josip Drmic, auf höchstes Niveau zu trimmen. Noch ist vor allem Drmic weit davon entfernt. Trotz allem: Den Anhängern ist die Lust keineswegs vergangen: Das Stadion ist am Freitag mit 54 010 Besuchern ausverkauft.