Viel Lob, aber keine Punkte

Clevere Berliner triumphieren über harmlos-verspielte Gladbacher, die am Tabellenende nicht vom Fleck kommen.

Berlin. Dieter Hoeneß musste kurz überlegen. "Ja, ein wenig habe ich den Schlusspfiff am Ende schon herbeigesehnt", gab der Manager von Hertha BSC Berlin unmittelbar nach dem 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag-nachmittag dann doch zu.

In den riesigen Katakomben der kalten Betonschüssel Olympiastadion hatte Hoeneß viel Lob für den Gegner über. "Sie haben schon in den Partien zuvor gut gespielt und auch in Stuttgart nur unglücklich verloren. Diese Mannschaft lebt. Sie ist gut in die Zweikämpfe gegangen, auch wenn sie dabei viele Fouls begangen hat. Aber die gehören dazu, wenn man im Abstiegskampf bestehen will."

"Für diese Anerkennung können wir uns nichts kaufen", sagte Marko Marin. Wohl wahr, aber immerhin haben die zweiten 45 Minuten im Nieselregen der Hauptstadt gezeigt, dass die Borussia trotz der nunmehr vier Punkte Rückstand auf das rettende Ufer keinen Grund hat, die Hoffnung auf den Klassenerhalt aufzugeben. Da hatte Trainer Hans Meyer mit der Einwechslung von Oliver Neuville ein Zeichen gesetzt und dem Angriff mehr Schwung verliehen. "Wir waren auch zuvor schon offensiv eingestellt", sagte der 35-jährige, verwies auf die Mittelfeldreihe mit Karim Matmour, Alexander Baumjohann sowie Marko Marin und wollte damit wohl auch der Frage nach seinem erneuten Reservistendasein ausweichen.

Von draußen hatte der Routinier den Knackpunkt der 15. Niederlage im 23. Bundesliga-Gastspiel bei der Hertha ausgemacht. "Das 0:2 kurz vor der Pause hat uns das Genick gebrochen", sagte Neuville und lag mit dieser Analyse nicht auf einer Wellenlänge mit seinem Trainer. Der nämlich haderte mit der Szene zum 0:1, in der Andrej Woronin Gladbachs 50. Bundesliga-Gegentor an der Spree perfekt machte. "Wenn ich weiß, was das für ein hervorragender Fußballer ist, dann kann ich nur mit dem Kopf schütteln, dass er so alleine gelassen wird", sagte Hans Meyer echauffiert und verharrte noch Minuten nach dem Halbzeitpfiff regungslos auf seiner Bank.

"Tore gegen einen ehemaligen Verein sind immer schöne Tore. Aber wenn die Borussia so weitermacht, wie in der zweiten Hälfte, dann steigen sie nicht ab", sagte Woronin, der einst in Borussias B-Jugend begann.

Wieder anerkennende Worte für Gladbachs Auftritt, der das Wort couragiert aber leider erst verdiente, als das Kind bereits in den Brunnen gefallen war. "Noch sind es zwölf Spiele. Wir haben heute gesehen, dass wir jeden schlagen können. Was wir jetzt noch brauchen sind Punkte und zwar am besten schon am kommenden Samstag gegen den Hamburger SV", sagte Oliver Neuville. Denn Lob und Anerkennung durch den Gegner helfen gewiss nicht im Kampf gegen den Abstieg.