„Das Kapitel ist geschlossen“ Warum Jonas Hofmann Borussia Mönchengladbach wirklich verlassen hat

Leverkusen · Jonas Hofmann startet nun bei Bayer Leverkusen – obwohl am Niederrhein eine ganz neue Mannschaft um den Fixpunkt und Charakterspieler entstehen sollte. Wie er seinen Wechsel sieht.

In Mönchengladbach sollte um Jonas Hofmann eine Mannschaft entstehen – eigentlich.

In Mönchengladbach sollte um Jonas Hofmann eine Mannschaft entstehen – eigentlich.

Foto: dpa

Als Jonas Hofmann an diesem Dienstag im Medienraum von Bayer Leverkusen Platz nehmen will, wird er noch einmal zurechtgerückt. Bitteschön, dann doch vor das Bayer 04-Emblem an der imposanten Videowall. Hofmann lächelt gelassen und wechselt bereitwillig. Und in den nächsten 20 Minuten macht der 31-Jährige nicht den Eindruck, als müsste er irgendetwas bereuen an seinem Aufsehen erregenden Wechsel von Borussia Mönchengladbach zu Bayer Leverkusen innerhalb der Fußball-Bundesliga in diesem Sommer. Und an diesem Emblem hinter ihm.

Hofmann hat es sich nicht leichtgemacht, sagt er glaubhaft, aber dann eben doch auch sehr bewusst entschieden. Aus voller Überzeugung für Bayer. Und das, obwohl er noch im August 2022 seinen Vertrag in Mönchengladbach bis 2025 verlängert hatte, seinerzeit mit Zehn-Millionen-Euro-Ausstiegsklausel. Obwohl am Niederrhein eine ganz neue Mannschaft um den Fixpunkt und Charakterspieler Hofmann entstehen sollte. Und: Obwohl er noch im jüngsten Magazin der DFL wortreich erklärt hatte, weshalb er denn nun bei allem Frust der jüngeren beiden Jahre in Mönchengladbach bleiben will. Bei der Borussia hatte Hofmann 214 Spiele seit Januar 2016 bestritten, 48 Tore erzielt und 51 vorbereitet. Er ist jetzt der mit Abstand teuerste Ü30-Zugang in der Geschichte Leverkusens. Und von Gladbach nicht mehr viel übrig.

„Das Kapitel ist geschlossen, es beginnt ein neues für mich, und darauf bin ich extrem heiß“, sagt Hofmann. Ihm ist bewusst – ganz „Kopfmensch“ – was das alles mit den Mönchengladbacher Fans gemacht hat. Verräter, hieß es da, und das war eher eine der netteren Bezeichnungen. Noch dazu ist Hofmann der erste Mönchengladbacher in diesem Jahrtausend, der überhaupt direkt zum benachbarten Rivalen Leverkusen wechselt. Er sagt: „Natürlich habe ich viel gelesen, auch die Beschimpfungen in den Sozialen Netzwerken. Aber das muss man ausblenden. Es war von meiner Seite keine Entscheidung gegen Gladbach, sondern nur für mich.“

Geschäftsführer Roland Virkus hatte zuletzt noch gehadert, es hinterlasse kein „gutes Gefühl“, dass sich Hofmann trotz Verlängerung kurzfristig für Leverkusen entschieden habe. Hat Virkus nachgetreten? Hofmann lächelt das weg. Es sei ein Unterschied, ob das aus Enttäuschung gesagt sei oder weil jemand menschlich sauer ist. „Enttäuschung war vorauszusehen, weil ich der Fixpunkt sein sollte. Ich kann das nachvollziehen, es wäre aber auch schlimm, wenn es nicht so wäre, dann hätte ich ihnen ja nichts bedeutet. Ich hatte eine wunderbare Zeit in Mönchengladbach und bin dafür extrem dankbar.“ Punkt.

Nach den letzten Auftritten mit der Fußball-Nationalmannschaft nach der Bundesliga-Saison sei das Ganze ins Rollen gekommen, erzählt Hofmann. „Es gab dann erste Gespräche.“ Natürlich seien immer Gedankenspiele da gewesen, aber das sei dann in der Pause immer mehr in den Fokus gerückt. „Mit 31 ist es legitim, sich Gedanken zu machen, was man noch mal anderes machen will.“ Das internationale Geschäft sei ein großes Thema gewesen, der neue Ort, eine neue Aufgabe, das alles habe ihn gereizt, sagt Hofmann. Und die Gespräche mit Simon Rolfes und Xabi Alonso waren „imponierend und besonders“. Hofmann sagt: „Wenn man dann einen Facetime-Call mit Xabi Alonso hat, dann imponiert das.“ Wie Alonso spielen wolle, wie der selbst gespielt habe, wie auch der Anspruch in Leverkusen sei – „das ist einfach sehr reizvoll, das hat es für mich besonders gemacht. Das sollte man respektieren.“

Wenn man schon so lange wie er dabei sei, sagt Hofmann, „dann merkst du einfach, dass das jetzt der richtige Schritt ist“. Nebenbei gesteht er, dass er mit seinem Berater „in dem einen oder anderen Gespräch“ gewesen sei, was einen möglichen Wechsel angeht. Eine Ausstiegsklausel, sagt er, sei ja inzwischen normaler Bestandteil von Vertragsverhandlungen, das bitte soll aber nicht heißen, „dass man in dem Moment im Kopf schon den Plan hat, den Schritt weiterzugehen“. Ist er dann aber doch. Kein Raum für Romantik.

Hofmann sieht sich wie sein neuer Trainer zuerst in der Leverkusener Dreier-Offensivreihe, möglich auf allen Positionen, auch in der Fünferkette rechts sei ein Platz drin, wie auch schon mal in der Nationalelf. Er will ein Führungsspieler sein in dieser „extrem jungen Mannschaft“, er sei gekommen für den Erfolg, sonst wäre er nicht gekommen. Er spürt und fühlt, dass die Kurve in Leverkusen „weiter nach oben“ gehen kann. „Hier ist jeder gewillt.“

Und dann wird es bereits am zweiten Bundesliga-Spieltag mit Leverkusen nach Mönchengladbach gehen. Was macht das mit Hofmann? „Der Fußball schreibt solche Geschichten. Generell ist es schön, die alten Kollegen wiederzusehen, in achteinhalb Spielzeiten bin ich dort ein- und ausgegangen. Das ist pure Vorfreude, dort wieder hinzukommen. Und natürlich auch ein bisschen Anspannung, wenn man an den Ort zurückkommt, an dem man große Fußstapfen in der Bundesliga setzen konnte.“ Hofmann ist mit sich im Reinen, der Eindruck steht. Und jetzt hat er mit Leverkusen viel vor.