Gladbach gewinnt in Heimstetten Warum Seoane nach dem Turnier-Sieg auf die Bremse tritt
Gladbachs 5:1 über den VfB Stuttgart lässt die Fans schwelgen. Der Trainer aber zeigt sich nur bedingt zufrieden.
„Oh, wie ist das schön - so was hat man lange nicht geseh'n", stimmten die Fans von Borussia Mönchengladbach unter den rund 2500 Zuschauern am Samstag Nachmittag im Sportpark Heimstetten an, nachdem Tomas Cvancara gegen den VfB Stuttgart das 4:1 erzielt hatte. Der Zugang von Sparta Prag ließ acht Minuten später auch noch den Treffer zum 5:1-Endstand folgen und schnürte damit in dieser Partie einen Dreier-Pack. „Wir freuen uns über jeden Treffer und über jeden Sieg. Aber es ist Vorbereitung, wir werden das nicht überbewerten. Sicherlich war die Leistung ansprechend. Ich finde jedoch auch, dass wir noch Verbesserungspotenzial und damit Luft nach oben besitzen", sagte Trainer Gerardo Seoane.
Der 44-Jährige wollte mit dieser Aussage nicht nur die aufkommende Euphorie im Keim ersticken, schließlich gehören zu einem Fußballspiel stets zwei Mannschaften und die des VfB trat alles andere als überzeugend auf. Nein, Seoane fand konkrete Kritikpunkte und ordnete das Ergebnis dementsprechend ein. „Es ist uns ein hohes Resultat gelungen, aber leistungstechnisch hat mir einiges nicht gefallen. In der ersten Hälfte haben wir überhaupt nicht umgesetzt, was ich wollte. Wir wurden gezwungen, tief zu stehen und waren extrem passiv. Wir konnten jedoch die Räume eng machen und von Stuttgarter Ballverlusten profitieren. Nach diesen sind wir mit gutem Umschaltspiel sowie der individuellen Klasse unserer Offensiv-Akteure dann zum 2:0 gekommen. Zur zweiten Halbzeit haben wir das System umgestellt, danach war es defensiv besser."
Im Angriff ist deutlich mehr Tempo als vergangene Saison
Vorne mit hoffnungsvollen Ansätzen, hinten zuweilen noch zu instabil. Auf diesen einfachen Nenner lässt sich das Zwischenfazit der Vorbereitung drei Wochen vor dem Bundesliga-Auftakt beim FC Augsburg bringen. Cvancara überrascht durch seine Kaltschnäuzigkeit beim Abschluss, Alassane Pléa wirkt mit neuem Spaß bei der Sache zu sein und der von vielen Fans bereits als Fehleinkauf abgestempelte Nathan Ngoumou scheint ob des statischen Aufbauspiels der vergangenen Saison durch das höhere Tempo seine Fähigkeiten nun viel besser zur Geltung bringen zu können. Dazu besticht Franck Honorat nicht nur durch präzise Flanken, sondern auch mit der Bereitschaft nach hinten zu arbeiten. Defensiv hingegen bedarf es größerer Kompaktheit. Hier fehlt es oft noch an räumlicher Abstimmung sowie stabiler Strafraumbeherrschung.
Gleichwohl machten das Trainingslager in Rottach-Egern sowie der Auftritt von Heimstetten den Anhängern Hoffnung. Schließlich wurde das Turnier im Nordosten von München gewonnen, weil vor dem Erfolg über den Liga-Rivalen vom Neckar auch der TSV 1860 München mit 2:1 besiegt werden konnte. Es war im dritten Test gegen einen Drittligisten das dritte 2:1, diesmal allerdings mit einer reinen B-Mannschaft. So bot Seoane in Abwesenheit von Torhüter Jan Olschowsky (Reha), Stefan Lainer (erkrankt), Christoph Kramer (Innenbandanriss im Knie), Manu Koné (Aufbautraining) und Hannes Wolf (krank) sowie der geschonten Marvin Friedrich, Florian Neuhaus, Yvandro Borges-Sanches und Robin Hack gleich vier Akteure aus der U23 auf.
Ein "echtes" Blitz-Turnier
Dies sehr zum Leidwesen von deren Trainer Eugen Polanski, bei dem sich Seoane dann auch entschuldigte. Schließlich hätte das Mitwirken von Simon Walde, Phil Kemper, Noah Andreas und Shio Fukuda den gegen den 1. FC Düren mit 1:2 verpatzten Start in die Regionalliga West vielleicht verhindern können. „Wir hatten gegen den TSV 1860 eine recht bunt zusammengewürfelte Mannschaft auf dem Platz und haben es dafür sehr gut gemacht. In der Schlussphase mussten wir zwar jede Menge Schüsse blocken, konnten jedoch gemeinsam unser Tor verteidigen", sagte Mittelfeldspieler Rocco Reitz. Besonders zu Beginn des Duells mit den "Löwen" bekam der ob dessen Spielzeit von je nur 60 Minuten gewählte Begriff "Blitz"-Turnier eine ganz andere Bedeutung. Ein kräftiges Gewitter mit etwas Hagel hätte durchaus eine Unterbrechung gerechtfertigt.
Einen Tag zuvor bereits war auch das zehnte Trainingslager am Tegernsee mit Blitz, Donner sowie viel Regen zu Ende gegangen. Dennoch feierten über 800 Anhänger am Vereinsheim des FC Rottach-Egern das inzwischen schon traditionelle Fan-Fest. Zu diesem waren neben Trainer Gerardo Seoane, Sport-Geschäftsführer Roland Virkus und Sportdirektor Nils Schmadtke die Spieler Robin Hack und Florian Neuhaus erschienen. „Vom ersten Tag an bis zum letzten hier so viele Fans zu haben, ist beeindruckend", meinte Hack. Am Nachmittag hatte er bei Sonnenschein mit den neuen Kollegen Teambuilding-Aktionen absolviert. So duellierten sich auf dem Tegernsee zwei Gruppen beim Stand-Up-Paddling und einem Drachenboot-Rennen. Die Verlierer können nächstes Jahr Revanche nehmen. Borussias Vertrag mit Rottach-Egern läuft bis 2025.
BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH - TSV 1860 München 2:1 (1:1)
Borussia: Nicolas – Andreas, Chiarodia (ab 31. Itakura), Kemper – Walde, Fraulo, Reitz, Ullrich – Herrmann, Ranos – Fukuda
Tore: 1:0 Ranos (6.), 1:1 Starke (17.); 2:1 Fukuda (33.)
Zuschauer: 2500
BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH - VfB Stuttgart 5:1 (2:0)
Borussia: Omlin – Scally, Jantschke, Chiarodia – Honorat, Weigl, Itakura, Netz – Ngoumou, Pléa – Cvancara
VfB: Nübel – Stenzel, Zagadou, Mola, Sosa – Millot, Endo – Silas, Jeong (ab 56. Raimund), Sankoh (ab 44. Pfeiffer) – Guirassy
Tore: 1:0 Ngoumou (10.), 2:0 Cvancara (15.); 2:1 Silas (33.), 3:1 Ngoumou (45.), 4:1 Cvancara (49.), 5:1 Cvancara (57.)
Zuschauer: 2500