Trainingslager am Tegernsee Gladbach-Torwart Jonas Omlin: „Es war wie würfeln“

Mönchengladbach · Der Torwart von Borussia Mönchengladbach ist meinungsstark. Von den Leistungen der Rückrunde war er oft erschrocken, für die neue Saison fordert er ein anderes Gesicht.

Jonas Omlin würde sich über einen „Schweizer Freund“ freuen.

Foto: dpa/David Inderlied

Nach achteinhalb Jahren endete bei Borussia Mönchengladbach im vergangenen Januar eine Ära. Gegen Zahlung einer Ablösesumme in Höhe von neun Millionen Euro wechselte Torhüter Yann Sommer zum FC Bayern München - exakt jene Summe also, für die ihn die Borussia im Juli 2014 vom FC Basel geholt hatte. Sein Nachfolger war schnell gefunden, das Geld umgehend eins zu eins reinvestiert und auch die Nationalität blieb unverändert. Vom HSC Montpellier aus der französischen Ligue1 wurde mit Jonas Omlin der nächste Schweizer verpflichtet. Zur Saison-Eröffnung am 5. August gastiert der französische Meister von 2012 im Borussia-Park (15.30 Uhr) und Omlin freut sich darauf. „Es ist schön, die Spieler und Verantwortlichen wiederzusehen. Ich hatte in Montpellier eine tolle Zeit, konnte mich dort aber gar nicht richtig verabschieden. Das Wetter war natürlich besser als in Mönchengladbach - da ich allerdings der französischen Sprache nicht besonders mächtig bin, ist die Kommunikation hier einfacher."

Erstaunlich einfach war es für Omlin auch, in die riesigen Fußstapfen von Sommer zu treten. Kein Wunder, der 29-Jährige genoss in der Schweiz eine hervorragende Torwart-Ausbildung. Stück für Stück steigerte er seine Herausforderungen vom SC Kriens über den FC Luzern, den FC Basel sowie den HSC Montpellier bis jetzt hin zu Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga. Seit November 2018 gehört er zudem der Nationalmannschaft an, nahm an der Euro 2021 teil, blieb dort als Nummer drei hinter Yann Sommer und dem Dortmunder Gregor Kobel allerdings ohne Einsatz.

Omlin ist selbstkritisch und sieht dank Torwart-Trainer Otte Steigerungs-Potenzial

Bei der Borussia sieht er besonders wegen Fabian Otte Potenzial, sich nochmals zu steigern. „Mit 29 Jahren bin ich jetzt endlich mal wieder bei einem Torwart-Trainer gelandet, mit dem ich mich weiterentwickeln kann. Fabian ist ein echter Freak, er hat immer wieder neue Einfälle". Zudem erleichtert ihm seine Selbstreflektierung den Weg zu Verbesserungen. So kritisierte sich Omlin im März nach dem 2:2 gegen Werder Bremen ob der beiden Gegentreffer selber. „Beim ersten durfte ich nicht rauskommen, das war ganz klar eine schlechte Entscheidung von mir und beim zweiten muss ich im Verbund mit meinen Vorderleuten viel besser verschieben."

Mit 1,89 Meter plus einer guten Sprungkraft kann er Flanken recht sicher abfangen, zudem ist er dank seiner Spritzigkeit stark auf der Linie sowie im Eins-gegen-Eins. Fußballerisch hingegen sieht er Verbesserungspotenzial, besonders mit dem linken Fuß. Verbessern muss sich seiner Meinung nach trotz des Umbruchs im Kader jedoch auch die Art der "Fohlen"-Auftritte. Obwohl erst sechs Monate im Trikot mit der Raute, analysierte Omlin am Dienstag im Trainingslager am Tegernsee die Rückrunde schonungslos. „Der Verein hat eine unglaubliche Strahlkraft sowie immens viele Fans und wir haben oft Leistungen gezeigt, die dessen unwürdig waren. Ich war richtig erschrocken darüber, was für Wellen wir in unseren Darbietungen hatten", meinte der zweifache Vater mit Blick auf den Fakt, dass die gesamte Saison über nicht einmal zwei Siege in Folge gelangen. „Mal haben wir ohne mit der Wimper zu zucken gewonnen, eine Woche später dann nichts auf die Reihe bekommen. Das war wie würfeln."

Kylian Mbappè wurde einst von Omlin weggefegt

Omlin fordert von daher für die neue Spielzeit ein Gesicht, dass den Fans wieder Freude bereitet. „Wir werden nicht jedes Spiel gewinnen können. Aber wir müssen in jedem Spiel eine Mannschaftsleistung bringen, die uns die Chance auf einen Sieg ermöglicht. Wenn wir als Team auftreten, dann können wir für jeden ein ekliger Gegner werden." Der in Sarnen im Kanton Obwalden zwischen Vierwaldstättersee und Berner Oberland geborene Omlin zeigt sich meinungsstark und versucht auch nicht, knifflige Fragen zu beantworten. So erstickt er etwaig aufkommende Kritik an den Wechselabsichten von Nico Elvedi im Keim. „Nico hat jetzt acht Jahre für die Borussia gespielt, das ist eine sehr lange Zeit. Er hat für Verein und Mannschaft viel geleistet und da muss man akzeptieren, wenn er nun etwas Neues versuchen möchte."

Bei so viel Offenheit riskierte unsere Zeitung im Rahmen dieser Medien-Runde in Rottach-Egern die Frage nach der von Borussia Mönchengladbach angestrebten, ob kolportierter 15 Millionen Euro Ablöse allerdings nicht einfach zu stemmenden Verpflichtung von Omlins Landsmann Fabian Rieder. Jonas Omlin grinste kurz und sagte dann: „Mit Fabian habe ich immer wieder mal Kontakt. Für mich wäre er ein guter Schweizer Freund, den ich hier bei der Borussia sehr gerne begrüßen würde." Es scheint, als wenn der Borussia mit Omlin auf und neben dem Platz ein guter Fang geglückt sei. Um keine Antwort verlegen und ohne Scheu selbst vor den größten Namen. Im Trikot von Montpellier fegte er am 22. Januar 2021 mit einer resoluten Aktion bei Paris St. Germain Star-Angreifer Kylian Mbappé um. „Ich wollte einen Steilpass abfangen, aber er war ein ganz klein wenig schneller als ich", schmunzelte Omlin. Seit dieser daraus resultierenden roten Karte agiert er zumindest bei Ausflügen aus dem Strafraum heraus etwas defensiver.