„Wir sind noch hungrig“
Marco Reus gibt Gas, und Gladbach beseitigt vor rauschender Kulisse die letzten Zweifel.
Mönchengladbach. Wutentbrannt und den Blick ins Leere gerichtet stapfte Raul Bobadilla drei Minuten vor dem Ende der Partie in Richtung Spielertunnel. Den warmherzigen Applaus schien der Argentinier bei seiner Auswechslung gar nicht wahrzunehmen. Zu sehr war "Büffel" Bobadilla offenbar noch mit jener Szene kurz zuvor beschäftigt, als er nach einem feinen Konterangriff freie Bahn hatte, aber seine Chance in aussichtsreicher Position hektisch vergab.
"Vielleicht hat sich Raul ja das eine oder andere Tor für den Rest der Saison aufgehoben", sagte Cheftrainer Michael Frontzeck nach dem 2:0-Sieg gegen die Frankfurter Eintracht in der stimmungsvollen Gladbacher Fußball-Arena. Kein Wunder: Allen im Stadion, die mit der Borussia sympathisieren, war am späten Freitagabend klar: Das war das I-Tüpfelchen zum endgültigen Klassenerhalt.
Ein paar Minuten nach seinem zornigen Abgang war der Mittelstürmer des VfL aber wieder da, wo die Musik spielte: vor der Nordkurve stimmte Bobadilla die "Humba tätärä" an - Schlussakkord im Borussia-Park nach dem zehnten Saisonsieg und Vorfreude auf die restlichen vier Begegnungen, unter anderem gegen die Top-Drei in der Bundesliga-Hitparade, FC Bayern, Schalke 04 und Bayer Leverkusen.
"Auch Bobadilla hat einen großen Beitrag geleistet zu diesem Erfolg", sagte der vor Glück strahlende Gladbacher Trainer später, "er ist ein junger Spieler, er darf Fehler machen. Unsere Fans haben halt ein feines Gespür für Nuancen. Ich habe mich sehr über den Applaus gefreut."
Michael Frontzeck sprach nach dem 16. Punkt in der Rückrunde vom vielleicht besten Saisonspiel: "Ich bin sehr, sehr zufrieden." War es tatsächlich das herausragendste Spiel 2009/2010? Auf jeden Fall wies der Verlauf der Begegnung von der Qualität ähnlich deutliche Merkmale auf wie beispielsweise das 1:0 aus der Hinrunde gegen den Meisterschaftskandidaten FC Schalke 04. Aber auch bei zahlreichen anderen Auftritten in dieser Saison entfalteten die Borussen immer wieder ihre Fähigkeiten und warfen, angeführt von Abwehr-Stratege Dante, Laufbereitschaft, Kampfgeist und Siegeswillen in die Waagschale. Und dank Dante, Michael Bradley, Juan Arango und der "Perle" Marco Reus gehören auch große spielerische Momente zu ihrem Grundstock.
Und wenn, wie nach dem frühen 1:0 durch Reus (6.), der von Bobadillas gefühlvoller Vorarbeit profitiert hatte, der Funke im Borussia-Park erst einmal überspringt, dann wird es für jede gegnerische Mannschaft schwer.
"Wir haben unter aller Sau gespielt, aber Gladbach war auch verdammt gut und hat uns richtig nass gemacht", sagte Frankfurts Stürmer Halil Altintop nach der Rückkehr der Eintracht auf den Boden der Realität. Die Träume von einem Europa-League-Platz sind bei den Adlerträgern erst einmal geplatzt.
Derweil sehen die Gladbacher Borussen nach nunmehr 37 Punkten gelassen ihren kommenden Aufgaben im Liga-Oberhaus entgegen. Am Samstag geht es nach Schalke.
"Wir wollen das Unmögliche möglich machen", sagte Cheftrainer Michael Frontzeck, und Marco Reus, die "Perle" in der Mönchengladbacher Elf, ergänzte vielsagend: "Wir sind noch richtig hungrig."