Bayern hält Hoeneß den Platz frei

Der Ex-Präsident fehlt beim Sieg gegen Leverkusen. Der Verein betont seinen Verbleib — in welcher Form auch immer.

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München. Der graue Schalensitz von Uli Hoeneß auf der Tribüne blieb leer, und es war Karl-Heinz Rummenigge anzumerken, wie sehr ihn dieser graue Sessel neben ihm zusetzte. „Das erste Spiel ohne Uli Hoeneß ist ein komisches Gefühl, weil der Platz neben mir leer war.“ Franck Ribéry hatte gerade mit dem FC Bayern 2:1 gegen Bayer Leverkusen gewonnen, es war das 50. Mal in Folge, dass der Rekordmeister ungeschlagen blieb, aber der Franzose hatte wenig Sinn für Fröhlichkeit. Traurig sei er, versicherte Ribéry, und merkte an: „Für uns wird er immer Präsident Uli Hoeneß bleiben.“

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Es gab vereinzelte Solidaritätsbekunden der Anhänger auf Transparenten wie „Danke Uli für 40 geile Jahre“ . Und nach 75 Minuten erklang plötzlich ein vieltausendfacher Chor in der mit 71 000 Zuschauern ausverkauften Arena: „Uli Hoeneß, Uli Hoeneß, Uli Hoeneß - du bist der beste Mann!“

Eine Haltung, die auch die Vereinsoberen ähnlich einnehmen. Der Club ordnet sein Machtzentrum neu und hält dem verurteilten Steuerbetrüger die Tür für eine Rückkehr offen. „Uli Hoeneß wird immer die Seele des Vereins sein. Was auch immer er machen will, alles ist möglich“, sagte Aufsichtsrat Edmund Stoiber.

Zunächst aber muss Hoeneß noch ein wenig vor den Staatsanwälten zittern. Heute wollen die Ankläger entscheiden, ob sie im Gegensatz zum 62-Jährigen das Urteil des Münchner Landgerichts anfechten und eine härtere Strafe erzwingen wollen. Hoeneß hatte am Freitag das Urteil von dreieinhalb Jahren Haft akzeptiert. Als Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters soll der 61 Jahre alte Karl Hopfner die Nachfolge des Bayern-Patriarchen antreten. Der von Stoiber geführte Verwaltungsbeirat schlug den früheren Finanzvorstand als neuen Vereinschef vor. Neuer 1. Vizepräsident soll Rudolf Schels werden, zweiter Vize Dieter Maier. Entscheiden wird eine außerordentliche Mitgliederversammlung am 2. Mai in München.

Wie lange die graue Eminenz Hopfner dann regiert, könnte wohl auch von Hoeneß und seinem Willen zu einem Comeback nach der Haft in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech abhängen. „Ich hoffe, dass ich das noch erleben darf, dass er zurückkommt“, sagte Star-Trainer Pep Guardiola. Der Spanier hat einen Vertrag bis 2016. „Uli Hoeneß wird dem Verein im Hintergrund erhalten bleiben. Seinen Instinkt und seine wirtschaftliche Kompetenz braucht der Verein“, vermutete der frühere Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld.

Noch mehr dürfte es künftig auf die Entscheidungen von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ankommen. „Wir müssen natürlich dafür sorgen, dass wir weiterhin stabil sind. Es wird nicht einfach sein, einen Mann wie Uli Hoeneß an der Spitze so ohne weiteres zu ersetzen“, bekannte Rummenigge. Aufsichtsrat Helmut Markwort indes versicherte: „Die wirtschaftliche und sportliche Situation des FC Bayern ist auch dank der Lebensleistung von Uli Hoeneß ungebrochen. Es ist keine Vereinskrise.“

In der Liga ist die Hoffnung auf eine Talfahrt des Branchenführers im Sog der Hoeneß-Affäre gering. „Das Wichtigste, das Uli Hoeneß geschafft hat, ist die finanzielle Basis des Vereins“, verwies Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler gestern auf die prallen Geldspeicher des FC Bayern. „Es ist natürlich schon so, dass eine Führungsqualität verloren gegangen ist“, erklärte Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl. Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer befand: „Es ist keine Stunde null, der Geist von Uli bleibt.“