Braunschweig punktet, aber Lieberknecht poltert
Leverkusen (dpa) - Jetzt ist Schluss! Torsten Lieberknecht war nach seinem Platzverweis stinksauer, der Trainer von Eintracht Braunschweig wollte Klartext reden.
„Wenn ich eine Strafe bekommen sollte, ist das ein großer Witz“, sagte der Coach. Und sollte er sie doch bekommen, sei er derjenige, der über sein eigenes Schicksal urteile. „Wenn sie kommt, entscheide ich, wo das Geld hinfließt: für soziale Zwecke, nicht an den DFB“, polterte der Trainer.
Was war überhaupt passiert? Im Bundesliga-Spiel bei Bayer Leverkusen läuft die 61. Minute, als Braunschweigs Mirko Boland gefoult wird. Schiedsrichter Guido Winkmann entscheidet auf Freistoß und unterbindet damit einen möglichen Braunschweiger Konter. Das bringt den emotionalen Lieberknecht zum Kochen. „Ich habe mich innerlich geärgert, mit der Bank und meinem Stuhl, sonst mit keinem, der auf dem Platz war“, sagte der Coach. Trotzdem wird er von Winkmann auf die Tribüne geschickt - sein dritter Platzverweis in dieser Saison. Der 40-Jährige ist fassungslos. „Das konnte keiner verstehen, selbst mein Sitznachbar auf der Tribüne nicht.“
Seine Spieler wollten die Szene nicht kommentieren. Doch statt mit Unverständnis reagierte seine Mannschaft mit Trotz. „Nach dem der Trainer auf die Tribüne geschickt wurde, galt für uns - jetzt erst recht!“, sagte der gefoulte Boland nach der Partie. Beim Stand von 1:1 wehrte sich der Tabellenletzte nach Kräften, kurz vor Schluss hatte der starke Boland sogar noch die Chance zum Siegtreffer. Vier Punkte aus den letzten zwei Spielen lassen die Eintracht wieder ernsthaft an den Klassenerhalt glauben.
„Wenn man zu Hause gewinnt und auswärts punktet, dann steigt man nicht ab“, meinte Torschütze Ken Reichel. Der Linksverteidiger hatte mit einem spektakulären Volley die Braunschweiger Führung bereitet (49.). Nach einer Flanke von Boland hämmerte er den Ball aus spitzem Winkel unter die Latte. „Wenn es klappt, dann würde ich es noch mal so machen“, freute er sich über sein erstes Bundesliga-Tor.
Trotz des schnellen Ausgleichs durch Stefan Kießling (52.) ließ sich Braunschweig nicht aus dem Konzept bringen. Mit großem Einsatz sammelt die Eintracht im Abstiegskampf mühsam ihre Punkte. Hätten vor einigen Wochen wohl nur die Optimisten des Vereins noch an einen Klassenverbleib geglaubt, beträgt der Rückstand auf den direkten Nicht-Abstiegsplatz mittlerweile nur noch vier Punkte. „Ich bin stolz, wie die Mannschaft den Kampf annimmt und sich nicht ergibt“, freute sich Lieberknecht über sein Team.
Auch am nächsten Wochenende will Lieberknecht mit seiner Mannschaft weiter für Furore sorgen. Auf ihn und seine Eintracht wartet ein besonderes Spiel - Hannover 96 reist zum Derby an. „Wir müssen jetzt zu Hause nachlegen. Dafür werden wir alles geben“, sagte Ken Reichel. Auch sein Trainer will die nächsten Punkte einfahren. Dafür will er seine Mannschaft erneut vom Spielfeldrand unterstützen - und zwar 90 Minuten lang.