Debakel in Augsburg HSV beschwört nach 0:4 im Abstiegskampf „Nehmerqualitäten“
Augsburg (dpa) - Mit solchem Fußball wäre die Relegation sogar noch ein Erfolg für den Hamburger SV. Der vom desaströsen 0:4 (0:2) beim FC Augsburg schwer geschockte Bundesligist bemüht sich sichtlich, vor den finalen drei Partien im Kampf gegen den Abstieg Zuversicht zu verbreiten.
„Ich weiß, dass unsere Mannschaft gute Nehmerqualitäten hat, um dann wieder da zu sein, wenn es darum geht“, sagte etwa Coach Markus Gisdol. Sportdirektor Jens Todt meinte: „Mir macht Mut, dass ich die Mannschaft schon ganz anders gesehen habe.“ Konkrete Indizien dafür, dass sich der auf den Relegationsrang 16 abgestürzte HSV im Saisonfinish tatsächlich noch direkt retten kann, waren das nicht.
Vielmehr boten der ideen-, mut-, und willenlose Auftritt höchsten Grund zur Sorge an der Elbe, dass nach einem verpatzten Saisonstart und einer kräftezehrenden Aufholjagd in der Rückrunde ausgerechnet im entscheidenden Mai die Energie fehlt. „Es lässt Körner“, räumte Innenverteidiger Mergim Mavraj rückblickend auf die jüngsten Wochen und Monate ein. „Es ist denkbar, dass die Mannschaft gerade ein bisschen kopfmüde ist“, erkannte auch ein besorgter Todt.
Für Abhilfe soll möglicherweise ein Kurz-Trainingslager sorgen, wie ein HSV-Sprecher bestätigte. „Wir prüfen Optionen“, wurde Sportchef Todt auf kicker.de zitiert. Eine Entscheidung wird am Dienstag erwartet. Am nächsten Sonntag kommt in Tabellennachbar Mainz 05 ein weiterer Abstiegskandidat ins Hamburger Volksparkstadion.
Völlig frustriert hatte Todt das Debakel auf der Bank in Augsburg über sich ergehen lassen müssen und nach Gründen gesucht für die zweithöchste Saisonniederlage just beim direkten Rivalen. Während der Vorsprung des HSV auf die direkte Abstiegszone auf vier Zähler schmolz, verließ der FCA erstmals seit dem 25. Spieltag den Relegationsplatz und hat nun zwei Punkte Vorsprung auf Hamburg.
Die Augsburger zeigten, was Abstiegskampf bedeutet: Mit Einsatz, viel Willen in den Zweikämpfen und den entscheidenden Offensivspielern gelang der Befreiungsschlag. „Ich habe eine brutal überzeugende Mannschaft auf dem Platz gesehen“, lobte Trainer Manuel Baum seine Truppe um die Torschützen Halil Altintop (28./41. Minute), Philipp Max (76.) und Raul Bobadilla (85.). Geschäftsführer Stefan Reuter sprach von einer „Wahnsinn-Leistung“ und einem „perfektem Spiel“.
Von solchen Attributen waren die Hamburger weit entfernt. „Das war des HSV nicht würdig“, attestierte Mavraj. „Das war nicht unser wahres, richtiges Gesicht. Wir sind enttäuscht, was wir den Fans zugemutet haben. Jetzt müssen wir die Wunden lecken.“
Just in den regelmäßigen Pleitephasen der Hamburger sieht Trainer Gisdol den Trumpf für das Saisonfinale. Er setzt für die Trendwende auf Erfahrung. „Wir haben schon ganz andere Nackenschläge wegstecken können“, sagte er und berichtete im Rückblick auf den Zwischenspurt zu Beginn der Rückrunde: „Mir war klar, dass irgendwann so eine Delle kommt. Ich hatte gehofft, dass sie nicht ganz am Ende kommt.“
Trotz des Abwärtstrends hat der HSV den Klassenverbleib weiter selbst in der Hand. Mit noch zwei Heimspielen gegen die Rivalen Mainz und Wolfsburg hat der Club rechnerisch gute Chancen. „Wir können zuhause eine Macht sein“, beschwor Gisdol. „Nächsten Sonntag brennt bei uns das Stadion, das ist hundertprozentig sicher. Wir haben noch zwei Heimspiele, in denen wir alles selber regeln können. Deswegen werden wir sicher nicht den Fehler machen und den Kopf in den Sand stecken.“
Dort wäre der Kopf fehl am Platz, gilt es doch, ebenjenen frei zu bekommen. Das wird schwierig, wie Verteidiger Mavraj meinte: „Wenn einmal der Wurm drin ist, dann bleibt er auch drin. Es ist ganz schwer, ihn da wieder rauszubekommen.“ Das klang nicht optimistisch.