Kruse wird zum Problemprofi - VfL Wolfsburg genervt

Wolfsburg (dpa) - Klaus Allofs ist genervt. Der VfL Wolfsburg, den der Manager des Fußball-Bundesligisten so gerne sympathisch und erfolgreich haben will, kommt nicht raus aus den Negativschlagzeilen.

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Aktuell muss sich Allofs vor allem mit seinem Angreifer Max Kruse rumärgern, der nach seiner Suspendierung vom Nationalteam immer mehr zum Problemprofi wird und sportlich derzeit nicht überzeugt. „Natürlich unterhalte ich mich lieber über gewonnene Spiele und sportliche Perspektiven als diese Thematik aufzuarbeiten“, sagte Allofs der Deutschen Presse-Agentur, nachdem Kruse vom Nationalteam suspendiert worden war.

Kruse war nach eigener Auskunft sauer darüber, von einer „Bild“-Reporterin auf der Feier zu seinem 28. Geburtstag fotografiert worden zu sein. „Natürlich war ich irgendwann genervt und habe dann vielleicht unpassend reagiert“, sagte Kruse.

„Der Vorfall am zurückliegenden Wochenende widerspricht meinen Erwartungen. Max hat sich zum wiederholten Male unprofessionell verhalten. Das akzeptiere ich nicht“, erklärte Bundestrainer Joachim Löw unmissverständlich nach enger Absprache mit Allofs, nachdem der erneuter Vorfall in einem Berliner Club publik geworden war.

„Ich glaube, dass er versteht, dass er von einem Fettnäpfchen ins nächste stapft. Er deutet die Warnsignale einfach nicht richtig. Da muss es einen grundlegenden Wandel in seiner Wahrnehmung geben und in der Art und Weise, wie er seinen Beruf ausübt“, schimpfte Allofs.

Erst vor einer Woche hatte Allofs Berichte bestätigt, wonach Kruse angeblich eine hohe Summe in bar in einem Taxi liegen gelassen haben soll. Allofs' Geduld scheint langsam beendet: „Die zweite Verwarnung muss er jetzt richtig einordnen. Vor dem Aus steht er unmittelbar nicht, aber er steht natürlich absolut auf dem Prüfstand.“

Vom Verein wurde Kruse bereits bestraft. Laut „Bild“ muss der Profi wie schon vor Wochenfrist erneut 25 000 Euro bezahlen. In der Nationalmannschaft droht Kruse nun das EM-Aus. „Das ist eine Entscheidung, die ich nachvollziehen kann“, sagte Allofs zur Ausbootung beim DFB-Team: „Max Kruse hat die Warnsignale in Bezug auf die Nationalmannschaft einfach nicht verstanden. Aber die hat er auch nicht verstanden im Innenverhältnis zum VfL Wolfsburg.“

Allofs hat derzeit mehr Probleme, als ihm lieb sind. In der großen Krise vom Mutterkonzern Volkswagen war lange Zeit unsicher, welche Konsequenzen sich für den VfL ergäben. Doch die VW-Chefs sonnten sich im sportlichen Erfolg, als der Club gegen Manchester United erstmals die K.o.-Runde der Champions League erreichte. Inzwischen sorgt der VfL fast für mehr negative PR als VW selbst.

Auf internationale Gegner wie Real Madrid Anfang April im Viertelfinale der Champions League wird man in der kommenden Saison in Wolfsburg wohl verzichten müssen. Bereits zehn Punkte Rückstand hat der Vizemeister und Pokalsieger aktuell auf Platz drei, der die direkte Qualifikation zu Königsklasse brächte. Gar um die Teilnahme an der Europa League muss der Tabellenachte bangen.

Hinzu kommen die fragwürdigen Aktionen neben dem Platz. Jetzt von Kruse, zuvor von Nicklas Bendtner und zudem von den eigenen Fans. Bendtner wird nach etlichen disziplinarischen Verfehlungen gar nicht mehr berücksichtigt. Zuletzt kam der Däne rund 45 Minuten zu spät zum Training. „Das Experiment gilt vorläufig als gescheitert“, hatte Allofs Ende Februar über Bendtner gesagt.

Aktuell liegt der Club mit Teilen der Fan-Szene im Clinch, nachdem beim Auswärtsspiel bei Hannover 96 am 1. März Leuchtraketen von den Fanrängen aufs Spielfeld und sogar auf die 96-Bank gefeuert worden waren. Der VfL reagierte unter anderem mit einem generellen Verbot von Großfahnen bei Heimspielen, was zu Ärger in der Fan-Basis führte.