Keine Nominierung zum Länderspiel Max Kruse fällt in Ungnade
Bundestrainer Löw streicht ihn aus dem Aufgebot. Der Wolfsburger werde seiner Vorbildrolle nicht gerecht.
Düsseldorf. Im vergangenen Oktober war noch alles gut. Max Kruse wurde im EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien in Leipzig eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt. Der Wolfsburger Profi kam, sah und traf nur drei Minuten später. Sein 2:1-Siegtreffer in einem eher quälenden Spiel war eine Erlösung für die deutsche Nationalmannschaft, die damit als Gruppensieger das EM-Ticket löste. Matchwinner Kruse trat anschließend mit breitem Grinsen vor die Kameras. Es war sein persönlicher Höhepunkt in der Nationalmannschafts-Karriere. Und womöglich sein letzter.
Joachim Löw hat ihn am Montag aus dem Aufgebot für die Länderspiele gegen England (Samstag) und Italien (29. März) gestrichen. „Max hat sich zum wiederholten Male unprofessionell verhalten. Das akzeptiere ich nicht“, begründete der Bundestrainer seine Entscheidung. Mit Blick auf die bevorstehende EM erklärte er: „Wir brauchen Spieler, die fokussiert und konzentriert und sich auch ihrer Vorbildrolle bewusst sind.“ Die Suspendierung betrifft zwar „zunächst“ nur die beiden Länderspiele, doch für Kruse dürfte der EM-Zug abgefahren sein.
Das Fass zum Überlaufen brachte eine Auseinandersetzung mit einer „Bild“-Reporterin, die am Samstag bei Kruses Geburtstagsfeier in einem Berliner Club fleißig fotografierte. „Natürlich war ich irgendwann genervt und habe dann vielleicht unpassend reagiert“, erklärte Kruse (28), der offenbar nicht wusste, dass es sich um eine Reporterin handelte. Angeblich entriss er der Frau das Handy und löschte die Fotos. Es tue ihm leid, er habe das in einem persönlichen Gespräch mit der Journalistin ausgeräumt, zitierte ihn das Boulevardblatt. „Bild“ wusste auch zu berichten, dass Wolfsburgs Manager Klaus Allofs tags darauf den Ex-Gladbacher zum Rapport gebeten und zu 25 000 Euro Geldstrafe verdonnert hatte. Die Überschrift lautete: „Der wilde Kruse“.
Auch die Geschichte mit dem im Taxi vergessenen Poker-Gewinn hatte „Bild“ publik gemacht. Angeblich 75 000 Euro in bar soll Kruse an einem frühen Sonntagmorgen im Oktober 2015 — nur wenige Tage nach dem Länderspiel gegen Georgien — liegen gelassen haben. Löw rüffelte ihn anschließend öffentlich: „Natürlich sehe ich das kritisch, ganz klar, da haben wir eine andere Erwartungshaltung.“ Was er kritisch sah, wurde nicht ganz klar: Das Pokern? Kruses fehlende Bettruhe? Oder seine Vergesslichkeit?
Und weil die Geschichte gerade so schön lief, legte „Bild“ mit einer Meldung nach, die bei jedem anderen Profi nicht der Erwähnung wert gewesen wäre: Kruse sei im Sommer von Allofs ermahnt worden, beim Frühstück weniger Schokoladenaufstrich zu konsumieren. Ob mit mehr oder weniger Nutella: Das eigentliche Problem ist, dass es für den VfL Wolfsburg in der Liga nicht rund läuft. Der Werksclub droht die internationalen Startplätze zu verpassen. Auch Max Kruses Bilanz mit sechs Toren und sechs Vorlagen in 25 Spielen ist eher mäßig. Die Weltmeister André Schürrle und Julian Draxler haben zwar auch nur jeweils fünfmal getroffen, liefern aber wenigstens keine Negativ-Schlagzeilen.