Rasiert, reaktiviert: Rensing macht „Big point“
Kaiserslautern (dpa) - Ein Seitenhieb aus München, aber Streicheleinheiten von seinen neuen Kollegen: Michael Rensing ist wieder zurück in der Bundesliga, und der 26-jährige Fußball-Torwart rettete bei seinem Debüt für den 1. FC Köln seinem neuen Arbeitgeber gleich einen Punkt.
„Ich war angespannt, aber es war schön, wieder in der Bundesliga zu spielen, gerade hier auf dem Betzenberg“, sagte der vom FC Bayern verschmähte Keeper nach dem 1:1 (1:0) beim 1. FC Kaiserslautern.
Im turbulenten Finale der Partie hatten sich der Kölner Debütant Rensing und sein Team mit Erfolg der gewohnt fulminanten Schlussoffensive der Lauterer erwehrt. „Das gehört abgeschafft, dass die in der zweiten Halbzeit auf ihre Kurve spielen dürfen“, stöhnte Kölns Linksverteidiger Christian Eichner. In der 87. Minute schienen die Pfälzer für ihr nimmermüdes Anrennen erneut belohnt zu werden: Thanos Petsos stand völlig frei vor Rensing - doch der wehrte den Ball gerade noch ab.
„Dafür haben wir ihn geholt. Wir wissen ja, dass er ein guter Torwart ist“, sagte Lukas Podolski, Rensings früherer Bayern-Kollege. Vor einem knappen Jahr stand der Schlussmann, der der Nachfolger von Oliver Kahn werden sollte, letzmals bei den Münchnern in der Bundesliga im Tor. Rasiert zuerst von Jürgen Klinsmann, dann von Louis van Gaal. Einst sah sich Rensing vor den heutigen Nationaltorhütern Manuel Neuer und René Adler. Aber im vergangenen Sommer lief sein Vertrag aus, das einstige Toptalent wurde für ein halbes Jahr arbeitslos und hielt sich beim VfR Garching fit.
„Es war keine einfache Zeit. Ich will das aber jetzt alles hinter mir lassen und gar nicht mehr darüber reden“, sagte Rensing nach dem Abpfiff. „Ich schaue jetzt nach vorne. Ich bin jetzt beim 1. FC Köln und ich fühle mich hier bislang sehr wohl.“
Kurz vor einem „Sky“-Interview hörte er mit, wie Studiogast Franz Beckenbauer ihn kritisierte: „Ich fand es mutig vom Trainer, dass er Rensing bringt. Er hat jetzt eineinhalb Jahre keine Spielpraxis. Das hat man teilweise auch an seinen Reaktionen gesehen, aber er bekommt das noch hin.“ Er sei auch einige Male durch den Strafraum geirrt. Sichtlich angefressen konterte der Kölner Keeper: „Das sehe ich anders.“ Später erklärte der „Kaiser“, er habe seine Aussage auf Rensings Zeit in München bezogen.
„Wir haben die große Chance verpasst, zwei Punkte mehr mitzunehmen“, ärgerte sich Kölns Trainer Frank Schaefer angesichts des Platzverweises von Lauterns Torjäger Srdjan Lakic nach bereits 39 Minuten. Den schickte Schiedsrichter Guido Winkmann wegen einer versuchten Tätlichkeit vom Platz. „Ich glaube, dass er mich so gern hat, dass er mich gestreichelt hat“, erklärte Eichner die Reaktion von Lakic nach einem Zweikampf zwischen den beiden.
Die Kölner waren durch ein Tor, „dass man in vielen Jahresrückblicken zu sehen sein wird“ (FCK-Trainer Marco Kurz), in Führung gegangen. Ein verirrter Rückpass von Rodnei landete am Pfosten der Gastgeber und Podolski nutzte den Abpraller zum 1:0 (29. Minute). Jan Moravek (51.) glich aus, und am Ende stand Rensing im Mittelpunkt. „Ein Big Point“, lobte sein Coach Schäfer. „Das war eine gute Leistung.“ Und ein erster kleiner Schritt für den in München gescheiterten Keeper, der im zweiten Anlauf beweisen will, dass er zum Bundesliga-Torhüter taugt und sagte: „Ich fühle mich stärker als je zuvor.“