Riesenerleichterung beim BVB - Klopp verordnet Freude
Freiburg (dpa) - Beim 1:0 ballte Jürgen Klopp die Faust, beim 2:0 klatschte er nur, beim 3:0 fiel er seinem Assistenten Zeljko Buvac um den Hals.
Die ganz großen Gefühlsausbrüche zeigte der 47-jährige Trainer bei Borussia Dortmunds Befreiungsschlag nicht. Seinen Profis aber verordnete er kollektiven Jubel: „Ich habe der Mannschaft schon vor dem Spiel gesagt, dass sie sich verdammt noch mal richtig freuen soll, wenn wir gewinnen - und nicht nur erleichtert sein soll. Wir waren zuletzt die einzige Fußball-Mannschaft der Welt, die sich nicht mehr richtig freuen konnte“, sagte Klopp nach dem 3:0 (1:0) des BVB beim SC Freiburg.
Der bis dato größte Krisenclub der Fußball-Bundesliga kann doch noch gewinnen. Mit dem ersten Erfolgserlebnis nach zuvor fünf sieglosen Spielen kletterte Dortmund vom letzten Tabellenplatz auf den Relegationsrang; es war zugleich der höchste Saisonsieg für den Champions-League-Teilnehmer.
„Um in den entscheidenden Momenten mutig zu sein, muss man auch nach drei, vier, fünf Monaten, in denen wenig geklappt hat, an seine Stärken glauben“, erklärte Klopp die Wende. „Heute haben wir einen ersten wichtigen Schritt in diese Richtung gemacht. Die Mannschaft hat heute bis zur 90. Minute das durchgezogen, was wir uns vorgenommen haben.“
Von der ersten Sekunde an zeigten sich die Dortmunder gewillt, den so ersehnten Dreier zu erzwingen. Wie wild jagten sie Ball und Gegner hinterher. So kamen die übernervösen Freiburger kaum dazu, mal vernünftig nach vorne zu spielen. Mike Frantz leistete sich zudem einen haarsträubenden Fehlpass, als er in der 9. Minute das Leder Pierre-Emerick Aubameyang in die Füße spielte. Der Stürmer aus Gabun umkurvte Torhüter Roman Bürki und Marco Reus brauchte nur noch zum 1:0 einzuschieben.
„Dieses Tor war natürlich wahnsinnig bitter, das ist schlimmer als ein Eigentor“, klagte Freiburgs Trainer Christian Streich, der nach dem Abpfiff ziemlich verzweifelt war: „Wir haben heute einfach ein furchtbares Spiel gemacht. Wir hatten einen sehr, sehr schwachen Tag. Wir waren chancenlos.“
Wie ein Absteiger agierte der Sportclub. Der einzige Schuss bei sieben Versuchen, der überhaupt aufs Tor kam, gelang Kapitän Oliver Sorg kurz vor der Pause. Hingegen ballerte die Borussia 22 Mal Richtung Bürki, der ein Debakel verhinderte.
Vor 24 000 Zuschauern im ausverkauften Schwarzwald-Stadion erinnerten die Gäste daran, welche Klasse in ihren Protagonisten wie Reus, Mats Hummels - und vor allem Aubameyang steckt. Der 25-Jährige enteilte seinem bedauernswerten Bewacher Pavel Krmas (34) ein ums andere Mal und durfte seinen ersten Doppelpack in dieser Saison feiern: In der 56. und 72. Minute erhöhte er auf 2:0 und 3:0 - der zweite Auswärtssieg der Dortmunder in dieser Spielzeit war perfekt.
„Es war in der Tat ein Kopfproblem. Wir haben gestern eine Sitzung gehabt, in der der Trainer das angesprochen und die richtigen Worte gefunden hat“, meinte Aubameyang. Klopp wollte das allerdings nicht zu hoch hängen: „Wenn's immer so einfach wäre... Es reicht aber nicht, wenn die Mannschaft an meine Worte glaubt, sie muss an sich glauben.“ Er habe seinen Spielern nach der Heimniederlage gegen Augsburg gesagt, dass sie konsequenter sein müsse.
Das waren die BVB-Profis dieses Mal - auch bei den von Klopp verlangten Freudenausbrüchen: Aubameyang feierte seinen dritten Treffer mit einem Salto, Torhüter Roman Weidenfeller stürmte über den halben Platz und stürzte sich in die Traube der jubelnden Spieler. „Wir sind mit uns im Reinen“, meinte Klopp.