Schalkes Schulterschluss mit Breitenreiter
Gelsenkirchen (dpa) - Nach dem Sieg der Moral und Leidenschaft stärkten die Schalker Profis ihrem Trainer demonstrativ den Rücken, doch André Breitenreiter sah sich unverhofft mit Gerüchten um Lucien Favre konfrontiert.
Manager Horst Heldt bestritt nach dem 3:2 (1:1) gegen den Hamburger SV jegliche Gespräche mit dem ehemaligen Erfolgscoach von Borussia Mönchengladbach. „Ich habe weder den Berater noch Lucien Favre kontaktiert. Intern gibt es keine Trainerdiskussion. André macht einen sehr guten Job“, betonte Heldt. Aufkeimende Spekulationen seien ihm „ziemlich schnuppe“.
Allerdings hat Heldt die Geschicke des Clubs nur noch bis zum Saisonende in der Hand. Danach entscheidet sein Nachfolger Christian Heidel. Und laut „Bild“-Zeitung hege der Noch-Mainzer Zweifel, ob Breitenreiter ein Topteam entwickeln könne. Heidel soll dem Bericht zufolge schon mit dem Berater des Schweizers verhandelt haben. Favre war nach fünf Niederlagen zu Saisonbeginn in Gladbach zurückgetreten, genießt jedoch einen exzellenten Ruf in der Branche. „Das ist eine neue Situation für mich in meiner Trainer-Karriere“, erklärte Breitenreiter bei Sky. „Bisher ging es da nur steil bergauf. Aber ich lasse das nicht an mich heran.“
Zwar war der 42-Jährige nach zuletzt schwachen Auftritten gegen Donezk (0:3) und in Frankfurt (0:0) in die Kritik geraten. Doch mit dem überzeugenden Heimerfolg gegen die Hanseaten spielte sich sein Team nach fünf sieglosen Pflichtspielen überzeugend aus der Krise. Selbst der frühe Rückstand durch Nicolai Müller (4.) nach einem Missverständnis zwischen Roman Neustädter und Torhüter Ralf Fährmann warf den Revierclub nicht wie zuletzt aus der Bahn. „So etwas kann in der momentanen Situation fatale Folgen haben. Aber die Jungs haben die Köpfe oben behalten und Moral bewiesen“, lobte Breitenreiter.
Nach Max Meyers Ausgleich (38.) brachten sich die Hanseaten durch die Geld-Rote Karte für Abwehrchef Johann Djourou (45.) endgültig selbst aus dem Tritt. „Man kann eigentlich nicht besser ins Spiel finden. Aber nach dem Platzverweis wurde es schwieriger. Insgesamt haben wir keinen Zugriff bekommen und bei Ballbesitz zu wenig gezeigt“, räumte HSV-Coach Bruno Labbadia ein. Nach nur einem Sieg aus den letzten zehn Partien muss sein Team aufpassen, nicht doch wieder in den Abstiegssog zu geraten. Gojko Kacar, der den Endstand markierte, warnte: „Wir waren schon oft in solchen Situationen und müssen als Mannschaft mehr investieren.“
Nach dem 2:1 durch Klaas-Jan Huntelaar, der im zehnten Spiel gegen den HSV zum elften Mal traf, und dem 3:1 des starken Alessandro Schöpf demonstrierten die Spieler mit einer Jubeltraube um den Chefcoach ihren Zusammenhalt. „Das war kein Zufall“, betonte Meyer. „Es zeigt, dass wir zum Trainer stehen und ihm vertrauen.“
Zwar machte Schalke im Kampf um einen Europacup-Platz einen Rang gut, doch bis auf Leverkusen zeigte die Konkurrenz keine Schwächen. Dass ausgerechnet Mainz nach dem 2:1-Coup bei den Bayern vorn weiter mitmischt, liegt dem ansonsten gelöst und locker wirkenden Heldt aber im Magen. „Die können wir da jetzt gar nicht gebrauchen. Aber wenn wir in Köln nachlegen, wäre es perfekt.“ Die ersehnte Ruhe auf Schalke dürfte aber selbst dann nicht aufkommen, da gibt sich Heldt keinen Illusionen hin: „Das ist hier immer etwas schwierig.“