BVB stolpert in Krise - Klopp: Das ist bitter

Hannover (dpa) - Titelverteidiger Borussia Dortmund steht unter Schock, selbst „Strahlemann“ Jürgen Klopp ist das Lachen vergangen.

„Das ist ganz, ganz bitter. Es fühlt sich genauso fies an, wie es sich jeder vorstellen kann“, kommentierte der BVB-Trainer mit ernster Miene die unnötige 1:2 (0:0)-Pleite bei Hannover 96. Die zweite Bundesliga-Niederlage hintereinander und das siebte sieglose Auswärtsspiel seit Februar haben die Westfalen in eine Krise gestürzt. „Sieben Punkte nach sechs Runden sind eindeutig zu wenig„, bilanzierte Sportdirektor Michael Zorc.

Der ordentliche Eindruck, den der BVB als dominierende Mannschaft auch ohne den gesperrten Jung-Star Mario Götze 75 Minuten hinterließ, zählte am Ende nichts. „Wir spielen nicht zum Selbstzweck sondern ums Ergebnis“, stellte der enttäuschte Klopp nach der turbulenten Schlussphase fest, in der Hannover vor 49 000 Zuschauern einen 0:1-Rückstand in einen umjubelten Heimsieg drehte. So etwas wäre vor einem Jahr, als der BVB an gleicher Stelle mit 4:0 triumphierte, nicht möglich gewesen. Doch der Meister hat seine Souveränität verloren, von Jubelstimmung ist nichts mehr zu spüren.

„Das wird eine ganz, ganz durchschnittliche Rückfahrt“ sagte der Dortmunder Trainer, der schon an das nächste Heimspiel bei Mainz 05 dachte. „Da haben wir Druck, denn wir haben zu wenig Punkte“, beschrieb er die angespannte Situation, die weder er noch die Profis auf die die missliche Personallage zurückführen wollten. „Wir haben einen großen Kader für drei Wettbewerbe. Ich glaube, wir müssen lernen, über 95 Minuten 100 Prozent zu geben“, analysierte Verteidiger Marcel Schmelzer die Niederlage: „Noch haben wir genügend Zeit und Spiele, um an den Problemen zu arbeiten.“

Die Probleme begannen mit der BVB-Führung durch den Japaner Shinji Kagawa in der 63. Minute. Dortmund, das lange Zeit dominiert hatte, zog sich zurück, schlug Bälle planlos nach vorne und brachte die Hausherren zurück ins Spiel. Drei Minuten vor Schluss nutzte 96-Verteidiger Karim Haggui seine zweite Chance zum Ausgleich. Rund 120 Sekunden später erzielte Didier Ya Konan sein ersten Saisontor und belohnte die Niedersachsen für ihre ausgezeichnete Moral. „Wir sind sehr, sehr unglücklich - wegen fünf Minuten. Wir haben das Spiel bis zur 85. Minute beherrscht“, meinte Borussen-Profi Neven Subotic, der beim ersten Gegentor strauchelte.

96-Trainer Mirko Slomka hatte beim Einwechseln eine glücklichere Hand als Meistertrainer Klopp. Der musste in Schmelzer, Robert Lewandowski und Mats Hummels drei angeschlagene Spieler rausnehmen, Slomka schonte zunächst in Sergio Pinto und Konstantin Rausch zwei Stammspieler, die aber nach ihrer Einwechslung viel Druck machten. Das in Artur Sobiech der dritte Einwechselspieler die Rote Karte in der Nachspielzeit sah, spielte keine Rolle. „Das ist erstaunlich. Diese Mannschaft versucht immer, Power-Fußall zu spielen“, lobte Slomka seine Profis.

Die 96-Mannschaft, die nach dem Europa League-Match gegen Lüttich zwei Tage weniger Regenerationszeit hatte als der BVB, stellte mit nunmehr elf Punkten den Kontakt zur Spitzengruppe her. „Wir haben die Belohnung für die vergangenen Wochen erhalten“, stellte Stürmer Jan Schlaudraff fest. Vor der Spitzengruppe sind die Dortmunder weit entfernt, auch wenn sie vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw, der in Ron-Robert Zieler und Roman Weidenfeller zwei starke Torhüter sah, mehr Spitzenwerte him atten. „In der Statistik sind wir in allen Belangen besser, nur nicht beim Ergebnis“, sagte Klopp.