Fußball Champions League: Bisseck möchte Wirtz stoppen

Am Dienstag kommt es zum Champions-League-Duell zweier ehemaliger Kölner Talente. Der "Effzeh" erkannte das Potenzial von Yann-Aurel Bisseck nicht - nun ist er auf gutem Wege, sich bei Inter Mailand zu etablieren.

Fußball: Champions League, Inter Mailand - RB Leipzig, Vorrunde, 5. Spieltag, Stadio Giuseppe Meazza. Inters Torwart Yann Sommer und Spieler Yann Bisseck jubeln noch im Spiel.

Foto: dpa/Jan Woitas

Giuseppe Bergomi muss es wissen. Schließlich hat der heute 60-Jährige von 1979 bis 1999 als Innenverteidiger 754 Spiele für Inter Mailand bestritten. Der Weltmeister von 1982 ist eine Inter-Ikone, seine Meinung wird gehört und so wurde er vor der Saison auch zu Yann-Aurel Bisseck befragt. „Yann besitzt riesiges Potenzial. Natürlich ist er noch jung und von daher unterlaufen ihm hin und wieder noch Fehler. Ich glaube allerdings, dass er in dieser Saison zur größten positiven Überraschung avancieren könnte“, sagte Bergomi.

Yann-Aurel Bisseck? In Deutschland ist der gebürtige Kölner bis dato noch relativ unbekannt, doch so langsam werden Fans und Medien immer mehr auf ihn aufmerksam. Im Sommer 2023 hatte Inter Mailand den Innenverteidiger für 7,2 Millionen Euro vom dänischen Erstligisten Aarhus GF losgeeist, bereits in seinem ersten Jahr durfte er bei 21 der 49 Pflicht-Partien mitwirken. In dieser Saison stand Bisseck in acht der 13 Serie-A-Spiele sowie in allen fünf Partien der Champions League auf dem Rasen. So soll es auch am nächsten Dienstag sein, wenn Inter zum Duell der Meister bei Bayer 04 Leverkusen antritt. Für Bisseck würde es dann natürlich ein ganz besonderer Abend sein.

Schließlich liegt im Rheinland seine Heimat. Die Eltern kamen vor seiner Geburt über ein Stipendium aus Kamerun nach Köln, um zu studieren. Sohn Yann-Aurel wuchs im Stadtteil Dellbrück auf und begann beim SV Adler Dellbrück mit dem Fußballspielen. 2007 wechselte er in die F-Jugend des 1. FC Köln und durchlief dort bis zur U19 jedes Nachwuchsteam der "Geißböcke". Am 26. November 2017 dann setzte ihn Trainer Peter Stöger gegen Hertha BSC erstmals bei den Profis ein. Mit 16 Jahren wurde Bisseck so zum jüngsten Bundesligaspieler des "Effzeh".

„Mit mir ist kaum gesprochen worden“

Doch wie schon bei Florian Wirtz - dem sich Bisseck am Dienstag in Leverkusen gegenübersieht - verpasste der 1. FC Köln es, ein großes Talent zu halten. Dabei bot sich nach dem Abstieg 2018 die beste Chance dazu. Stattdessen wurde Bisseck an Holstein Kiel, Roda JC Kerkrade, Vitoria Guimaraes sowie Aarhus GF gleich viermal verliehen und an die Dänen dann 2022 für 1,72 Millionen Euro verkauft. „Mit mir ist kaum gesprochen worden. Auch wurde mir während der Leihen nicht viel geholfen, ich habe alles selber gemacht. Ich habe mir gewünscht, dass man mehr Interesse zeigen würde“, erklärte Bisseck in einem Interview mit der Internet-Zeitung "Geissblog".

Zwar sei er, wie einige andere junge Spieler, 2018 mit ins Sommer-Trainingslager genommen worden. Doch schon zu Beginn habe Trainer Markus Anfang gesagt, dass sie zwar mit trainieren dürften, er aber nicht vorhabe, sie spielen zu lassen. „Da habe ich mich gefragt, warum ich den Vertrag unterschrieben habe. Wenn die Verantwortlichen der Meinung waren, dass ich nicht die nötige Qualität besitze, dann hätten sie mir das gleich sagen können. Grundsätzlich hat es sich für mich einfach nicht so angefühlt, als wäre ich wirklich willkommen gewesen. Aber zum Glück hat sich inzwischen ja alles zum Guten gewendet“, erklärte Bisseck gegenüber "Geissblog".

Kamerun versucht, Bisseck dem DFB abzuwerben

In Dänemark avancierte der 1,96m lange Innenverteidiger zu einem der besten Spieler der Liga, in Italien durfte er vergangenen Sommer die Meisterschaft feiern. Natürlich kommt Bisseck noch nicht in jedem Spiel zum Einsatz, oft wird er überdies erst eingewechselt. Allerdings steht mit Benjamin Pavard, Stefan de Vrij, Alessandro Bastoni oder Francesco Acerbi auch hochkarätige Konkurrenz im Kader der Blau-Schwarzen. Für diese war er als Vorgriff auf die Zukunft gedacht, schließlich sind Acerbi (36) und de Vrij (32) nicht mehr die Jüngsten. Schneller als gedacht aber ist Bisseck zu einer echten Alternative geworden. „Ich habe immer dran geglaubt“, sagte Bisseck gegenüber DAZN.

Mit Fleiß hat der Abiturient und Volkswirtschaftslehre-Student seine Karriere vorangetrieben. „Es war kein einfacher Weg, um mich im Elite-Fußball zu etablieren. Ich habe lange geackert, um dem Trainer hier zu beweisen, dass ich auf hohem Niveau mithalten kann“, meinte Bisseck bei DAZN. Inzwischen macht er das so gut, dass der Verband von Kamerun um seine Länderspiel-Dienste buhlt. Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann hat den Kölner auf dem Schirm und Glück, dass der sich klar positioniert. „Meine Priorität ist der DFB, bei ihm habe ich seit der U17 alle Nationalmannschaften durchlaufen“, sagte Bisseck der "Sport-BILD“. Der 1. FC Köln ist derweil wieder zweitklassig.

(tsch)